Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vorerst ist fürs Parken kein Ticket mehr nötig
Saulgauer Stadtverwaltung und Bahn finden keinen Weg, damit Zugfahrer zum Parkticket kommen
BAD SAULGAU - Für die Park- und Ride-Plätze am Bahnhof Bad Saulgau brauchen Autofahrer keinen Ausweis mehr. Die 15 früher für Pendler und Bahnkunden reservierten Stellplätze sind inzwischen für die Allgemeinheit freigegeben. Nach dem Wegfall der FahrkartenVerkaufsstelle im Bahnhofskiosk verzichtet die Stadt auf eine Bewirtschaftung, sprich auf eine Beschränkung der Parkberechtigten.
Zwar weist das Schild am Parkplatz direkt neben dem Bahnhof weiterhin darauf hin, dass es sich um einen Park- und Rideparkplatz vornehmlich für Fahrgäste der Bahn handelt. Den Hinweis, dass eine Benutzung der gekennzeichneten Parkplätze nur mit einem Parkausweis möglich ist, hat die Stadtverwaltung aber zugekleben lassen.
15 der 28 Stellelätze auf diesem Parkplatz hatte die Stadt bis Oktober vergangenen Jahres als Parkand Ride-Parkplätze bewirtschaftet. Bis zu diesem Zeitpunkt existierte der Fahrkartenverkauf im Bahnhofskiosk der Firma Eckert. Bahnkunden konnten dort zusammen mit der Fahrkarte einen Parkausweis lösen. Die Stadt verlangte für diesen Service keinen zusätzlichen Obolus. Damit konnten beispielsweise Pendler einigermaßen sicher sein, einen Parkplatz direkt beim Bahnhof zu bekommen.
Inzwischen ist die Verkaufsstelle für Fahrkarten am Bahnhof Vergangenheit. Das wird auch in nächster Zeit so bleiben. „Momentan gibt es keine Aussicht auf einen neuen Vertriebspartner“, sagt ein Sprecher der Bahn in Stuttgart. Gespräche des Verkehrsunternehmens mit der Stadtverwaltung, wie die Parkplätze weiterhin in erster Linie für die Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs vorgehalten werden können, gab es. Möglich wäre ein Lösen der Parktickets am Fahrkartenautomaten am Bahnhof. Gespräche in dieser Richtung zwischen Bahn und Stadtverwaltung wurden geführt. Aus Sicht der Bahn wäre dieser Weg möglich. Wegen der Kosten für die Programmierung des Automaten hat die Stadt eine Umsetzung bislang abgelehnt.
Im Gemeinderat hatte Bürgermeisterin Doris Schröter die Kosten für die Programmierung durch die Bahn mit 15 500 Euro beziffert. Hinzu kämen jährliche Wartungskosten in Höhe von 2000 Euro. Für die Stadt ist dieser Betrag zu hoch. Jürgen Ströhle, bei der Stadtverwaltung zuständig für Verkehrsrecht, vermutet, dass der ländliche Raum abseits der Hauptstrecken zwischen Ulm und Stuttgart für die Bahn in solchen Fragen keine große Rolle spiele.
Der Bahnsprecher verteidigt die von der Bahn angeführten Kosten. „Wir benötigen dafür eine lokale Umprogrammierung für einen einzelnen Automaten. Der muss ganz neu programmiert werden und dadurch entstehen uns Kosten.“Das bedeute einen großen Aufwand speziell für diesen Automaten.
Nicht Aufgabe der Bahn
Außerdem sieht sich die Bahn hier nicht in der Verantwortung. Die Bewirtschaftung von Parkplätzen auf nicht bahneigenem Gelände sei nicht Aufgabe des Unternehmens. „Die Bahn fährt im Auftrag des Landes Baden-Württemberg Züge“, so der Sprecher. Eine Bereitstellung von Parkplätzen sei dagegen nicht Gegenstand der Ausschreibung.
Eine Lösung wäre eine neue Agentur der Bahn für den Fahrkartenverkauf in Bad Saulgau. Die Bemühungen des für Agenturen zuständigen Mitarbeiters nach einem neuen Partner blieben bisher aber ohne Erfolg. „Wir können niemanden zwingen“, macht der Bahnsprecher deutlich. Überlegungen gab es sogar schon, die Agentur bei der Stadtverwaltung anzusiedeln. „Das hielten wir nicht für praktikabel“, so Jürgen Ströhle von der Stadtverwaltung.
Zu Gesprächen bereit
Ein wenig Hoffnung, dass die Parkplätze irgendwann wieder zum Nutzen des öffentlichen Personenverkehrs genutzt werden können, bleibt bestehen. Bislang ist der Hinweis auf das notwendige Parkticket nur überklebt. „Eine Einigung ist immer noch denkbar“, sagt Jürgen Ströhle als Vertreter der Stadt. „Wir sind immer zu Gesprächen bereit“, sagt der Sprecher der Bahn.