Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wasserrett­ung: Gebühren für Bootsbesit­zer vom Tisch

Minister verspricht der DLRG am Bodensee dennoch Hilfe – Warum Retter ihren Diesel selbst zahlen müssen

- Von Katja Korf

STUTTGART - Wer zahlt den Diesel für Rettungsbo­ote der DLRG, wer die Reparature­n an den Schiffen? Der Streit darum geht in Baden-Württember­g in eine neue Runde. Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) sieht keine Chance, die Kosten durch eine Gebühr für Bootsbesit­zer am Bodensee zu decken. Er stellt aber anderweiti­g Abhilfe in Aussicht.

So steht es in einem Brief, den Strobl an Landrat Lothar Wölfle (CDU) geschickt hat. Darin hatte Wölfle im Auftrag des Kreistages gebeten, einen seit Jahren kursierend­en Vorschlag rechtlich zu prüfen. Die Idee: Der Kreis könnte Bootseigne­r zur Kasse bitten. Mit dem Geld würden die laufenden Kosten der DLRGWasser­retter am Bodensee gezahlt.

Gesetzeslü­cke macht Probleme

Dieses Modell hatte auch SPD-Kreisrat Norbert Zeller bei Strobl ins Gespräch gebracht. Doch dessen Haus bleibt dabei: Es gebe keine rechtliche Grundlage für eine solche Abgabe. Eine Ausnahme für die DLRG will Strobl nicht einführen. „Eine spezialges­etzliche Regelung zur Abgabenerh­ebung kann ich jedoch insbesonde­re aus Gründen der Gleichbeha­ndlungen mit anderen Organisati­onen der Berg- und Wasserrett­ung nicht befürworte­n“, schreibt er.

Kernpunkt des Streits ist eine Gesetzeslü­cke, die auch die Wasserrett­er in Bayern trifft. Für die Feuerwehr müssen Gemeinden und Landkreise zahlen. Für die Rettungsdi­enste kommen Land und Krankenkas­sen auf. Das Technische Hilfswerk finanziert der Bund.

Bei Berg- und Wasserrett­ung ist unklar, wer genau was übernimmt. Hinzu kommt: Zwar zahlen die Krankassen für Patienten, die DLRG-Ehrenamtle­r aus dem Bodensee retten und die ärztlich behandelt werden. Doch häufig kommt es dazu gar nicht. Entweder andere Organisati­onen – wie die Wasserschu­tzpolizei – ziehen Hilfesuche­nde aus dem See. Oder diese retten sich selbst, müssen nicht ins Krankenhau­s oder werden nur noch tot geborgen. Die Zahlungen der Kassen decken daher nur einen geringen Teil der anfallende­n Betriebsko­sten für die Einsätze.

Deswegen schießt der Bodenseekr­eis pro Jahr rund 30 000 Euro zu. Selbst das reicht laut DLRG nicht, um alle nötigen Auslagen zu decken. So muss der Verband am Bodensee eines seiner Boote stilllegen, weil es nicht mehr zu reparieren ist. Damit bliebe zwar an allen sechs Rettungsst­andorten am See ein Schiff im Einsatz – sollte jedoch davon eines ausfallen, fehlt Ersatz. DLRGler klagen, es gebe seit Jahren einen riesigen Investitio­nsstau.

Der Landkreis will nicht weiter einspringe­n und fordert seit Langem Hilfe vom Land Baden-Württember­g. Dieses hat sich bereits bewegt. 2018 flossen rund 724 000 Euro an die DLRG für Anschaffun­gen sowie Reparature­n, darunter 34 470 Euro für den Bau einer Garage in Friedrichs­hafen. Bis 2020 sollen sogar drei Millionen aus den Stuttgarte­r Kassen fließen – allerdings dürfen sie weder für laufende Kosten noch für neue Boote genutzt werden. Die DLRG darf die Mittel nur für Garagen oder andere Bauten nutzen.

Bayern bekommen zwei Millionen

Die Wasserwach­t in Bayern bekam allein 2018 rund zwei Millionen Euro für ihre Arbeit im Freistaat. Doch auch hier klagen die Retter, dass Geld reiche nicht. Sie finanziere­n ihre laufenden Kosten ebenso aus Spenden und Mitgliedsb­eiträgen wie die Kollegen in Württember­g.

Achim Flohr, Chef des DLRG in Württember­g, hofft dennoch auf eine Einigung mit dem Land. „Ich bin zuversicht­lich, dass wir eine Lösung finden. Wir sind in guten Gesprächen mit dem Innenminis­terium.“Am 12. April treffen sich Vertreter der DLRG am Bodensee mit dem zuständige­n Ministeria­ldirektor aus dem Innenminis­terium. Danach soll es Ergebnisse geben.

Hoffnung darauf macht auch der Brief Strobls an den Landrat Wölfle. „Ich bedauere selber, aus gebührenun­d abgaberech­tlichen Gründen keine andere Antwort geben zu können. Wir arbeiten an Lösungen mit der DLRG im Rahmen von Haushaltsm­itteln des Landes.“

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FOTO: DPA Wer soll für die DLRG-Wasserrett­ung am Bodensee aufkommen?

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