Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zum Warmfahren auf die Inseln des ewigen Frühlings
Die Kanaren stellen sehr unterschiedliche Anforderungen an Kondition und Können der Radler
Leidenschaftliche Radfahrer verzichten im Winter ungern auf ihr Hobby und wollen so bald wie möglich wieder in den Sattel. Aber während in heimischen Gefilden feuchtkaltes Schmuddelwetter im frühen Frühjahr oft die Lust aufs Radfahren noch minimiert, herrschen auf den Kanarischen Inseln zu Beginn des Frühlings ideale Temperaturen um die 22 Grad. Allerdings sind die Topografie und erforderlichen Radelkonditionen recht unterschiedlich.
Lanzarote – Radfahren vor bizarrer Kulisse
Rennrad- und Triathlon-Teams schätzen die Vulkaninsel seit Jahren wegen ihrer guten Trainingsbedingungen. Aber auch die Freizeitradler kommen auf ihre Kosten. Die Berge sind hier etwas niedriger, die Anstiege etwas moderater und die Touren etwas einfacher als auf den Nachbarinseln. Kleine asphaltierte Landstraßen führen durch die bizarre Mondlandschaft rund um den Nationalpark Timanfaya. Für Mountainbiker fehlen zwar die langen Bergstrecken, dafür locken landschaftlich reizvolle Schotterwege und Ziegenpfade durchs wüstenhafte Inselinnere und am Rande des Nationalparks. Nicht versäumen dürfen Mountainbiker einen Ausflug auf die kleine, kaum bewohnte Nachbarinsel La Graciosa mit ihren traumhaften Sandstränden. Hier gibt es nur Sand- und Schotterstraßen.
Fuerteventura – Strandpartien und kleine Bergetappen
Fuerteventura ist die zweitgrößte der Kanaren, aber die am dünnsten besiedelte. Die Nähe der Sahara ist deutlich zu spüren – Sand, Wüste, Felsen und Oasen prägen die Landschaft und der Wind das Wetter. Vor allem Rennradler und Radwanderer trifft man auf den Landstraßen, wie im Norden zwischen Corralejo und El Cotillo und an der flachen Südspitze beim Leuchtturm von Puerto de la Cruz. Die Königstouren führen über das Örtchen Pajara hinauf ins felsige Bergland in den Naturpark um das Museumsdorf Betancuria. Etwas einsamer, aber ebenso spektakulär geht es über den Agna-Oveja-Pass zur Playa de Barlovento an der Westküste.
Gran Canaria – tiefe Schluchten und rote Felsen
Hinter den Stränden von Maspalomas & Co. erhebt sich ein Bergland, das an die Kulissen für einen Wildwestfilm erinnert. Aber die Berge wollen erobert werden. Selbst wer seine Tour bereits im Gebirge startet, etwa in San Bartolomé de Tirajana, muss sich ans Höhenmetersammeln gewöhnen – egal ob Mountainbiker oder Radwanderer. Etwas Abhilfe bringt hier das E-Bike. Spezielle Radwege sucht man vergebens, das heißt, der Tourenradler macht wie die Rennradfraktion seine Ausflüge auf der Straße. Aber es lohnt sich. Die Ausblicke in die Barrancos oder bis zu den Nachbarinseln, wie etwa vom höchsten Punkt der Insel, dem Pico de las Nieves, sind atemberaubend. Freuen darf man sich zudem auf gemütliche Bergdörfer, wie Tejeda, ideal für ausgedehnte Pausen bei Café con leche mit Mandelplätzchen.
Teneriffa – am Fuße von Spaniens höchstem Berg
Wilde Mondlandschaft, gewaltige Schluchten, grüne Steilhänge – Teneriffa ist ein kleiner Kontinent für sich. Und über allem thront der Teide, Spaniens höchster Berg mit 3718 Meter. Die schönsten Strecken liegen alle in den Bergen, ob am Teide, im Teno- oder Anagagebirge, das bedeutet, gute Kondition und die richtige Schaltung oder ein E-Bike sind ratsam. In den Cañadas zu Füßen des Teide radelt man immerhin auf über 2000 Meter Höhe. Wer Kraft sparen will, lässt sich mit Shuttlebus von der Küste hoch fahren.
La Palma – die grünste Insel von allen
„La Isla bonita“ist zwar die Lieblingsinsel der Mountainbiker, aber ihre steilen, oft ruppigen Wege erfordern ein gutes Maß an Kondition und Fahrtechnik. Erleichterung naht heute in Form von E-Bikes. Die Elektrounterstützung macht die großen Höhenunterschiede vom Strand hinauf in die Vulkanberge erträglich. Neulinge fragen am besten in Puerto Naos an der sonnigeren Westküste nach Ottes, den Allgäuer. Er führt seine Bikestation auf der jüngsten Kanareninsel schon seit mehr als zwanzig Jahren. Er und sein Team kennen alle Wege und Trails vom schwarzen Strand bis hinauf zum Gipfel des Roque de los Muchachos auf fast 2500 Meter Höhe.
La Gomera und El Hierro – die kleinen Felsbastionen
Die kleinen Kanareninseln wollen noch erobert werden. Schon die Anreise per Fähre oder mit dem Propellerflugzeug ab Teneriffa hält so manchen Radbegeisterten zurück, vor allem von El Hierro. Am besten bringt man hierher auch sein eigenes Fahrrad mit. Die Straßen von El Hierro kennen allerdings nur wenig Autoverkehr, sodass hier Rennradler und Radwanderer gerne unterwegs sind. Aber die Höhenmeter summieren sich auf der bis zu 1500 Meter hohen Vulkaninsel auch. Allerdings nicht so gewaltig wie auf La Gomera. Die Serpentinen schlängeln sich dort in einem anspruchsvollen Auf und Ab um die fast kreisrunde Insel, durch mystischen Nebelwald, vorbei an mächtigen Vulkanfelsen. Rennradfahrer benutzen diese Straßen gerne fürs Bergtraining, genauso wie die Mountainbiker die Waldwege und Hirtenpfade.
Allgemeine Informationen über die Kanarischen Inseln beim Spanischen Fremdenverkehrsamt in Frankfurt, Tel.: 069/725038, Internet: www.spain.info/de