Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mehr Übernachtungen, steigende Umsätze
Ferienregion Oberschwaben und Württembergisches Allgäu verzeichnet 2018 Zuwächse
KREIS RAVENSBURG (sz) - Die Ferienregion Oberschwaben und Württembergisches Allgäu hat im vergangenen Jahr 3,17 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland verzeichnet. Das sind 9,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit.
Die NGG Ulm-Aalen-Göppingen beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Bundesamtes, das die Beherbergungszahlen der deutschen Reisegebiete ausgewertet hat. NGG-Geschäftsführerin Karin Brugger spricht von einer „starken Bilanz – die jedoch nur mit dem starken Engagement der Beschäftigten überhaupt möglich ist“.
Allein im Landkreis Ravensburg beschäftigt das Gastgewerbe nach Angaben der Arbeitsagentur rund 5600 Menschen. „Allerdings fehlen hier zunehmend Fachkräfte – auch, weil die Branche ein waschechtes Image-Problem hat“, ist Brugger überzeugt. Ein Hauptgrund: immer extremere Arbeitszeiten. Zwar gehöre das Arbeiten am Abend oder am Sonntag für Hotelfachleute und Kellner fest zum Job.
Rund 5600 Menschen arbeiten im Kreis Ravensburg im Gastgewerbe
„Aber in den vergangenen Jahren sind die Schichten deutlich länger und die Erholungszeiten kürzer geworden. Das macht nicht jeder ewig mit“, so die Geschäftsführerin der NGG-Region Ulm-Aalen-Göppingen.
Brugger kritisiert insbesondere die Forderungen von Unternehmern, das Arbeitszeitgesetz zu lockern. „Geht es nach dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), dann sollen 13Stunden-Arbeitstage bald zum Normalfall werden. Aber hier steht die Gesundheit der Beschäftigten auf dem Spiel. Nicht umsonst gibt es gesetzliche Grenzen“, so Brugger. Das Arbeitszeitgesetz schreibt eine Regelarbeitszeit von acht Stunden täglich vor. In Ausnahmefällen kann sie auf zehn Stunden ausgedehnt werden, heißt es in der Mitteilung.
„Die guten Übernachtungszahlen und steigende Umsätze zeigen, wie groß der Einsatz der Beschäftigten in der Gastronomie und Hotellerie ist“, sagt Brugger. Im Kreis Ravensburg arbeiteten gerade gelernte Fachkräfte „längst am Limit“. Die dürfe man nicht mit „HorrorArbeitszeiten“verprellen. Schon jetzt falle es der Branche schwer genug, Schulabgänger für eine Ausbildung zu gewinnen.
In der Hotellerie und Gastronomie liegt die Quote der Wochenendarbeiter bei 86 Prozent, hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin ermittelt. Hinzu komme die Arbeit auf Abruf, von der im Gastgewerbe jeder Vierte betroffen ist. „Wenn der Chef per WhatsApp in letzter Sekunde die Dienste verteilt, dann können Beschäftigte ihren Alltag kaum planen“, kritisiert Brugger.
Statt längere Arbeitszeiten zu fordern, sollten Hoteliers und Gastronomen die Branche attraktiver machen: „Das fängt bei einer guten Ausbildungsqualität an und reicht bis zur Bezahlung nach Tarifvertrag. Und wenn das Personal Spaß an der Arbeit hat, dann kommen die Gäste auch gern wieder.“