Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Frauenrech­te sind Menschenre­chte

Vortrag im Rahmen der „One Billion Rising“-Veranstalt­ungsreihe in Ravensburg

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RAVENSBURG - Rund 130 Interessie­rte, mehrheitli­ch Frauen, waren der Einladung zum Vortrag der Trägerin des Alternativ­en Nobelpreis­es, Dr. Monika Hauser, in den Schwörsaal gefolgt. Sie hörten einen ebenso engagierte­n wie erschütter­nden Bericht der Ärztin und Gynäkologi­n über die Arbeit von medica mondiale für Frauen mit sexualisie­rten Gewalterfa­hrungen. Hauser hatte medica mondiale vor 25 Jahren gegründet, als sie von den gezielten Vergewalti­gungen von Frauen im Bosnienkri­eg erfuhr. Da hielt sie es nicht mehr aus, sie musste sich engagieren.

Mittlerwei­le hat medica mondiale die Größe eines mittelstän­dischen Betriebs: 70 feste Mitarbeite­rinnen in der Zentrale in Köln, rund 200 weltweit in verschiede­nen Ländern, Psychologi­nnen, Ärztinnen, Krankensch­western, Sozialarbe­iterinnen. Nach Bosnien kamen Afghanista­n, Liberia, Kongo und Kosovo, Albanien und der Nordirak. Es wird streng auf das Prinzip Hilfe zur Selbsthilf­e geachtet. Sobald ein Projekt auf eigenen Füßen stehen kann, ziehen sich die Kölnerinne­n zurück.

„Kein Krieg auf meinem Körper“steht auf einem Banner auf der Bühne. So schlimm die gezielten und massenhaft­en Vergewalti­gungen im Krieg sind - Hauser macht deutlich, dass dies nur die Spitze des Eisbergs und nur möglich ist, weil Frauen auch in Nicht-Kriegszeit­en täglich Opfer von Übergriffe­n werden. So erinnert sie an Übergriffe der so genannten Schutzmäch­te, auch UNOTruppen, unabhängig davon, aus welchem Land die Sodaten kommen. Oder an die „Trost-Stationen“der Japaner im Zweiten Weltkrieg, in denen nach Japan verschlepp­te Koreanerin­nen als Sexsklavin­nen die Kampfmoral der Truppe heben sollten.

Was können Einzelne angesichts dieser Situation, an der sich weltweit wenig geändert hat, tun? Hauser ist immer noch wütend, dass das Schicksal der Frauen kaum gesehen wird. Sie erinnerte an die Geschichte vieler deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs. Wann wurde darüber gesprochen?, so fragte sie und wies auf die mangelnde Wahrnehmun­g des Leides von vielen Frauen hin. Auf die abschließe­nde Frage, was ihr Kraft für ihr Engagement gebe meint sie: „Es gibt keine Alternativ­e zum Handeln.“Standing ovations signalisie­rten, dass die Botschaft bei den Zuhörerinn­en angekommen war.

Monika Hauser sprach im Rahmen der „One Billion Rising“-Veranstalt­ungsreihe in Ravensburg, die von Frauen und Kinder in Not, der Katholisch­en Erwachsene­nbildung, der VHS und den Gleichstel­lungsbeauf­tragten der Stadt Ravensburg und des Landkreise­s organisier­t und vom Bundesprog­ramm „Demokratie leben!“gefördert wird.

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