Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
VfB muss den Erfolgstrainer ziehen lassen
Vital Heynen verlässt Volleyball-Pokalsieger Friedrichshafen für Olympia 2020
FRIEDRICHSHAFEN (sz/tk) - Das war so nicht zu erwarten: Kaum 24 Stunden nach dem Sieg im deutschen Volleyball-Pokalfinale hat der VfB Friedrichshafen am Montag überraschend bekanntgegeben, dass Trainer Vital Heynen am Saisonende den Verein verlassen wird. Er möchte sich als polnischer Nationaltrainer ganz auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio konzentrieren und wird daher keine Vereinsmannschaft mehr trainieren. Mit den Polen ist Heynen im Herbst überraschend Weltmeister geworden. Nun will er bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr eine Medaille mit den Osteuropäern gewinnen.
Apropos gewinnen: Sechs Titel hat Vital Heynen in den vergangenen drei Spielzeiten mit den Volleyballern des VfB Friedrichshafen gewonnen. Am Sonntag verteidigten die Friedrichshafener den Pokal in Mannheim vor mehr als 10 000 Zuschauern gegen die SVG Lüneburg – es war der dritte Pokalsieg in Folge. Und der letzte für Heynen.
Suche nach Nachfolger läuft
Der Belgier hat aber trotz seines Abschieds noch einiges vor mit dem VfB: „Ich will unbedingt noch die Meisterschaft gewinnen“, sagt der 49-Jährige. Seit der Saison 2016/17 ist Heynen beim VfB. Die deutsche Meisterschaft, die der VfB in der vergangenen Saison durch die Finalniederlage gegen Berlin knapp verpasste, wäre für ihn die Krönung seiner Zeit beim VfB. 2015 wurde Friedrichshafen zuletzt Deutscher Meister, danach folgten drei Berliner Siege in Folge. Nun will der VfB wieder an der Reihe sein.
„Eigentlich wollte der polnische Verband Vital schon in der letzten Saison nur als Verbandstrainer. Wir wollten ihn jedoch unbedingt halten und haben dann diese Lösung gefunden. Uns war bereits bei den Gesprächen im vergangenen Jahr bewusst, dass die Doppelbelastung mit VfB und der polnischen Nationalmannschaft sehr groß wird“, sagt Wunibald Wösle, Beiratsvorsitzender der VfB Friedrichshafen Volleyball GmbH. „Da Vital und wir der Meinung sind, dass sich diese Belastung im Olympiavorbereitungsjahr deutlich steigern wird, haben wir uns verständigt, die Zusammenarbeit mit ihm zum Saisonende, auch zum Wohle des Vereins, zu beenden.“
Für Heynen liegt der Fokus in den kommenden Wochen aber noch ganz auf dem VfB. „Ich möchte, dass die Mannschaft weiter Spaß hat und um jeden Punkt kämpft. Mir ist wichtig, dass wir jetzt alle zusammen an unserem Traum von der Meisterschaft arbeiten“, wird der Belgier in einer Pressemitteilung zitiert. „Es gibt fünf oder sechs Mannschaften, die den Titel holen können. Eine davon sind wir.“Direkt nach der Saison geht es für Heynen nach Polen, bevor er ab Mitte Oktober „endlich wieder Zeit mit meiner Familie“verbringen wird. „Das ist in den letzten Monaten auf der Strecke geblieben“, sagt der 49-Jährige. „Das ist nicht gut.“
Die Verantwortlichen des VfB sind bereits auf der Suche nach einem neuen Trainer. „Wir reden mit Vital schon seit einigen Wochen über das Thema“, sagt VfB-Geschäftsführer Guido Heerstraß. „Allerdings lassen wir uns jetzt auch die nötige Zeit, um die beste Lösung für den Verein zu finden.“Mit Heynen soll die Saison maximal erfolgreich enden.