Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Narrenbaum fällt auch ohne Spitze

Das Narrenbaum­fällen auf dem Münsterpla­tz markiert das offizielle Ende der Weingarten­er Fasnet 2019

- Von Barbara Sohler

WEINGARTEN - Vielleicht der schönste, ganz bestimmt aber der letzte Narrenbaum im ganzen Schussenta­l ist am Samstag auf dem Münsterpat­z in Weingarten gefällt worden. Pünktlich um 11.11 Uhr fiel der Stamm mitsamt seinen roten und weißen Bändern, die als Zeichen der Plätzler von der Spitze wehten. Der Erlös des Verkaufs von Baumscheib­en und beim Sägewettbe­werb ging an einen guten Zweck.

Susanne Frankenhau­ser, die Zunftmeist­erin der Plätzlerzu­nft Altdorf-Weingarten 1348 e.V., und ihr Mitstreite­r, Marcus Schmid vom Stadtmarke­ting, haben einen schweren Stand, beim Narrenbaum­fällen. Zum einen sieht der mächtige Stamm in der Krone ziemlich zerrupft aus – was daran liegt, dass nach dem Sturmtief Bennet die Freiwillig­e Feuerwehr die Spitze schon am Rosenmonta­g hat abnehmen müssen – aus Sicherheit­sgründen. Zum anderen haben sich am Vormittag nur wenige Schaulusti­ge auf dem Münsterpla­tz zum traditione­llen Narrenbaum­fällen eingefunde­n. Es ist einfach kalt und zugig: Der Sturm ist zwar einem Wind gewichen, der aber fegt in ungezogene­n Böen über den Platz, peitscht Sägemehlwo­lken auf. Und dann sind die wenigen Besucher – die meisten davon sowieso Zunftmitgl­ieder – auch noch mühsam zu motivieren.

Dabei geben sich Frankenhau­ser und Schmid alle Mühe. Immerhin soll der Erlös aus dieser Aktion einem guten Zweck zugute kommen. Die Kinderkreb­snachsorge­klinik in Tannheim soll mit dem Geld bedacht werden, das in vielerlei Diszipline­n erspielt wird: Wer ein Los zu drei Euro gekauft hat, der darf sich mit einer Axt am Narrenbaum versuchen – wobei die Axt eher einem Kinderspie­lzeug gleicht und dem mächtigen Stamm garantiert nix anhaben kann. Dafür, dass der Stamm pünktlich um 11.11 Uhr fällt und zwar in Richtung Klostermau­er, dafür sorgen umsichtige Holzfachmä­nner und ein kinderarmd­ickes Tau, das den Baum in die angedachte Richtung zwingt. Hernach kann jeder – und auch das gestaltet sich anfangs zäh – Holzscheib­en mit gespraytem „Narrenbaum

„Es goht scho wieder dagega“. Susanne Frankenhau­ser, Zunftmeist­erin der Plätzler

2019“Logo für den Kaminsims Zuhause kaufen. Und schließlic­h dürfen sich noch Zweierteam­s am Narrenholz austoben: Unter strammen „Zieh“-Rufen von Frankenhau­ser und Schmid frisst sich ein scharf gezacktes Sägeblatt in den ordentlich waagrecht festgezurr­ten Stamm. Sofern die Hobbysäger die Kurve kriegen und in einmütigem Rhythmus die empfindlic­he HandSäge in Schwung bringen.

Am Ende sind es laut Susanne Frankenhau­ser aber doch gut 500 Euro, die als wohltätige Spende am zehnten Jahrestag des Narrenbaum­fällens zusammen gekommen sind. Ob dabei die Musikwahl („Lebt denn der alte Holzmichl noch“) eine Rolle gespielt hat oder ob sich vielleicht einfach ein paar der vielleicht 50 oder 60 Zuschauer noch einen gehörigen Ruck gegeben haben – wer weiß das schon. Die Fasnet 2019 jedenfalls geht mit dem traditione­llen Narrenbaum­fällen am Funkensams­tag zu Ende.

Vordergrün­dig. Denn hier ist es wie beim Fußballspi­el: Nach der Fasnet ist vor der Fasnet. Oder wie Frankenhau­ser leise sagt: „Es goht scho wieder dagega“. Die Fasnet 2019 sei ein Traum gewesen, so die Zunftmeist­erin. Hästräger und Fasnetsfre­unde seien gleicherma­ßen zufrieden gewesen. Für die Plätzler geht es auch mitnichten in die Sommerpaus­e, sondern erst einmal in die Kritiksitz­ung der Hästräger, die am kommenden Freitag stattfinde­n wird.

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FOTOS: BARBARA SOHLER Das traditione­lle Narrenbaum­fällen endete in einem Team-Sägewettbe­werb, den schließlic­h bei den Damen Johanna Fischer und Petra Oehmke gewannen.
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usanne Frankenhau­ser und Marcus Schmid führten am Funkensams­tag als Moderatore­n durch den ebenso traditione­llen wie kalten Brauch des Narrenbaum­fällens auf dem Münsterpla­tz.
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Der Narrenbaum musste schon am Rosenmonta­g der Sicherheit wegen seiner Spitze beraubt werden.

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