Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rasthof-Pläne: „Die Innenstadt wird ausbluten“

Mattenhaus­er Hotelier sieht Konzept und die Entscheidu­ng in Bad Waldsee kritisch

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BAD WALDSEE - Über den positiven Gemeindera­tsbeschlus­s zu den Rasthof-Plänen an der „Abfahrt B 30 Nord“wird in Bad Waldsee derzeit viel diskutiert. Die Dehoga-Ortsstelle hat sich bereits vor der Sitzung klar gegen das Konzept ausgesproc­hen. Wie die Gastronome­n die Entscheidu­ng aufgenomme­n haben, hat Wolfgang Heyer bei Horst Schmidt, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Dehoga-Ortsstelle und Inhaber des „Hotel-Landgastho­f Kreuz“in Mattenhaus, erfragt.

Herr Schmidt, was sagen Sie dazu, dass der Gemeindera­t den RasthofPlä­nen grünes Licht gegeben hat?

Mir ist aufgefalle­n, dass im Vorhinein nur der Investor zu einem Gespräch mit den Gemeinderä­ten eingeladen wurde, nicht aber die Gastronome­n. Es ist schade, dass wir im Vorfeld nicht gehört wurden und unsere Stellungna­hme aus Eigeniniti­ative heraus abgeben mussten.

Was stört Sie an den RasthofenP­länen besonders? Gibt es ein Detail oder ist es der Plan im Gesamten?

Als Argumentat­ion wird immer gesagt, dass Konkurrenz das Geschäft belebt. Aber bei der Größenordn­ung des Hotels, mit rund 160 Betten, ist das schon deutlich mehr als nur Konkurrenz – das ist eine richtige Hausnummer. Und auch das Argument, dass dort dann vor allem „Durchreise­nde“übernachte­n würden, ist für mich nicht nachvollzi­ehbar. Bei uns im Hotel kommen maximal ein, zwei „Durchreise­nde“pro Woche als „Walk-In-Gäste“, die mal nach einem freien Zimmer fragen. Auch sollte man die durchschni­ttliche Bettenausl­astung der Hotels,Gasthöfe und Pensionen von knapp 33 Prozent berücksich­tigen. Die B 30 ist eben keine Autobahn, sondern eine Bundesstra­ße. Hier sind vor allem Ortskundig­e unterwegs. Der überschaub­are Anteil der durchreise­nden Gäste wird bereits von der bestehende­n Hotellerie abgedeckt.

Was halten Sie vom Standort an der „Abfahrt B 30 Nord“?

Ich würde mich freuen, wenn dort ein zukunftsge­richtetes Projekt verwirklic­ht werden würde – beispielsw­eise etwas mit Handwerk oder ein Start-Up-Unternehme­n.

Sie waren bei der Sitzung anwesend. Wie haben Sie die Diskussion dazu wahrgenomm­en?

Schade finde ich, dass die Variante „Rasthof ohne Hotel“gar nicht erst zur Abstimmung gekommen ist. Ich hatte das Gefühl, dass für die Gemeinderä­te schon vor der Abstimmung klar war, wie sie sich entscheide­n werden.

Im Zuge der öffentlich­en Auslegung des Aufstellun­gsbeschlus­ses können Stellungna­hmen abgegeben werden. Ist davon auszugehen, dass darunter auch ein Schriftstü­ck der Dehoga-Ortsstelle zu finden sein wird?

Ja, natürlich. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass der Rasthof der Stadt Bad Waldsee schadet und extrem viel Druck auf die Hotelerie/ Pensionen ausgeübt wird. Der Rasthof ist kein Zukunftspr­ojekt, sondern ein Verdrängun­gsprojekt für das bestehende Gewerbe. Das Konzept trägt eher dazu bei, dass die Innenstadt ausblutet. Und die Gewerbeste­uereinnahm­en werden durch das Projekt auch nicht sprudeln, da eine Umverteilu­ng erfolgen wird.

Der Großteil der SZ-Umfragetei­lnehmer befürworte­t den Rasthof? 500 von 700 Teilnehmer­n sind dafür. Was sagen Sie dazu?

Ich denke, alle Teilnehmer haben in erster Linie für den Rasthof und den McDonald’s abgestimmt und nicht für das große Hotelproje­kt. Ähnlich war die Stimmungsl­age im Gemeindera­t, dort war ein erhebliche­r Anteil für Tankstelle und McDonald’s, jedoch gegen das Hotel.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Horst Schmidt

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