Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Avantgarde trifft Dancefloor
Cleaning Women liefern mit „Intersubjectivity“virtuose Tanzmusik der Zukunft
RAVENSBURG - Wäschetrockenerständer haben es den Cleaning Women offenbar besonders angetan, wie man im Booklet ihres aktuellen Albus „Intersubjectivity“(Svart Records) sieht. Tatsächlich ist die experimentelle Musikgruppe ihrem Hang zu ungewöhnlichen, selbst gemachten Musikinstrummenten aus Haushaltsgegenständen treu geblieben. Da kommen Waschzuber, Kaffebohnendose, Mülltonne, Plastikeimer, Metallplatte oder Holzboxen zum Einsatz.
In Zeiten von Re- und Upcycling scheint dies so ungewöhnlich nicht. Das wird es erst, wenn man erfährt, dass die drei Reinigungsroboter CW01 (Risto Puurunen), CW03 (Timo Kinnunen) und CW04 (Tero Vänttinen) seit mehr als 20 Jahren derart musizieren. Und dass nicht nur im Studio, sondern auch live bei bislang mehr als 500 Konzerten in über 20 Ländern auf drei Kontinenten.
Das erklärt die hohe musikalische Präzision und Virtuosität der zehn Synthie-Poptracks auf dem Album, die derart abwechlungsreich und ideenreich von Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten) abgemischt wurden, dass sie eigentlich auf jedem Dancefloor der Welt gespielt werden können und sollten.
Der Hang zu Science-Fiction und Zukunftsmusik ist dabei unüberhörbar, sollte aber angesichts des Gesamtkonzepts der Cleaning Women nicht überraschen, zumal sie auch Live-Soundtracks für Stummfilmklassiker performten, darunter 2003 für „Aelita – Der Flug zum Mars“und 2011 für Fritz Langs „Metropolis“.
„Exzellentes Zeugs“, urteilte einst der britische Musikexperte John Peel über die Musik der Cleaning Women. Dem ist nichts hinzuzufügen.