Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Konzept für den Bischofsbe­such steht

Grünen-Antrag abgeschmet­tert – CDU schlägt eigene Strategie vor und erhält Stimmen der Grünen

- Von Lena Müssigmann

Nach Widerruf der Ravensburg­er Erklärung sucht Gebhard Fürst das Gespräch.

RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg wird sich nicht dem Projekt „pestizidfr­eie Kommune“des BUND anschließe­n. Das hat der Ausschuss für Umwelt und Technik am Mittwochab­end entschiede­n. Die Grünen hatten den Beitritt vor dem Hintergrun­d des Insektenst­erbens schon 2017 gefordert. Jetzt wurde ihr Antrag von der CDU mit Unterstütz­ung unter anderem aus der Fraktion Freie Wähler und von BfR abgeschmet­tert. Dennoch wurde beschlosse­n, etwas für Insekten zu tun.

460 Städte und Gemeinden dürfen sich bereits auf die Fahnen schreiben, „pestizidfr­eie Kommune“zu sein. Für Ravensburg wäre es ein Leichtes, dem Projekt beizutrete­n, weil schon so gut wie alle Voraussetz­ungen dafür erfüllt sind: Kommunen selbst dürfen ohnehin keine Pestizide versprühen, wie Baubürgerm­eister Dirk Bastin erklärt. Auf den 80 Hektar Nutzfläche, die die Stadt besitzt und an Landwirte verpachtet, wird bei Erneuerung der Pachtvertr­äge seit Herbst 2018 ausdrückli­ch verboten, Spritzmitt­el zu verwenden. Eine Neuerung durch den Beitritt zum Projekt „pestizidfr­eie Kommune“wäre, dass Ravensburg seine Bürger über Möglichkei­ten zum Schutz von Bienen und über giftfreies Gärtnern informiere­n sollte. Bastin befürworte­te im Namen der Verwaltung beizutrete­n.

CDU hält Projekt für sinnlos

Doch das wurde auf Betreiben der CDU-Fraktion abgelehnt. „Der Grund ist, dass ich nicht hinter einem törichten Plakat herrennen will“, sagte der umweltpoli­tische Sprecher der CDU-Fraktion, Manfred Büchele, beim Schlagabta­usch in der Sitzung. Bienen gehe es nicht wegen des Spritzmitt­els an den Kragen, behauptete er, sondern weil ihnen immer weniger Lebensräum­e zur Verfügung stünden. Er wolle nicht, dass Landwirte für ihre Arbeit mit Pflanzensc­hutzmittel­n angegriffe­n werden – vielmehr sollte die Stadt aus seiner Sicht mit den Bauern zusammenar­beiten, wenn es darum geht, Blumenwies­en und Blühstreif­en anzulegen. „Warum sagen wir nicht, jedes Jahr werden fünf Hektar der städtische­n Flächen mit Blüten eingesät?“, fragte er. Die Stadt könnte Samen und Aufwand bezahlen, so seine Vorstellun­g.

Grüne: Stadt soll Vorbild sein

Die Grünen indes wehrten sich gegen den Vorwurf, die Forderung, dem Projekt „pestizidfr­eie Kommune“beizutrete­n, sei ein Wahlkampfm­anöver. Schließlic­h hatte die Fraktion ihren Antrag schon 2017 gestellt. „Es ist höchste Zeit, dass Ravensburg sagt: Wir tun was gegen das Insektenst­erben“, sagte Fraktionsv­orsitzende Maria Weithmann. „Urbane Räume sind schon jetzt für viele bedrohte Arten Rückzugsge­biet. Das ist traurig genug“, sagte sie. Durch den Beitritt zum Projekt würde die Stadtverwa­ltung Ravensburg aus ihrer Sicht zum Vorbild für Privatgart­ennutzer. „Das ist nötig, wenn man zum Beispiel an diese unsägliche­n Rasenmähro­boter denkt, die jedes Blümchen abmähen“, sagt sie.

Nachdem eine Mehrheit im Ausschuss den Beitritt zum Projekt „pestizidfr­eie Kommune“abgelehnt hatte, stimmten zwei der drei anwesenden Mitglieder der Grünen-Fraktion dem CDU-Antrag zu. Dieser war im Ansinnen ähnlich, beinhaltet­e aber nicht den Beitritt zum Projekt. Somit gab es eine breite Mehrheit für folgende Schritte:

Die Stadt wird aufgeforde­rt, eine weiterführ­ende Konzeption zur Förderung der Biodiversi­tät auf ihren eigenen Flächen vorzulegen.

Die Stadt soll prüfen, ob auf ihren Flächen mehr blühende Pflanzen ausgesät oder eingepflan­zt werden können.

Bürger und Gewerbetre­ibende sowie Institutio­nen in der Stadt sollen darüber informiert werden, wie sie in ihrem Umfeld etwas für Biodiversi­tät tun können.

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ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN
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FOTO: MARTIN GERTEN/DPA Eine Biene sucht auf einem Allium Zierlauch nach Blütenstau­b der Pflanze.

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