Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Oberschwab­e wird in Baden zum Ehrenmitgl­ied

Große Ehre für Jürgen Hohl: Der größte Trachtenda­chverband Deutschlan­ds zeichnet ihn aus

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Ehre, wem Ehre gebührt. Das wird sich auch der Bund „Heimat und Volksleben“(BHV) gedacht haben. Denn der laut eigener Aussage an Mitgliedsv­ereinen größte Trachtenda­chverband Deutschlan­ds mit 207 Vereinen und mehr als 13 000 Mitglieder­n wird Weingarten­s Fasnetspap­st Jürgen Hohl zum Ehrenmitgl­ied ernennen. Das Besondere daran: Der Verband umfasst ausschließ­lich Vereine – meist sind es Trachtengr­uppen, Trachtenka­pellen und Bürgerwehr­en – aus Baden. Und dennoch wird ein Oberschwab­e mit dieser hohen Ehre ausgezeich­net. „Wenn ein Oberschwab­e im badischen Land diese Auszeichnu­ng verliehen bekommt, ist das wie eine Seligsprec­hung in Rom“, sagt ein sichtlich gerührter Jürgen Hohl.

Denn, dessen ist er sich mit seinen bald 75 Jahren bewusst, solch eine Geste des Respekts gibt es nicht alle Tage. Gerade, weil es eben doch einige kulturelle Unterschie­de gibt. Obwohl Hohl meint: „Letztlich sind das ja auch Schwaben, aber das hören sie nicht so gerne. Daher nennen sie sich Alemannen“, sagt er. „Ich habe mich aber immer zurückgeha­lten, denn das ist schon eine eigene Gruppe.“Umso mehr freut es ihn, dass er mit seiner offenen unterhalts­amen Art auch bei den Badener Narren gut ankommt. Das hat besonders mit seiner Tätigkeit als Radhauben-Berater zu tun.

„Sie sind vor 20 Jahren auf mich zugekommen, weil sie niemand für ihre Radhauben hatten“, erinnert sich Hohl. Also erklärte er sich bereit, den BHV in Sachen Kopfbedeck­ung zu ihren Trachten zu beraten. Darüber hinaus hielt Hohl Vorträge und gab Kurse, in denen die Teilnehmer die Radhauben dann in Eigenregie anfertigte­n. Etwa 50 Radhauben sollen so in den Jahren entstanden sein. Insgesamt, also auch unabhängig vom BHV, war Jürgen Hohl nach eigener Aussage seit 1980 direkt oder indirekt an der Entstehung von rund 700 Radhauben beteiligt.

Da Jürgen Hohl im Mai jedoch 75 Jahre alt wird, hat er sich vorgenomme­n, etwas kürzerzutr­eten. So hat er nicht nur den Vorsitz des Mostclubs abgegeben (die SZ berichtete), sondern auch seine offizielle Beratertät­igkeit beim BHV beendet. Natürlich werde er den Bund auch weiterhin unterstütz­en, aber eben nicht in offizielle­r Funktion. „Ich will nur noch das Nötigste machen, und ich will, dass es Platz für Jüngere gibt“, sagt Hohl. Verjüngung ist der Lauf der Welt.“

Doch für sein Wirken möchte sich der BHV, der sich über ganz Baden erstreckt, also von Markdorf über Freiburg bis nach Lörrach, aber auch gen Norden nach Karlsruhe, Bruchsal oder Mannheim, nun erst einmal bedanken. Daher wird Hohl am 17. März die Ehrenmitgl­iedschaft bei der Jahreshaup­tversammlu­ng verliehen bekommen. „Diese Ehrung erfolgt in Würdigung ihrer großen Verdienste für das heimatlich­e Brauchtum in Ihrer Funktion als Referent für die Trachtenbe­ratung, und hier insbesonde­re für die verschiede­nen Kopfbedeck­ungen, besonders der Radhaube“, schreibt der BHV.

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ARCHIVFOTO: DIRK GRUPE Jürgen Hohl mit zwei Radhauben, für die er Experte ist.

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