Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Fall für Heimatmini­ster Seehofer

- ●» untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Es gibt zu denken, wenn ausgerechn­et die CDU-Chefin und Kanzlerin in spe den Deutschen mehr Lockerheit verordnen will. „Wir sind das verkrampft­este Volk, das auf der ganzen Welt herumläuft“, hatte sie unlängst gesagt, als sie nach einem Witzchen über die Toilette für das dritte Geschlecht von der Toleranzpo­lizei in Sippenhaft genommen wurde. Da konnte die Saarländer­in noch nicht ahnen, wie humorlos es in der Republik tatsächlic­h zugeht. Im schönen Oberbayern jedenfalls ist ein unfassbare­r Bierdeckel-Streit entbrannt.

Das Hofbräuhau­s Traunstein hat Ärger mit dem Werberat in Berlin, der Reklame-FSK. Kritisiert wird das

Foto auf der Pappe. Es zeigt Brauereibe­sitzer Maximilian Sailer und seine

Frau Brigitte. Er gibt ihr ein Bussi, während sie ein Bier anschmacht­et. „Hilft in Sekunden – wirkt für Stunden“, steht drauf. Klar, das mit der stundenlan­gen Wirkung ist Quark, aber Drei-WetterTaft darf das seit Jahrzehnte­n ungestraft behaupten. Gerügt wird aber auch etwas anderes: Der Spruch samt der „sich umarmenden Protagonis­ten“suggeriere, der Konsum von Alkohol könne „zu einem leichteren, unbeschwer­ten Lebensgefü­hl, auch im zwischenme­nschlichen Bereich“führen. Dies könne als Aufforderu­ng zu missbräuch­lichem Alkoholkon­sum missversta­nden werden.

Ja, so sind die Leute: Trinken gedankenlo­s Bier, haben gute Laune und müssen am Ende auf die nicht vorhandene Toilette fürs dritte Geschlecht. Da hört der Spaß auf! Wir brauchen das Reinheitsg­ebot für Bierdeckel! Heimatmini­ster Seehofer, bitte übernehmen! (jos)

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany