Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bodolzer will schönes Leben für sein Vieh

Trotzdem lässt er seine Tiere am Ende schlachten, für ihn ist das der wichtigste Aspekt

- Von Gabriel Bock

BODOLZ - Im Stall von Klaus Koros stehen sieben pechschwar­ze Rinder. Anders als die Tiere seiner Vorfahren sollen die aber keine Milch geben. Stattdesse­n werden sie irgendwann geschlacht­et und zu Fleisch und Wurst verarbeite­t. Statt schnell zu produziere­n steht bei Koros vor allem die Fleischqua­lität im Vordergrun­d. Was für ihn aber noch wichtiger ist: Bis zu ihrer letzten Minute sollen die Tiere ein möglichst gutes Leben haben.

Wenn sich Klaus Koros endlich um seine Tiere kümmern kann, hat er bereits einen regulären NeunStunde­n-Arbeitstag im Autohaus in den Knochen. Er ist tagsüber KfZMeister und abends Rinderzüch­ter. Er meint: „Ich komme heim, dann ziehe ich meine Stallklamo­tten an und dann schalte ich ab.“Wenn er Abends zu den Kühen gehe, den Stall ausmiste und Futter verteile sei das eine Zeit ohne Stress. Morgens und mittags füttert seine Frau, die sich um die drei Kinder kümmert und nebenbei eigene Hühner züchtet.

Koros kommt aus einer Bauernfami­lie. Seit vier Generation­en mache die Familie Landwirtsc­haft, erzählt er. Sein Vater habe noch Kühe gemolken. „Ich konnte mir das nicht vorstellen und habe deswegen nach meiner Ausbildung zum Landwirt noch eine als Automechan­iker gemacht“, erzählt er. 2013 schließt der Milchviehb­etrieb seiner Eltern. Koros gründet seine Familie und hat zunächst etwas Abstand zur Landwirtsc­haft. Lange hält er das aber nicht durch. Er sagt: „Ich habe gemerkt, dass mir das sonst etwas im Leben fehlt.“

Statt aber auf die traditione­lle Milchwirts­chaft zu setzen, lässt sich Koros etwas anderes einfallen. Er will Rindfleisc­h produziere­n, und zwar richtig gutes. Er kauft sechs Kühe und einen Bullen der Rasse Aberdeen TRAUERANZE­IGEN Angus. Seiner Ansicht nach die mindestens drittbeste Fleischrin­derrasse der Welt. Ihr Fleisch hat eine besondere Fettmarmor­ierung. Er erklärt: „Die wachsen langsamer als andere Rassen.“Bei Koros haben die Tiere alle Zeit, die Sie zum wachsen brauchen. „Ich bin ja nur nebenberuf­licher Landwirt, da ist das einfacher“, sagt er.

Das Fleisch gibt es nur als Gesamtpake­t

Das Fleisch seiner Tiere verkauft Koros nur in Paketen, die je 10 Kilogramm umfassen. In so einem Paket ist von allen Rindfleisc­herzeugnis­sen etwas dabei, vom Steak über Roulladen bis hin zum Hackfleisc­h, ein paar Knochen für gute Suppen gibt es obendrauf. Erst wenn alle 10Kilogram­m-Pakete, die eine Kuh gibt, verkauft sind, wird sie geschlacht­et. So stellt Koros sicher, dass er kein Fleisch für den Mülleimer produziert. Koros erklärt: „Ich kann nicht nur Steaks verkaufen, an dem Tier ist ja deutlich mehr dran.“

Langsames Wachstum, Futter nur von der eigenen Weide und ein gutes Leben für seine Tiere bis zum Tod beim Schlachter sind Koros wichtig. Er will Fleisch produziere­n, das möglichst regional und nachhaltig ist. Deshalb bekommen die Kühe nur Heu und Heu-Silage, zwei bis drei Rundballen frisst die kleine Herde in der Woche. „Wenn man Mais füttert, wachsen die Tiere zwar schneller, aber da setzen mir die Tiere zu viel Fett an.“Erst durch langsames Wachstum werde die gewünschte Marmorieru­ng im Fleisch erzeugt.

Seit gut einem Jahr hat er die Kühe jetzt bei sich. Die kleine Herde lebt in einem offenen Freilaufst­all und bekommt viel Auslauf. Bis auf eine sind alle sechs trächtig, diese eine soll jetzt im Mai oder Juni zum Schlachter. Koros will nur die Kühe schlachten, die Bullen kann er gut verkaufen. Das beste Fleisch bekomme man von Färsen, also Kühen die noch nicht schwanger waren. Obwohl er jedes Jahr Kühe schlachten will, wird Koros die Herde jetzt zunächst auf fast 20 Tiere anwachsen.

Auch beim Schlachten ist das Tierwohl wichtig

Vom Schlachten hat Koros genaue Vorstellun­gen. „Ich will, dass die Tiere dabei nicht leiden“, sagt er. Am liebsten wäre es ihm deshalb wenn seine Tiere per Weideschus­s sterben könnten. Dabei tötet ein Jäger die Tiere aus der Distanz per Kopfschuss, während sie auf der Weide grasen. „Da haben die Tiere ihren Ruhepuls, sie ahnen nichts und haben so keinen Stress“, erklärt Koros. Man müsse sie nirgends einsperren oder sie festhalten. Bisher ist das in Deutschlan­d aber nur mit Ausnahmege­nehmigung möglich.

Deshalb bringt Koros seine Rinder zu einem Schlachter über die Grenze nach Österreich, allerhöchs­tens 15 Minuten Fahrtzeit benötige das. Dort kommen die Tiere nochmal auf die Weide. Der Landwirt erklärt: „Die sollen sich erst an das neue Umfeld gewöhnen und sich beruhigen.“Erst wenn das passiert ist, entscheide­t der Schlachter, dass es Zeit ist und tötet das Tier noch auf der Weide. Koros ist dann auch dabei, er begleitet das Tier beim Tod und ist auch beim Zerlegen dabei, um sicherzust­ellen, dass alles nach seinen Vorstellun­gen abläuft. „Nur so kann man mitreden“, sagt er.

Zu seinen Tieren hat er ein inniges Verhältnis. Er streichelt und krault sie und kennt ihre Eigenheite­n genau. Die eine sei etwas scheuer, die andere dagegen eher neugierig. Und trotzdem sagt er: „Für mich sind das immer noch Nahrungsmi­ttel.“Nur Bulle Olaf spricht er mit seinem Namen an, die Kühe nur mit den Nummern, die sie am Ohr tragen. Koros meint: „Ich mache das nicht mehr, weil es dann eben schon komisch ist, wenn das Fleisch auf dem Teller liegt.“

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FOTO: AJ Klaus Koros steichelt und striegelt seine Rinder viel.

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