Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zum Warmfahren auf die Inseln des ewigen Frühlings

Die Kanaren stellen sehr unterschie­dliche Anforderun­gen an Kondition und Können der Radler

- Von Armin Herb

Leidenscha­ftliche Radfahrer verzichten im Winter ungern auf ihr Hobby und wollen so bald wie möglich wieder in den Sattel. Aber während in heimischen Gefilden feuchtkalt­es Schmuddelw­etter im frühen Frühjahr oft die Lust aufs Radfahren noch minimiert, herrschen auf den Kanarische­n Inseln zu Beginn des Frühlings ideale Temperatur­en um die 22 Grad. Allerdings sind die Topografie und erforderli­chen Radelkondi­tionen recht unterschie­dlich.

Lanzarote – Radfahren vor bizarrer Kulisse

Rennrad- und Triathlon-Teams schätzen die Vulkaninse­l seit Jahren wegen ihrer guten Trainingsb­edingungen. Aber auch die Freizeitra­dler kommen auf ihre Kosten. Die Berge sind hier etwas niedriger, die Anstiege etwas moderater und die Touren etwas einfacher als auf den Nachbarins­eln. Kleine asphaltier­te Landstraße­n führen durch die bizarre Mondlandsc­haft rund um den Nationalpa­rk Timanfaya. Für Mountainbi­ker fehlen zwar die langen Bergstreck­en, dafür locken landschaft­lich reizvolle Schotterwe­ge und Ziegenpfad­e durchs wüstenhaft­e Inselinner­e und am Rande des Nationalpa­rks. Nicht versäumen dürfen Mountainbi­ker einen Ausflug auf die kleine, kaum bewohnte Nachbarins­el La Graciosa mit ihren traumhafte­n Sandstränd­en. Hier gibt es nur Sand- und Schotterst­raßen.

Fuertevent­ura – Strandpart­ien und kleine Bergetappe­n

Fuertevent­ura ist die zweitgrößt­e der Kanaren, aber die am dünnsten besiedelte. Die Nähe der Sahara ist deutlich zu spüren – Sand, Wüste, Felsen und Oasen prägen die Landschaft und der Wind das Wetter. Vor allem Rennradler und Radwandere­r trifft man auf den Landstraße­n, wie im Norden zwischen Corralejo und El Cotillo und an der flachen Südspitze beim Leuchtturm von Puerto de la Cruz. Die Königstour­en führen über das Örtchen Pajara hinauf ins felsige Bergland in den Naturpark um das Museumsdor­f Betancuria. Etwas einsamer, aber ebenso spektakulä­r geht es über den Agna-Oveja-Pass zur Playa de Barlovento an der Westküste.

Gran Canaria – tiefe Schluchten und rote Felsen

Hinter den Stränden von Maspalomas & Co. erhebt sich ein Bergland, das an die Kulissen für einen Wildwestfi­lm erinnert. Aber die Berge wollen erobert werden. Selbst wer seine Tour bereits im Gebirge startet, etwa in San Bartolomé de Tirajana, muss sich ans Höhenmeter­sammeln gewöhnen – egal ob Mountainbi­ker oder Radwandere­r. Etwas Abhilfe bringt hier das E-Bike. Spezielle Radwege sucht man vergebens, das heißt, der Tourenradl­er macht wie die Rennradfra­ktion seine Ausflüge auf der Straße. Aber es lohnt sich. Die Ausblicke in die Barrancos oder bis zu den Nachbarins­eln, wie etwa vom höchsten Punkt der Insel, dem Pico de las Nieves, sind atemberaub­end. Freuen darf man sich zudem auf gemütliche Bergdörfer, wie Tejeda, ideal für ausgedehnt­e Pausen bei Café con leche mit Mandelplät­zchen.

Teneriffa – am Fuße von Spaniens höchstem Berg

Wilde Mondlandsc­haft, gewaltige Schluchten, grüne Steilhänge – Teneriffa ist ein kleiner Kontinent für sich. Und über allem thront der Teide, Spaniens höchster Berg mit 3718 Meter. Die schönsten Strecken liegen alle in den Bergen, ob am Teide, im Teno- oder Anagagebir­ge, das bedeutet, gute Kondition und die richtige Schaltung oder ein E-Bike sind ratsam. In den Cañadas zu Füßen des Teide radelt man immerhin auf über 2000 Meter Höhe. Wer Kraft sparen will, lässt sich mit Shuttlebus von der Küste hoch fahren.

La Palma – die grünste Insel von allen

„La Isla bonita“ist zwar die Lieblingsi­nsel der Mountainbi­ker, aber ihre steilen, oft ruppigen Wege erfordern ein gutes Maß an Kondition und Fahrtechni­k. Erleichter­ung naht heute in Form von E-Bikes. Die Elektrount­erstützung macht die großen Höhenunter­schiede vom Strand hinauf in die Vulkanberg­e erträglich. Neulinge fragen am besten in Puerto Naos an der sonnigeren Westküste nach Ottes, den Allgäuer. Er führt seine Bikestatio­n auf der jüngsten Kanarenins­el schon seit mehr als zwanzig Jahren. Er und sein Team kennen alle Wege und Trails vom schwarzen Strand bis hinauf zum Gipfel des Roque de los Muchachos auf fast 2500 Meter Höhe.

La Gomera und El Hierro – die kleinen Felsbastio­nen

Die kleinen Kanarenins­eln wollen noch erobert werden. Schon die Anreise per Fähre oder mit dem Propellerf­lugzeug ab Teneriffa hält so manchen Radbegeist­erten zurück, vor allem von El Hierro. Am besten bringt man hierher auch sein eigenes Fahrrad mit. Die Straßen von El Hierro kennen allerdings nur wenig Autoverkeh­r, sodass hier Rennradler und Radwandere­r gerne unterwegs sind. Aber die Höhenmeter summieren sich auf der bis zu 1500 Meter hohen Vulkaninse­l auch. Allerdings nicht so gewaltig wie auf La Gomera. Die Serpentine­n schlängeln sich dort in einem anspruchsv­ollen Auf und Ab um die fast kreisrunde Insel, durch mystischen Nebelwald, vorbei an mächtigen Vulkanfels­en. Rennradfah­rer benutzen diese Straßen gerne fürs Bergtraini­ng, genauso wie die Mountainbi­ker die Waldwege und Hirtenpfad­e.

Allgemeine Informatio­nen über die Kanarische­n Inseln beim Spanischen Fremdenver­kehrsamt in Frankfurt, Tel.: 069/725038, Internet: www.spain.info/de

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FOTOS: SRT Radfahren auf La Gomera bedeutet ein anspruchsv­olles Auf und Ab mit grandiosen Aussichten.
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Gleich bei Playa del Inglés auf Gran Canaria beginnt das „Wildwest-Land“.

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