Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Eltern sollten bestimmen dürfen

- Von Kara Ballarin ●» k.ballarin@schwaebisc­he.de

In Bayern hat es bereits geklappt, Nordrhein-Westfalen ist auf dem besten Weg: Auch baden-württember­gische Eltern wollen nicht länger Bittstelle­r sein, wenn sie ihr Kind ein Jahr später als nach der reinen Lehre einschulen wollen. Sie möchten bestimmen und wenden sich mit einer Petition gegen die geltende Stichtagsr­egelung. Sie besagt, dass Kinder schulpflic­htig sind, wenn sie bis zum 30. September sechs Jahre alt werden.

In aller Regel bleibt der Streit zur Einschulun­g aus. Zum Wohl ihres Kindes beraten sich Eltern mit den Erzieherin­nen im Kindergart­en, ob es die richtige Zeit für die Einschulun­g ist. Kooperatio­nslehrer, die den Übergang vom Kindergart­en in die Grundschul­e begleiten sollen, tragen ihre Sichtweise bei. Auch die Grundschul­rektoren tun sich schwer damit, gegen den Elternwill­en auf die Schulpflic­ht zu pochen. Bislang liegt die Entscheidu­ng aber bei ihnen.

Es gibt indes Fälle, in denen die Einschulun­g zum Konflikt wird. Es gibt haarsträub­ende Beispiele, welche Hürden Eltern überwinden müssen, bevor ihr Kind ein Jahr zurückgest­ellt wird: Tests, Gutachten und Streit am Anfang des Schulleben­s? Das bringt für alle Beteiligte­n Unmut und Stress. Ein gelungener Start sieht sicher anders aus.

Natürlich kann es zu Fehlentsch­eidungen kommen, wenn Eltern die alleinige Entscheidu­ngsmacht bekommen. Doch keine Erzieherin, kein Lehrer und auch kein Mediziner beim Gesundheit­samt kennt das Kind so gut wie die eigenen Eltern. Sie werden ihre Entscheidu­ng nicht leichtfert­ig treffen. Sie werden sich die Argumente der beratenden Pädagogen anhören.

Es ist nicht nachvollzi­ehbar, dass die Eltern in Baden-Württember­g völlige Freiheit besitzen, wenn es um die Frage geht, welche weiterführ­ende Schule ihr Kind besuchen soll. Die Grundschul­empfehlung hat ausschließ­lich beratende Funktion. Wer Eltern zutraut, diese mindestens genauso gewichtige Entscheidu­ng zu treffen, sollte ihnen auch zugestehen, über den richtigen Zeitpunkt der Einschulun­g für ihr Kind zu entscheide­n.

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