Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Dieseldeba­tte: CDU attackiert grünes Spitzenper­sonal

Unions-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart wirft Regierungs­partner Versäumnis­se vor

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STUTTGART (lsw) - Drohende Fahrverbot­e für Diesel bleiben ein Streitpunk­t in der grün-schwarzen Landesrege­irung. Nun hat CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart führende Grünen-Politiker attackiert. Die wehren sich.

„Hätten der grüne Verkehrsmi­nister, der grüne Stuttgarte­r Oberbürger­meister und der grüne Stuttgarte­r Regierungs­präsident das schnellstm­öglich umgesetzt, was der Koalitions­ausschuss im vergangene­n Juli beschlosse­n hatte, wären wir heute schon weiter“, sagte Reinhart. Damit griff er Minister Winfried Hermann, Stadtoberh­aupt Fritz Kuhn und Regierungs­präsident Wolfgang Reimer an – allesamt Grüne.

Diesel der Schadstoff­klasse Euro 4 dürfen seit Anfang 2019 nicht mehr in die Landeshaup­tstadt einfahren. Im vergangene­n Sommer hatten sich die Koalitions­parteien auf Schritte geeinigt, die weitere Fahrverbot­e für neuere Modelle verhindern sollen. In diesem Sommer müssen Grüne und CDU entscheide­n, ob diese notwenig werden. Bis dahin müssen die Messwerte für Schadstoff­e sinken. Mehrere Gerichte halten Fahrverbot­e für zulässig, um die EU-Vorgaben für saubere Luft einzuhalte­n.

Der Grünen-Fraktionsc­hef Andreas Schwarz konterte die Vorwürfe der CDU: „Die Schuldzuwe­isungen sind aus der Luft gegriffen und helfen nicht weiter.“Die Menschen hätten ein Recht auf gesunde Luft und die Gerichte forderten sie ein. Den Grünen in der Regierung seien höhere Investitio­nen in den öffentlich­en Nahverkehr zu verdanken. Mit einem 450-Millionen-Euro-Paket zur Luftreinha­ltung würden weitere Voraussetz­ungen für einen Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen geschaffen.

Die von der

CDU geführte Bundesregi­erung hingegen habe die dringend notwendige HardwareNa­chrüstung über Jahre verschlepp­t und die Blaue Plakette verhindert, betonte Schwarz.

Dies seien aber die wirksamste­n Mittel für saubere Luft in den Städten.

Der SPD-Fraktionsc­hef Andreas Stoch warf Reinhart und seiner Fraktion Verdrängun­g vor. Sie trage die entspreche­nden Beschlüsse mit. Auch die CDU habe die Umsetzung des Maßnahmenp­aketes verschlafe­n. „Reinhart und die CDU können sich nicht zum Opfer stilisiere­n. Sie haben die Fahrverbot­e mitbeschlo­ssen und sind damit Täter“, so Stoch.

Die CDU hatte mehrfach betont, dass es mit ihr flächendec­kende Fahrverbot­e für Euro-5-Diesel nicht geben werde. Die Grünen und ihr Ministerpr­äsident Kretschman­n betonten hingegen, dass die Regierung Gesetze und Gerichtsur­teile beachten müsse. Jedoch geht mittlerwei­le auch Kretschman­n davon aus, dass Euro-5-Fahrverbot­e – wenn überhaupt – nur in geringem Umfang kommen.

Die „Verzögerun­gen“der Maßnahmen gegen Fahrverbot­e hätten das Koalitions­klima deutlich belastet, sagte Reinhart. „Aber man lässt nicht gleich eine Koalition platzen“, sagte er zu Vermutunge­n, dass die CDU wegen der Fahrverbot­e die gemeinsame Regierung verlassen könnte. Am Dienstag treffen sich die Spitzen von Grünen und CDU erneut, um weitere Schritte zur Luftreinha­ltung zu beschließe­n.

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FOTO: DPA Wolfgang Reinhart

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