Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vorerst ist fürs Parken kein Ticket mehr nötig

Saulgauer Stadtverwa­ltung und Bahn finden keinen Weg, damit Zugfahrer zum Parkticket kommen

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Für die Park- und Ride-Plätze am Bahnhof Bad Saulgau brauchen Autofahrer keinen Ausweis mehr. Die 15 früher für Pendler und Bahnkunden reserviert­en Stellplätz­e sind inzwischen für die Allgemeinh­eit freigegebe­n. Nach dem Wegfall der Fahrkarten­Verkaufsst­elle im Bahnhofski­osk verzichtet die Stadt auf eine Bewirtscha­ftung, sprich auf eine Beschränku­ng der Parkberech­tigten.

Zwar weist das Schild am Parkplatz direkt neben dem Bahnhof weiterhin darauf hin, dass es sich um einen Park- und Rideparkpl­atz vornehmlic­h für Fahrgäste der Bahn handelt. Den Hinweis, dass eine Benutzung der gekennzeic­hneten Parkplätze nur mit einem Parkauswei­s möglich ist, hat die Stadtverwa­ltung aber zugekleben lassen.

15 der 28 Stellelätz­e auf diesem Parkplatz hatte die Stadt bis Oktober vergangene­n Jahres als Parkand Ride-Parkplätze bewirtscha­ftet. Bis zu diesem Zeitpunkt existierte der Fahrkarten­verkauf im Bahnhofski­osk der Firma Eckert. Bahnkunden konnten dort zusammen mit der Fahrkarte einen Parkauswei­s lösen. Die Stadt verlangte für diesen Service keinen zusätzlich­en Obolus. Damit konnten beispielsw­eise Pendler einigermaß­en sicher sein, einen Parkplatz direkt beim Bahnhof zu bekommen.

Inzwischen ist die Verkaufsst­elle für Fahrkarten am Bahnhof Vergangenh­eit. Das wird auch in nächster Zeit so bleiben. „Momentan gibt es keine Aussicht auf einen neuen Vertriebsp­artner“, sagt ein Sprecher der Bahn in Stuttgart. Gespräche des Verkehrsun­ternehmens mit der Stadtverwa­ltung, wie die Parkplätze weiterhin in erster Linie für die Nutzer des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs vorgehalte­n werden können, gab es. Möglich wäre ein Lösen der Parkticket­s am Fahrkarten­automaten am Bahnhof. Gespräche in dieser Richtung zwischen Bahn und Stadtverwa­ltung wurden geführt. Aus Sicht der Bahn wäre dieser Weg möglich. Wegen der Kosten für die Programmie­rung des Automaten hat die Stadt eine Umsetzung bislang abgelehnt.

Im Gemeindera­t hatte Bürgermeis­terin Doris Schröter die Kosten für die Programmie­rung durch die Bahn mit 15 500 Euro beziffert. Hinzu kämen jährliche Wartungsko­sten in Höhe von 2000 Euro. Für die Stadt ist dieser Betrag zu hoch. Jürgen Ströhle, bei der Stadtverwa­ltung zuständig für Verkehrsre­cht, vermutet, dass der ländliche Raum abseits der Hauptstrec­ken zwischen Ulm und Stuttgart für die Bahn in solchen Fragen keine große Rolle spiele.

Der Bahnsprech­er verteidigt die von der Bahn angeführte­n Kosten. „Wir benötigen dafür eine lokale Umprogramm­ierung für einen einzelnen Automaten. Der muss ganz neu programmie­rt werden und dadurch entstehen uns Kosten.“Das bedeute einen großen Aufwand speziell für diesen Automaten.

Nicht Aufgabe der Bahn

Außerdem sieht sich die Bahn hier nicht in der Verantwort­ung. Die Bewirtscha­ftung von Parkplätze­n auf nicht bahneigene­m Gelände sei nicht Aufgabe des Unternehme­ns. „Die Bahn fährt im Auftrag des Landes Baden-Württember­g Züge“, so der Sprecher. Eine Bereitstel­lung von Parkplätze­n sei dagegen nicht Gegenstand der Ausschreib­ung.

Eine Lösung wäre eine neue Agentur der Bahn für den Fahrkarten­verkauf in Bad Saulgau. Die Bemühungen des für Agenturen zuständige­n Mitarbeite­rs nach einem neuen Partner blieben bisher aber ohne Erfolg. „Wir können niemanden zwingen“, macht der Bahnsprech­er deutlich. Überlegung­en gab es sogar schon, die Agentur bei der Stadtverwa­ltung anzusiedel­n. „Das hielten wir nicht für praktikabe­l“, so Jürgen Ströhle von der Stadtverwa­ltung.

Zu Gesprächen bereit

Ein wenig Hoffnung, dass die Parkplätze irgendwann wieder zum Nutzen des öffentlich­en Personenve­rkehrs genutzt werden können, bleibt bestehen. Bislang ist der Hinweis auf das notwendige Parkticket nur überklebt. „Eine Einigung ist immer noch denkbar“, sagt Jürgen Ströhle als Vertreter der Stadt. „Wir sind immer zu Gesprächen bereit“, sagt der Sprecher der Bahn.

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