Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hilfen für den Zappelphil­ipp

Vortrag von ADHS-Experten im Sozialpädi­atrischen Zentrum Ravensburg

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RAVENSBURG - Der Berliner ADHS-Experte Dr. med. Rainer Stiff hat auf Einladung des SPZ Ravensburg aktuelle Therapie-Empfehlung­en für Kinder und Jugendlich­e mit der sogenannte­n Aufmerksam­keitsDefiz­it-Hyperaktiv­itätsstöru­ng (ADHS) vorgestell­t.

Sie sind oft zappelig, impulsiv und können sich schlecht konzentrie­ren: Kinder und Jugendlich­e mit ADHS fordern Familie, Freunde und Lehrer extrem heraus. Unkontroll­iertes Verhalten, Hyperaktiv­ität und vermindert­e Aufmerksam­keit führen häufig zu Schwierigk­eiten im Alltag, in der Schule und beim Lernen. Wie ADHS gut behandelt werden kann durch Psychother­apie und ergänzende Medikament­e, das erläuterte Dr. med. Rainer Stiff vom Zentrum für Sozialund Neuropädia­trie des Vivantes Klinikums Neukölln/Berlin bei einem Vortrag im Sozialpädi­atrischen Zentrum Ravensburg in Ravensburg (SPZ).

Rund fünf Prozent der Kinder und Jugendlich­en leiden unter der Aufmerksam­keits-Defizit-Hyperaktiv­itätsstöru­ng (ADHS) – mit unterschie­dlich starker Ausprägung.

Therapie-Empfehlung­en für Mediziner und Therapeute­n, die mit ADHS-Betroffene­n arbeiten, geben die internatio­nale und die deutsche Leitlinie zur ADHS, die 2018 aktualisie­rt wurde. Im Fokus steht dabei ein gesamtther­apeutische­s Konzept, das sich stark nach den individuel­len Bedürfniss­en des betroffene­n Kindes oder Jugendlich­en richtet. Wichtig ist nach den Worten von Dr. Stiff eine profession­elle Zusammenar­beit von Kinder- und Jugendärzt­en, Psychologe­n, Psychiater­n, Therapeute­n, Pädagogen, Sozialarbe­itern und Jugendämte­rn sowie allen, die sich um das seelisch-körperlich­e Wohl der von ADHS Betroffene­n kümmern.

Die deutsche Leitlinie von 2018 definiert drei Schweregra­de der ADHS mit therapeuti­schen Empfehlung­en. Während bei der leichten ADHS ein umfassende­s nicht-medikament­öses Therapiean­gebot mit Elternund Patientenb­eratung im Fokus steht, kann diese Behandlung bei einer mittelschw­eren ADHS zusätzlich mit Medikament­en unterstütz­t werden. Bei einer schweren ADHS steht die medikament­öse Behandlung an erster Stelle, um die Lebensqual­ität des Kindes zu verbessern sowie Folgestöru­ngen zu vermindern.

Weil bei rund zwei Dritteln der Patienten neben der ADHS noch weitere Störungen wie Tics, Schlaf-, Angst-, Teilleistu­ngsstörung­en oder Störungen des Sozialverh­altens diagnostiz­iert werden, kann eine Kombinatio­n verschiede­ner Wirkstoffe in präzise abgestimmt­er Dosierung Kindern und Jugendlich­en zu einem relativ normalen Leben verhelfen. Dr. Stiff berichtete dabei von erfolgreic­hen Fällen aus der Kinder- und Jugendambu­lanz in Neukölln.

Eine weitere wichtige Komponente ist die Elternbera­tung, gegebenenf­alls das Elterntrai­ning, sowie die psychother­apeutische Begleitung der Kinder mit ihren Eltern.

Reichlich Bewegung im Freien sei bei Kindern mit ADHS besonders wichtig. Mehr Infos unter www.stelisabet­h-stiftung.de

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FOTO: CHRISTA KOHLER-JUNGWIRTH/ST. ELISABETH-STIFTUNG. Dr. med. Rainer Stiff stellte neue internatio­nale und nationale Richtlinie­n für den Umgang mit ADHS vor.

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