Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zu Bronze fehlen sieben Sekunden
Laura Dahlmeier wird im Einzelwettbewerb der Biathlon-WM mit einem Fehler Vierte
ÖSTERSUND (SID/dpa) - Laura Dahlmeier blickte gebannt auf ihr Handy und verfolgte angespannt jeden Meter von Justine Braisaz. Als die Französin mit hauchdünnem Vorsprung von 7,0 Sekunden als Dritte ins Ziel stürmte, zuckte die entthronte Titelverteidigerin nur kurz mit den Schultern – die Enttäuschung über den verpassten Bronze-Hattrick und das unglückliche Ende ihrer beeindruckenden Medaillenserie hielt sich bei der deutschen Vorzeigebiathletin halbwegs in Grenzen. „Ich habe schon gemerkt, dass es mit dem Teufel zugehen müsste, damit es noch reicht für mich. Natürlich ist es schade, wenn noch jemand reinläuft, aber ich gönne es Justine“, sagte Dahlmeier nach einer abermaligen Energieleistung im Einzel über 15 Kilometer fair.
Ein Fehler beim 13. Schuss und die daraus resultierende Strafminute waren trotz einer fulminanten Schlussrunde zu viel für Dahlmeier die ihre 14. WM-Medaille in Folge hätte gewinnen können. Zuletzt war die Partenkirchenerin 2015 in Kontiolahti im Massenstart leer ausgegangen. Damit müsse sie „leben“, sagte sie gefasst. „Ich habe ein gutes Rennen gezeigt, aber eben kein sehr gutes. Es haben ein paar Prozent gefehlt. Wenn man in jeder Runde ein bis zwei Sekunden irgendwo herausquetscht, hätte es gereicht. Es war durchaus möglich, aber ich bin trotzdem zufrieden. Ich habe alles gegeben.“
In einem kräftezehrenden Rennen sicherte sich die schwedische Olympiasiegerin Hanna Öberg den Titel. Sie blieb wie die Italienerin Lisa Vittozzi ohne Fehlschuss, lief allerdings 23,6 Sekunden schneller. Den dritten Rang, auf den Dahlmeier lange gehofft hatte, holte Braisaz (ein Schießfehler; 32,5 Sekunden zurück).
Ob Laura Dahlmeier am Donnerstag in der Single-Mixed-Staffel eingesetzt wird, ist offen. Bei der Staffel am Samstag und beim Massenstartrennen am Sonntag wird sie auf jeden Fall dabei sein – und nach Bronze in Sprint und Verfolgung eine weitere Medaille in Angriff nehmen. Zumal es ihr auch „gesundheitlich von Tag zu Tag besser“gehe. „Ich habe keine Beeinträchtigung gespürt“, sagte die siebenmalige Weltmeisterin, die als einzige DSVLäuferin die Erwartungen erfüllte. Vanessa Hinz (Schliersee/zwei Fehler) wurde als zweitbeste Deutsche nur 19.
Laura Dahlmeier fand es trotz des undankbaren vierten Platzes im längsten und anspruchsvollsten Rennen der Skijägerinnen „cool, dass ich zum Saisonhöhepunkt wieder meine Bestleistung abrufen kann. Das ist etwas Besonderes für mich.“
Einen „ganz besonderen Moment“erlebte auch Siegerin Öberg. Als der WM-Titel vor ihrem jubelnden Heimpublikum feststand, flossen bei der 23-Jährigen die Tränen. „Ich bin so stolz, dass ich dem Druck standgehalten habe“, sagte Öberg überglücklich.
Im Einzel über 20 Kilometer peilen am Mittwoch (16.10 Uhr/ZDF und Eurosport) die Männer ihre erste EinzelMedaille an. Neben Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer schickt der Deutsche Skiverband Roman Rees, Benedikt Doll und Erik Lesser in die Loipe. „Der Einzel wird ein knüppelhartes Rennen, am Ende muss man trotz der hohen Belastung am Schießstand gut durchkommen“, sagte Peiffer. „Das wird der Schlüssel sein.“