Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Einfach aufs Eis laufen
Towerstars-Stürmer Stephan Vogt steht am Freitag gegen Kassel nach 552 Tagen erstmals wieder im Kader
RAVENSBURG (mp) - Die Leidensgeschichte des Eishockeyspielers Stephan Vogt lässt sich ganz gut anhand von Zahlen ablesen: Wegen seiner komplizierten Beinverletzung hat er 552 Tage nicht mehr im Kader der Ravensburg Towerstars gestanden, allein 102 Ligaspiele in Folge verpasste der Publikumsliebling deshalb. 103 sollen es nicht mehr werden. Denn am Freitag wird der 31-jährige Stürmer gegen die Kassel Huskies wieder im Kader stehen.
„Mein großes Ziel war, irgendwann wieder zu Hause auf dem Eis zu stehen. Es war ein langer und sehr zäher Kampf, aber ich freue mich jetzt natürlich riesig“, sagte Vogt zu seiner bevorstehenden Rückkehr. Diese als „Comeback des Jahres“zu bezeichnen, wie es die Towerstars selbst formulieren, ist deshalb absolut legitim. Es ist aber tatsächlich noch ein bisschen mehr als das. Zwischenzeitlich war nicht klar, ob es Vogt überhaupt noch einmal in den Kader des DEL2-Clubs schaffen würde. Geduldig musste er sein, demütig auch. Bis zuletzt gab es unter Vollbelastung für ihn „kleinere Rückschläge“. Nun hat sich aber das geduldige Warten ausgezahlt für Stephan Vogt, der bisher 669 Pflichtspiele für Ravensburg absolviert hat.
Seit 27. August 2017 verletzt
Das letzte dieser 669 datiert noch aus der Saison 2016/17, damals schieden die Towerstars in den Pre-Play-offs gegen den EHC Freiburg aus. In der Vorbereitung auf die folgende Spielzeit verletzte sich Vogt am 27. August 2017 gegen die Krefeld Pinguine schwer: Bruch des Schien- und Wadenbeines, Riss des Syndesmosebandes – so lautete die niederschmetternde Diagnose. Es wurde sogar noch schlimmer. Weil zwischenzeitlich eine zweite Operation nötig wurde, blieb Vogt in der Saison 2017/ 18 komplett ohne Einsatz. Und 2018/ 19 musste er bis zwei Spieltage vor Ende der Hauptrunde kämpfen, um endlich wieder einen Platz im Kader zu bekommen.
Nun kehrt Vogt also mitten in der heißen Saisonphase in die Mannschaft zurück. Vor den Play-offs sei es wichtig, es „auf jeden Fall zu versuchen“, sagt Vogt. Er wisse, dass Training und Spiel „zwei paar Stiefel“seien. Doch er fühle sich bereit. Besonders vorbereiten werde er sich nicht. „Einfach aufs Eis laufen“, werde er, um dann einzutauchen in die Atmosphäre eines DEL2-Spiels. Das noch einmal zu erleben, sei ihm „eine Herzensangelegenheit“gewesen. Was Vogt in der CHG-Arena erwartet, lässt sich an Reaktionen erahnen, die auf der Facebook-Seite der Towerstars nach der Comeback-Ankündigung einliefen. „Die Halle wird ausrasten“, hieß es da unter anderem.