Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bodolzer will schönes Leben für sein Vieh
Trotzdem lässt er seine Tiere am Ende schlachten, für ihn ist das der wichtigste Aspekt
BODOLZ - Im Stall von Klaus Koros stehen sieben pechschwarze Rinder. Anders als die Tiere seiner Vorfahren sollen die aber keine Milch geben. Stattdessen werden sie irgendwann geschlachtet und zu Fleisch und Wurst verarbeitet. Statt schnell zu produzieren steht bei Koros vor allem die Fleischqualität im Vordergrund. Was für ihn aber noch wichtiger ist: Bis zu ihrer letzten Minute sollen die Tiere ein möglichst gutes Leben haben.
Wenn sich Klaus Koros endlich um seine Tiere kümmern kann, hat er bereits einen regulären NeunStunden-Arbeitstag im Autohaus in den Knochen. Er ist tagsüber KfZMeister und abends Rinderzüchter. Er meint: „Ich komme heim, dann ziehe ich meine Stallklamotten an und dann schalte ich ab.“Wenn er Abends zu den Kühen gehe, den Stall ausmiste und Futter verteile sei das eine Zeit ohne Stress. Morgens und mittags füttert seine Frau, die sich um die drei Kinder kümmert und nebenbei eigene Hühner züchtet.
Koros kommt aus einer Bauernfamilie. Seit vier Generationen mache die Familie Landwirtschaft, erzählt er. Sein Vater habe noch Kühe gemolken. „Ich konnte mir das nicht vorstellen und habe deswegen nach meiner Ausbildung zum Landwirt noch eine als Automechaniker gemacht“, erzählt er. 2013 schließt der Milchviehbetrieb seiner Eltern. Koros gründet seine Familie und hat zunächst etwas Abstand zur Landwirtschaft. Lange hält er das aber nicht durch. Er sagt: „Ich habe gemerkt, dass mir das sonst etwas im Leben fehlt.“
Statt aber auf die traditionelle Milchwirtschaft zu setzen, lässt sich Koros etwas anderes einfallen. Er will Rindfleisch produzieren, und zwar richtig gutes. Er kauft sechs Kühe und einen Bullen der Rasse Aberdeen TRAUERANZEIGEN Angus. Seiner Ansicht nach die mindestens drittbeste Fleischrinderrasse der Welt. Ihr Fleisch hat eine besondere Fettmarmorierung. Er erklärt: „Die wachsen langsamer als andere Rassen.“Bei Koros haben die Tiere alle Zeit, die Sie zum wachsen brauchen. „Ich bin ja nur nebenberuflicher Landwirt, da ist das einfacher“, sagt er.
Das Fleisch gibt es nur als Gesamtpaket
Das Fleisch seiner Tiere verkauft Koros nur in Paketen, die je 10 Kilogramm umfassen. In so einem Paket ist von allen Rindfleischerzeugnissen etwas dabei, vom Steak über Roulladen bis hin zum Hackfleisch, ein paar Knochen für gute Suppen gibt es obendrauf. Erst wenn alle 10Kilogramm-Pakete, die eine Kuh gibt, verkauft sind, wird sie geschlachtet. So stellt Koros sicher, dass er kein Fleisch für den Mülleimer produziert. Koros erklärt: „Ich kann nicht nur Steaks verkaufen, an dem Tier ist ja deutlich mehr dran.“
Langsames Wachstum, Futter nur von der eigenen Weide und ein gutes Leben für seine Tiere bis zum Tod beim Schlachter sind Koros wichtig. Er will Fleisch produzieren, das möglichst regional und nachhaltig ist. Deshalb bekommen die Kühe nur Heu und Heu-Silage, zwei bis drei Rundballen frisst die kleine Herde in der Woche. „Wenn man Mais füttert, wachsen die Tiere zwar schneller, aber da setzen mir die Tiere zu viel Fett an.“Erst durch langsames Wachstum werde die gewünschte Marmorierung im Fleisch erzeugt.
Seit gut einem Jahr hat er die Kühe jetzt bei sich. Die kleine Herde lebt in einem offenen Freilaufstall und bekommt viel Auslauf. Bis auf eine sind alle sechs trächtig, diese eine soll jetzt im Mai oder Juni zum Schlachter. Koros will nur die Kühe schlachten, die Bullen kann er gut verkaufen. Das beste Fleisch bekomme man von Färsen, also Kühen die noch nicht schwanger waren. Obwohl er jedes Jahr Kühe schlachten will, wird Koros die Herde jetzt zunächst auf fast 20 Tiere anwachsen.
Auch beim Schlachten ist das Tierwohl wichtig
Vom Schlachten hat Koros genaue Vorstellungen. „Ich will, dass die Tiere dabei nicht leiden“, sagt er. Am liebsten wäre es ihm deshalb wenn seine Tiere per Weideschuss sterben könnten. Dabei tötet ein Jäger die Tiere aus der Distanz per Kopfschuss, während sie auf der Weide grasen. „Da haben die Tiere ihren Ruhepuls, sie ahnen nichts und haben so keinen Stress“, erklärt Koros. Man müsse sie nirgends einsperren oder sie festhalten. Bisher ist das in Deutschland aber nur mit Ausnahmegenehmigung möglich.
Deshalb bringt Koros seine Rinder zu einem Schlachter über die Grenze nach Österreich, allerhöchstens 15 Minuten Fahrtzeit benötige das. Dort kommen die Tiere nochmal auf die Weide. Der Landwirt erklärt: „Die sollen sich erst an das neue Umfeld gewöhnen und sich beruhigen.“Erst wenn das passiert ist, entscheidet der Schlachter, dass es Zeit ist und tötet das Tier noch auf der Weide. Koros ist dann auch dabei, er begleitet das Tier beim Tod und ist auch beim Zerlegen dabei, um sicherzustellen, dass alles nach seinen Vorstellungen abläuft. „Nur so kann man mitreden“, sagt er.
Zu seinen Tieren hat er ein inniges Verhältnis. Er streichelt und krault sie und kennt ihre Eigenheiten genau. Die eine sei etwas scheuer, die andere dagegen eher neugierig. Und trotzdem sagt er: „Für mich sind das immer noch Nahrungsmittel.“Nur Bulle Olaf spricht er mit seinem Namen an, die Kühe nur mit den Nummern, die sie am Ohr tragen. Koros meint: „Ich mache das nicht mehr, weil es dann eben schon komisch ist, wenn das Fleisch auf dem Teller liegt.“