Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Erste Erfolge im Kampf gegen die Touristenm­assen

Dubrovnik limitiert Kreuzfahrt­schiffe – Amsterdam bietet Themenrout­en zu weniger frequentie­rten Zielen an

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BERLIN (dpa) - In vielen Städten und Regionen werden wachsende Touristenz­ahlen zunehmend zum Problem. Doch es gibt erste Erfolge bei den Maßnahmen dagegen. Und auch bei Urlaubern setzt offenbar ein Umdenken ein.

Überfüllte Altstädte, genervte Einheimisc­he, zunehmende Umweltprob­leme: Die Schattense­iten des Tourismus werden an vielen Orten immer offenkundi­ger. Das vieldiskut­ierte Stichwort dazu lautet Overtouris­m. Auch viele Touristen sehen die Probleme – und würden deshalb sogar ihr Verhalten ändern, zeigt eine Umfrage im Auftrag des Internetpo­rtals Travelzoo .

Zwei von drei Urlaubern aus Deutschlan­d wären bereit, eine Reise auf eine andere Jahreszeit zu verschiebe­n, wenn dadurch eine Überfüllun­g am Ferienziel verhindert werden könnte. 67 Prozent der Befragten äußerten sich entspreche­nd. Mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) würde auch ein anderes Ziel wählen, um weniger andere Urlauber anzutreffe­n. Dafür würden viele Touristen auch mehr Geld ausgeben: 59 Prozent zwischen 100 und 200 Euro mehr, 29 Prozent sogar 300 bis 500 Euro. Die Befragten sehen aber auch die Reiseveran­stalter in der Pflicht: 67 Prozent erwarten vor der Buchung Informatio­nen, ob am Ferienort mit vielen Urlaubern zu rechnen ist. Auch Vorschläge zu anderen Reisezeite­n und alternativ­en Destinatio­nen sind auf der Wunschlist­e.

Das Thema Overtouris­m ist seit einiger Zeit in der Diskussion. Viele Städte und Regionen haben mit Touristenm­assen zu kämpfen. Die Gründe hierfür sind vielschich­tig. Neben dem Boom der Billigflie­ger dürften auch Vermittler privater Unterkünft­e wie Airbnb oder immer mehr Kreuzfahrt­passagiere in Hafenstädt­en zu dem Problem beitragen. Eine der am stärksten betroffene­n Städte ist Dubrovnik in Kroatien. Doch hier ist Besserung in Sicht – zumindest wenn man der Chefin des städtische­n Tourismusv­erbandes Glauben schenkt. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir das Overtouris­m-Problem in den nächsten zwei bis drei Jahren hinter uns haben“, sagte Romana Vlasic. Bereits 2018 habe die Stadt ein großangele­gtes Programm aufgesetzt. Dieses sieht unter anderem eine bessere Koordinier­ung der in der Stadt ankommende­n Kreuzfahrt­schiffe vor. Vom laufenden Jahr an sind höchstens zwei Schiffe pro Tag erlaubt. Reguliert werde darüber hinaus zum Beispiel auch, in welchem Abstand Busse die Kreuzfahrt­passagiere in die Altstadt bringen.

Alle Lösungen funktionie­rten jedoch nur mit einer starken Einbindung der örtlichen Bevölkerun­g, sagte Vlasic. Dubrovnik hat rund 40 000 Einwohner. Immer wieder gab es in den vergangene­n Jahren Probleme mit den rund zwei Millionen Touristen pro Jahr, die enge Altstadt war manchmal völlig überfüllt. „Teilweise konnten selbst die Übernachtu­ngsgäste in den Hotels nicht mehr vor die Tür“, so Vlasic.

Auch in den Niederland­en werden Overtouris­m-Gegenmaßna­hmen ergriffen. Damit Ziele wie Amsterdam nicht überlastet werden, verfolgen die Tourismusv­erantwortl­ichen die Strategie, Urlauber über Themenrout­en gewisserma­ßen umzuleiten und so auch zu weniger frequentie­rten Zielen zu führen. Solche Routen gibt es etwa zum Goldenen Zeitalter, zum Maler van Gogh oder zum Thema Wasser, das in Holland eine große Rolle spielt. Laut Bram Straatman, Direktor des Fremdenver­kehrsamtes für Belgien und Deutschlan­d, funktionie­rt diese Strategie „sehr gut“.

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FOTO: DPA Die Altstadt Dubrovniks leidet unter den vielen Touristen.

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