Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Narren trotzen Sturm und Regen
12 000 Zuschauer feiern 4000 Hästräger beim großen Narrensprung in Ravensburg
RAVENSBURG - 56 Narrenzünfte sind am Fasnetsmontag beim großen Narrensprung der Zunft Schwarze Veri durch die Altstadt von Ravensburg gezogen. Rund 4000 Hästräger und etwa 12 000 Zuschauer feierten gemeinsam bei einem der größten Sprünge in der Region. Kurz nach der Großveranstaltung zeigte sich Heike Neuner, Zunftmeisterin der Schwarzen Veri, sehr zufrieden. Trotz des schlechten Wetters hätten die Narren Spaß gehabt und alles sei friedlich verlaufen.
Nach Beginn des Narrensprungs schien es noch so, als bliebe der Umzug vom Regen verschont. Sogar die Sonne zeigte sich kurzzeitig. „Das Wetter hält bis um zwei. Das hab’ ich beim Herrgott so bestellt“, kündigte eine Närrin der Schwarzen Veri vollmundig an. Recht behielt sie damit nicht. Schon um kurz vor 11 Uhr fing es an zu regnen und es gab immer häufiger Sturmböen. Diese waren zum Teil so heftig, dass sie leere Flaschen von den Imbisstischen wehten und die Gitterabsperrungen am Straßenrand verschoben.
Das ungemütliche Wetter schreckte so manchen Besucher des Narrensprungs ab: An vielen Stellen lichteten sich die Zuschauerreihen merklich.
Besucher sind begeistert
All jene, die dem Wetter trotzten, hatten aber eine Menge Spaß. Viele Zuschauer kamen selbst verkleidet: Sie trugen bunte Roben, waren unter anderem als Tiere, Superhelden, Piraten oder Cowboys kostümiert. Eine Clown-Dame zeigte sich begeistert vom diesjährigen Narrensprung: „Die schöne Atmosphäre hier in der Stadt macht es aus“, sagte sie. Und auch bei Auswärtigen kam der Narrensprung gut an: „Ich habe das heute zum ersten Mal gesehen. So ein Riesenumzug mit großen Gruppen ist schon beeindruckend“, sagte eine Besucherin aus dem Rheinland.
Die Narren der 56 teilnehmenden Zünfte ließen sich vom schlechten Wetter schon gar nicht beeindrucken. Sie zogen fröhlich die Route vom Obertor durch die Gassen der Altstadt bis zum Marienplatz entlang. Viele der Hästräger kamen aus Nachbarorten Ravensburgs: da waren etwa die Raspler aus Baindt, die Hatzaleit aus Wolpertswende, die Wikinger aus Weingarten und viele, viele mehr.
Andere Zünfte nahmen weite Wege auf sich, um beim Umzug in Ravensburg dabei zu sein. Zunftmeisterin Heike Neuner freute sich besonders über die Narren aus Oberkirch, die zum ersten Mal am Narrensprung teilnahmen.
Hästräger ärgern die Zuschauer
Jede Zunft belustigte und triezte die Besucher auf jeweils eigene Weise. Die Affenfamilie Ankenreute zum Beispiel verteilte statt Süßigkeiten Erdnüsse an die Menschen am Straßenrand. Die Höfener Kühe aus der Zunft Vogter Heufresser kamen in ihren imposanten Kostümen übermenschlich groß daher. Ihre riesigen Kuhmasken klapperten laut mit den Zähnen. Bei vielen Hästrägern war die Konfetti-Dusche besonders beliebt: Die Narren verteilten haufenweise Papierschnipsel auf den Köpfen der Zuschauer. Immerhin gab es als Trost hinterher meist ein Bonbon.
Gerade die Kinder, die am Wegesrand standen, waren für die Späße und Süßigkeiten der Hästräger besonders zu haben. Sie brüllten die Sprüche der Zünfte inbrünstig mit, in der Hoffnung im Gegenzug ein „Gutsle“zu ergattern. In der Altstadt wohnhafte Ravensburger beobachteten das Geschehen teils vom Fenster aus. Doch auch dort waren sie nicht sicher vor den närrischen Scherzen: Mithilfe einer mitgebrachten Holzleiter erklommen die Argenhexen aus Langenargen Häuserfassaden und stiegen kurzerhand in die fremden Wohnungen ein.
Für ausgelassene Stimmung sorgten auch die Fanfarenzüge, die beim Umzug mitliefen. Ihre Musik animierte Narren wie Zuschauer immer wieder zu Tänzen. Nach dem Narrensprung war für viele die fröhliche Feierei noch lange nicht vorbei. Vor dem Rathaus stand das prall gefüllte Disco-Zelt „Hexenloch“. Und auch in den Lokalen in der Altstadt ging die Fasnetsparty noch viele Stunden weiter.
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