Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingarten ehrt die Sportler des Jahres
Lisa Müller, Jannik Schaufler und die Wasserballer wurden gewählt
WEINGARTEN - Am Mittwochabend hat sich die Weingartner Sportlerfamilie im Kultur- und Kongresszentrum (Kuko) getroffen, um insgesamt 248 Sportlerinnen und Sportler aus ihren Reihen zu ehren. Schnell habe man sich auf das „Dreigestirn“in Mannschaft und Einzel einigen können, ließ der Sportverbandsvorsitzende, Rolf Wilhelm, wissen. So fiel bei der Sportlerin des Jahres die Wahl auf die Gewehrschützin Lisa Müller, die Wasserballer wurden zur Mannschaft des Jahres 2018 gewählt. Sportler des Jahres wurde der Triathlet Jannik Schaufler. Der allerdings war verhindert.
Ganz wie ein Star im Aktuellen Sportstudio aber übermittelt der 22jährige Schaufler per Videobotschaft sein Dankeschön, spricht ganz unverkrampft zu den etwa 250 Gästen, während er irgendwo im Süden vor einem Pool steht. Im Trainingslager. Kurz resümiert der Zweitplatzierte der U23-Europameisterschaften, was ihn mit Weingarten verbindet („Hier hab ich schwimmen gelernt und lange Fußball gespielt“) und betont charmant, wie dankbar er sei, auf diese Weise von seiner Heimatstadt geehrt zu werden. Sein Vater nimmt anschließend den Pokal und die Urkunde entgegen und erzählt stolz, wie seinem Sohn der Spagat zwischen Bachelor-Studium und 25 bis 30 Stunden Training pro Woche gelingt.
Lisa Müller ist begeisterte Motorradfahrerin
Der auch trotz „hausgebackener Erkältung“eloquente Sportverbandsvorsitzende Rolf Wilhelm macht in seiner Begrüßung deutlich, dass „Disziplin und Gründlichkeit, Trainingsfleiß und Verzicht“das sei, was die Jugend stabil und lebenstüchtig werden lässt – und den erfolgreichen Sportler ausmacht. Oder die erfolgreiche Sportlerin, wie im Fall der 28-jährigen Lisa Müller, die zwar in Weingarten geboren ist und lebt – aber beim Schützenverein Berg ihrer Passion nachgeht. Und das sind Gewehre. In den Disziplinen Luftgewehr, Kleinkaliber und Großkaliber hat sich die begeisterte Motorradfahrerin längst an die Spitze geschossen. Nach dem Knacken des Weltrekords im Großkaliber in Korea holte die Weltmeisterin zuletzt beim Europa-Cup-Finale in Kroatien den Sieg. Ihr erklärtes Ziel: die Olympischen Spiele in Tokio 2020.
Auch olympisch ist jene Disziplin, für die die Mannschaft des Schwimmsportvereins Weingarten sich auszieht und wundersame Hauben aufsetzt: Wasserball. Knapp 20 Sportler der Mannschaft des Jahres 2018 kommen zwar nicht im Bademantel auf die Bühne, wie sich das Moderator und Kiss-Gründer Jochen Kucera gewünscht hätte. „Aber ihr seid ja auch nicht wegen dem breiten Kreuz und den strammen Waden gewählt worden – sondern weil ihr eine tolle Multikulti-Truppe seid“, sagt Kucera und zählt auf, woher die Wasserballer kommen: aus Brasilien und Mexiko, aus Italien und Ungarn, aus Russland, der Türkei und natürlich auch aus Deutschland.
Ebenso breit gefächert in Herkunft und Alter sind auch die anderen Sportler, die in Judo oder bei Radfahren, im Basketball oder in der Leichtathletik geglänzt haben, im vergangenen Sport-Jahr. Und bevor und nachdem auch die Neuzugänge im Verband, nämlich die Bogenschützen, geehrt werden, bieten ein paar Abteilungen Kostproben ihres Könnens. Die herzallerliebsten Mini-Dancer des Turnvereins Weingarten (TVW), die ebenso schlagkräftigen wie erfolgreichen Kickboxer des TVW, die beweglichen und extrem biegsamen Turnerinnen. Und die Riege der Trampolinturner fliegen bei ihrem atemberaubenden Auftritt gar bis ganz unter die Decke des großen Saales im Kuko.
Sportlicher Erfolg ist dem Ehrenamt zu verdanken
Stellvertretend für den sportbegeisterten Oberbürgermeister Ewald übernimmt heuer Bürgermeister Alexander Geiger zum zweiten Mal die Ehrung der Sportler und hat als Dankeschön von Seiten der Stadt einen Gutschein für die Bäder („aber auch für die Dinge aus den Vitrinen dort“) im Gepäck. Geiger vergisst in seinem angenehm knappen Grußwort nicht zu erwähnen, dass die unzähligen sportlichen Erfolge nicht zuletzt auch den ehrenamtlichen Trainern und Übungsleitern wie den unermüdlich unterstützenden Eltern und Freunden der Sportler zu verdanken seien.
Und Rolf Wilhelm macht sich kraft seines Amtes erneut für seine Sportlerfamilie stark. „Die Vereine brauchen jeden Cent der Sportförderung, die in den Ausbau weiterer Sportstätten fließen muss“; fordert Wilhelm, der bereits das Sportgelände und die Halle auf dem ehemaligen Gelände der Argonnenkaserne im Visier hat. Knapp 7000 seien in Weingarten in einen Sportverein eingebunden. „Das ist jeder zweieinhalbte Weingärtler. Und das ist eine bedeutende Zahl.“