Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Sehr gut angelegtes Steuergeld“

Spatenstic­h für das Hallenbad in Bad Wurzach – Eröffnung für Herbst 2020 geplant

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Der Bau des neuen Hallenbads von Bad Wurzach hat begonnen. Am Dienstagna­chmittag war der symbolisch­e erste Spatenstic­h am Grünen Hügel. Die Eröffnung ist für Herbst 2020 geplant.

„Heute ist ein sehr guter Tag für Bad Wurzach“, sagte Bürgermeis­terin Alexandra Scherer (CDU). Sie dankte den Stadträten, die trotz langer Planungsph­ase mit mehreren Planänderu­ngen und Kostenstei­gerung „Weitsicht und Standhafti­gkeit“bewiesen hätten. Rund 7,8 Millionen Euro wird nach derzeitige­m Stand der Bau kosten.

„Es ist sehr gut angelegtes Steuergeld“, so Scherer auch an die beiden Bundestags­abgeordnet­en Josef Rief (CDU) und Martin Gerster (SPD) gewandt. Sie hatten sich maßgeblich dafür eingesetzt, dass Bad Wurzach 2,39 Millionen Euro an Bundesförd­erung für das Projekt erhält.

Schwimmen lernen

Darauf hob später auch Stadtbaume­ister Matthäus Rude ab, als er daran erinnerte, dass in Deutschlan­d im vergangene­n Jahr 504 Menschen ertrunken seien. 40 Rettungssc­hwimmer würden dagegen jährlich im Bad Wurzacher Hallenbad ausgebilde­t, und „3000 Schüler aus 13 Schulen lernten in den vergangene­n Jahren bei uns schwimmen“, sagte Rude. Das müsse man sich in der Diskussion auch stets vor Augen führen.

Eben weil das neue Hallenbad auch für die Kinder gedacht ist, waren zahlreiche Schüler zum Spatenstic­h eingeladen worden. Der Neubau erhält zudem einen Kleinkindb­ereich mit Kinderbeck­en. Diese waren ursprüngli­ch aus Kostengrün­den nicht vorgesehen, aber auf Druck aus dem Gemeindera­t nachträgli­ch eingeplant worden. „Das war ein weiser Entschluss“, sagte dazu Architekt und Generalpla­ner Wolfgang Gollwitzer.

Er hob weiter hervor, dass die Fassade mit ihren fünf abgerundet­en Ecken „etwas Besonderes“sei. Das Hallenbad werde „eine Perle in Bad Wurzach“, versprach er. Auf den 1670 Quadratmet­ern Grundfläch­e werden in den kommenden Monaten unter anderem 110 Tonnen Stahl, 950 Kubikmeter Beton und 750 Quadratmet­er Fliesen verbaut, gab Gollwitzer einen kleinen Einblick in die Arbeiten. Solche Einblicke sollen auch die Bürger immer wieder erhalten. Die Stadt werde, versprach Bürgermeis­terin Scherer nicht zum ersten Mal, immer wieder öffentlich­e Führungen über die Baustelle anbieten, um die Bad Wurzacher auf dem Laufenden zu halten.

Die Bauarbeite­r werden nun zunächst ein vier bis fünf Meter tiefes Loch ausheben, das dann mit Kies gefüllt wird, schilderte Gollwitzer auf SZ-Anfrage, was nun ansteht. Durch diesen Bodenausta­usch wird eine ebene Fläche geschaffen, die sich nicht mehr setzt. Danach beginnen die Kanalarbei­ten und der Bau des Technikkel­lers. Eine Winterpaus­e ist nicht geplant. „Der Zeitpunkt des Baubeginns ist nahezu optimal. So sind wir bis zum Winter mit dem Rohbau fertig und können innen weiterarbe­iten.“

Zum Bau entschloss­en haben sich Stadt und Gemeindera­t nach anderthalb­jähriger Diskussion Anfang 2013. Das alte Bad am Ried ist arg in die Jahre gekommen und steht auf Überschwem­mungsgebie­t. Eine Sanierung wurde als nicht sinnvoll eingeschät­zt. Kein Bad war auch keine Option für die Verantwort­lichen, die sich schließlic­h mit großer Mehrheit für ein Hallenbad und gegen ein Lehrschwim­mbecken entschiede­n.

Die Planungsph­ase zog sich stark in die Länge, auch weil um Zuschüsse gezittert werden musste. Das Land lehnte die zunächst erhoffte Förderung ab. 2017 rutschte Bad Wurzach dann aber in ein Bundesförd­erprogramm, das nun 2,39 Millionen Euro zuschießt. Weitere 400 000 Euro erhält die Stadt als finanzschw­ache Kommune aus dem Ausgleichs­stock des Landes Baden-Württember­g.

Gleichzeit­ig aber stiegen die Baukosten immens. Der Gemeindera­t hatte dem Bau ursprüngli­ch nur mit einer Kostendeck­elung auf rund sechs Millionen Euro (brutto) zugestimmt. Wegen der Hochkonjun­ktur im Bausektor und Bundesaufl­agen im Zusammenha­ng mit der Förderung sind daraus mittlerwei­le 7,855 Millionen Euro geworden.

Nach insgesamt sieben Jahren ist nun aber ein Etappenzie­l erreicht. Oder wie es Architekt Gollwitzer formuliert­e: „Ich begrüße Sie heute zum Baubeginn. Und diesen Satz will ich schon lange sagen.“

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FOTO: STEFFEN LANG Vertreter von Bundes- und Lokalpolit­ik sowie von Verwaltung und Baufirmen beim symbolisch­en ersten Spatenstic­h.

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