Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Museum freut sich über Funde aus dem Argental
Zwei schwere Brückenpfeiler aus Holz sollen zu einem Vorläufer der Gießenbrücke gehört haben
TETTNANG - Zwei Holzbalken, die wohl einst einer Brücke über die Argen Halt gegeben haben, sind nun im Stadtmuseum Tettnang, dem ehemaligen Montfort-Museum, untergebracht. Dort sollen sie bis zum Saisonstart im April würdig in Szene gesetzt werden. Für Archivar und Museumsleiter Florian Schneider ein Glücksfall und für Leihgeber Peter Moosbrugger das gelungene Ende eines Zufallsfunds.
Der Reihe nach: Es ist 1945, kurz vor Kriegsende. Adolf Hitler bestimmt mit dem sogenannten Nerobefehl, dass keine Infrastruktur den vorrückenden feindlichen Truppen in die Arme fallen soll. An der Gießenbrücke führen Pioniere, SS-Leute oder der Volkssturm diesen Befehl schließlich aus und sprengen das Bauwerk. Wer genau die Brücke zum Einsturz bringt, ist nicht überliefert, sagt Florian Schneider. 1948 haben die Franzosen die Brücke wieder aufgebaut, die dann schließlich 1999 aufwändig erneuert wird. Heute führt die Kreisstraße 7709 über die Brücke.
Während der Bauarbeiten im Jahr 1999 ist der 23-jährige Peter Moosbrugger, der ganz in der Nähe lebt, unterwegs und entdeckt große Holzbalken mit Eisenspitzen auf einem Haufen, der für den Abfall bestimmt gewesen sei. „Es hat sich keiner drum gekümmert, das war Müll“, sagt Moosbrugger. Aber er ist geschichtsinteressiert und ahnt, dass es sich um etwas Besonderes handeln muss. Peter Moosbrugger überredet seinen Bruder Bernd und den Nachbarn, der einen Anhänger hat, ihm zu helfen. Gemeinsam bringen sie zwei der schweren, mit Wasser vollgesogenen Fundstücke aus Eiche oder Buche zu sich nach Hause. „Natürlich hab ich überlegt, was damit zu machen, vielleicht eine Türzarge oder so“, sagt er. Doch daraus ist nichts geworden. Als vor Kurzem Stadtarchivar Florian Schneider nach Exponaten für die Neuausrichtung des Museums sucht, meldet sich Moosbrugger bei ihm. Er will die beiden Holzbalken dem Stadtmuseum zur Verfügung stellen.
Am Dienstag ist es schließlich so weit gewesen. Wieder hat Peters Bruder Bernd Moosbrugger mitangepackt, die bis zu 70 Kilo schweren und 2,20 Meter langen Holzbalken über die schmale Treppe in das Obergeschoss des Stadtmuseums zu bringen. Für Florian Schneider ist klar, dass es sich um geschichtsträchtige Balken handelt, die Gießenbrücke war seit jeher trennendes und verbindendes Element im Argental. Die Grafen Montfort haben hier bereits Zoll kassiert und es gab immer auch Streit um den Unterhalt oder den Wiederaufbau des Bauwerks.
Von wann und welchem Teil einer Vorgängerbrücke die Holzbalken genau sind, ist noch nicht klar. Eine aufwändige Analyse wäre zu viel des Guten, das räumt Florian Schneider lachend ein. Die Recherche ist aber nicht einfach, denn es hat immer wieder Übergänge über die Argen gegeben. Das Tiefbauamt der Stadt habe Schneider aber bereits signalisiert, dass diese Art Holzbalken schon 1948 nicht mehr verbaut worden seien. Und Fotos von der Brücke vor 1945 zeigen wiederum keine Holzbalken dieser Art, zumindest nicht sichtbar, sagt Moosbrugger. Es bleibt also noch ein Stück Arbeit für Museumsleiter Florian Schneider, der sich aber freut, dass auch das Argental im Stadtmuseum präsent sein wird.
Beim Festakt zu 1250 Jahre Argental am Freitag, 15. März, in Laimnau will Stadtarchivar Florian Schneider auf die Geschichte der Brückenbauteile und die Bedeutung der Brücke für die Region eingehen.