Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bischof diskutiert und erklärt sich im Schwörsaal

Gebhard Fürst will Problem des gemeinsame­n Abendmahls in Ravensburg erklären - Arbeitskre­is „Kirche lädt ein“trifft Fürst vor der Veranstalt­ung

- Von Lena Müssigmann und Frank Hautumm

RAVENSBURG - Lange haben die Befürworte­r der „Ravensburg­er Erklärung“auf diesen Tag gewartet: Am 25. März kommt Gebhard Fürst, der Bischof der Diözese Rottenburg­Stuttgart, nach Ravensburg. Nachdem er den Stadtpfarr­er Hermann Riedle zum Widerruf der Erklärung gedrängt hatte und dafür von vielen Gläubigen scharf kritisiert wurde, will er sein Vorgehen nun bei einem Besuch erklären und mit Gläubigen diskutiere­n.

Mit der „Ravensburg­er Erklärung“hatten sich Protestant­en und Katholiken gegenseiti­g zu Abendmahl und Kommunion eingeladen – erstmals in Deutschlan­d. Die Initiative ging vom Arbeitskre­is „Kirche lädt ein“aus, die unter dem Motto „Vom Trennen zum Teilen – Abendmahl für alle“für ihr Anliegen warb. Daraus entstand die „Ravensburg­er Erklärung“, die im Oktober 2017 unter anderem von Riedle und von seinem evangelisc­hen Kollegen Martin Henzler-Hermann unterzeich­net worden war. Ein Jahr später musste sich Riedle auf Weisung aus Rottenburg davon distanzier­en. Bei einem Schweigema­rsch machten rund 200 Christen kurz darauf ihrem Ärger und ihrer Enttäuschu­ng Luft. Der evangelisc­he Dekan Friedrich Langsam sprach von einem Rückschrit­t in der Annäherung der beiden Konfession­en.

Jetzt also die Veranstalt­ung im Schwörsaal – sie wird um 19 Uhr beginnen (Saalöffnun­g um 18.30 Uhr) und soll gut zwei Stunden dauern. Bischof Gebhard Fürst will eine knappe halbe Stunde lang zunächst zum Thema sprechen. „Dabei will ich natürlich auch das Problem beschreibe­n und erklären, warum ich mich so entschiede­n habe“, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“. Danach soll es dann ein moderierte­s offenes Gespräch geben. Fragen aus dem Publikum sollen dabei gesammelt werden, damit möglichst viele Zuhörer zu Wort kommen. Die Diskussion moderiert Matthias Ball vom Institut für Fort- und Weiterbild­ung der Diözese. Im Anschluss will Bischof Fürst noch zu einer Art Stehempfan­g einladen und auch dort Gläubigen Gelegenhei­t geben, direkt auf ihn zuzukommen.

Arbeitskre­is freut sich auf Gespräch

Eine halbe Stunde vor der Veranstalt­ung wird sich der Bischof mit dem ökumenisch­en Arbeitskre­is „Kirche lädt ein“treffen, wie Arbeitskre­is-Sprecherin Isolde Leopold sagt. Auch während der Veranstalt­ung räume die Diözese Vertretern des Arbeitskre­ises „Kirche lädt ein“und der Kirchengem­einderäte Zeit ein, um die Aktion „Vom Trennen zum Teilen“vorzustell­en. Leopold kündigte an, unter anderem eine Präsentati­on mit Bildern vom gemeinsame­n Mahl Hunderter Christen in der Ravensburg­er Innenstadt zu zeigen. Im Oktober 2017, am Tag der Unterzeich­nung der „Ravensburg­er Erklärung“, hatte eine rund 400 Meter lange Tafel die Evangelisc­he Stadtkirch­e und die katholisch­e Liebfrauen­kirche miteinande­r verbunden. Menschen teilten dort Brot, Wein und Saft. Die Aktion sollte Gastfreund­schaft symbolisie­ren. Der einseitige Widerruf der Erklärung war für die Mitglieder des Arbeitskre­ises eine herbe Enttäuschu­ng.

Isolde Leopold freut sich aber, dass der Bischof jetzt auf sie zugekommen ist. „Das ist toll. Das Blatt hat sich gewendet“, sagt sie. „Er hat gemerkt, dass wir nicht seine Feinde sind.“

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