Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Eine unmoralische Familie
Die Freundin meiner Mutter (ARD, Mi., 20.15 Uhr -
Mama und Bestsellerautorin Viktoria (Katja Flint) ist lesbisch und liebt Rosalie (Antje Traute). Papa (Ernst Stötzner) wird als erfolgloser Alt-68er-Autor geduldet, weil er rund um Mamas Villa für 20 Euro den Rasen mäht. Die Hauptperson aber, der gehemmte Sohn und Marcel-Proust-Fan Jan (Max Riemelt), fristet sein Leben als mäßig begabter Buchhändler ohne Liebesglück. Hannah (Jasna Fritzi Bauer) hat als Jans platonische Freundin und WGKollegin die Hosen an und schlachtet dessen Beziehungsprobleme lustvoll für ihre Comedyshow aus. Man merke: Das starke Geschlecht schwächelt. Dann kommt noch das unmoralische Angebot von Mama Viktoria, Sohn Jan möge doch zum Zwecke der Familiengründung mit Rosalie seinen Samen spenden! Jan ist schockiert: Er soll Vater und Bruder des neuen Erdenkindes sein? Unmöglich. Allerdings gefällt ihm Rosalie. Sie erfüllt alle Punkte auf seiner Checkliste für die perfekte Frau …
Es brauchte mit Kirsten Peters, Martin Rehbock und Philip Voges nicht weniger als drei Autoren, um diese Komödie rund um ein sehr freies Geschlechts- und Familienleben zu Papier zu bringen. Man mag sich zwischendurch die Augen reiben, wie hier alle Konventionen lustvoll über Bord geworfen werden. Aber letztlich ist es ein absurdes Spiel, das die Akteure unter der Regie von Mark Monheim immerhin bravourös vorantreiben.