Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mieten in Wangen steigen weiter teilweise stark an
Neuer Mietspiegel tritt im April in Kraft – Quadratmeterpreise sind Anhaltswerte
WANGEN - Die Mieten steigen auch in Wangen immer weiter. Laut dem aktuellen, qualifizierten Mietspiegel 2019 liegt die sogenannte ortsübliche Vergleichsmiete bei 7,61 Euro pro Quadratmeter – 2015 waren es noch 6,22 Euro gewesen. Die Steigerung von 22 Prozent in vier Jahren ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich wurde.
Wer auf die aktuell ermittelte, ortsübliche Vergleichsmiete pocht, sollte vorsichtig sein. Denn die 7,61 Euro Netto-Kaltmiete pro Quadratmeter Wohnraum sind lediglich der absolute Mittelwert und damit lediglich ein Anhaltspunkt für die Gespräche zwischen Mietern und Vermietern. Besonderheiten wie die Wohnlage oder die Ausstattung sind hier nicht mit eingerechnet. Deshalb kann die tatsächlich zu errechnende Miete deutlich nach oben oder unten abweichen. Und: Ein Anspruch ist aus dem neuen, qualifizierten Mietspiegel nicht herleitbar, das auf 275 Befragungen von Miethaushalten basierende Werk des EMA-Instituts für empirische Marktanalysen stellt laut Stadt aber eine belastbare Einschätzung des Mietwohnungsmarkts dar – auf die sich Wohnungsanbieter aber berufen können, wenn sie die Miete erhöhen wollen.
Vergleichsmiete: 7,61 Euro, mittlere Angebotsmiete: 8,44 Euro
Bei der kurzen Diskussion im Gemeinderat schätzten einige Fraktionen den Mietspiegel als „wichtigen Service für die Bürger“oder als „gute Richtschnur für den Markt“ein. Wangens OB Michael Lang wies darauf hin, dass die Steigerung der ortsüblichen Vergleichsmiete um fast ein Viertel innerhalb von vier Jahren nicht gleichzeitig bedeute, dass auch die Mieten um 22 Prozent gestiegen sind. „2015 war es eine andere Methode mit anderen befragten Haushalten“, so der Rathauschef. Und: „Die 6,22 Euro vor vier Jahren waren vom Gefühl her zu niedrig, die 7,61 Euro jetzt kommen der Realität aber relativ nahe.“
Obwohl dieser Wert wegen der zu geringen Rückmeldung aus den Ortschaften nur für die Kernstadt gelte, sei es auch für den Wohnraum in den Teilorten „ein guter Anhaltspunkt für Vermieter und ein wertvolles Instrument zur Selbsteinschätzung“. Am Ende wurde der Mietspiegel, der die Stadt wegen einer üppigen Förderung gerade einmal 130 Euro gekostet hat, vom Gemeinderat einstimmig durchgewunken. Wenige Wochen zuvor hatte das Isnyer Immobilienunternehmen Igel & Kaufmann ebenfalls eine aktuelle Marktübersicht veröffentlicht, unter anderem über Wohnungsmieten. Die Isnyer Maklerfirma hatte hierfür Angebotspreise erhoben, die in gängigen Internetportalen wie „Immobilienscout24.de“eingestellt waren. Laut Igel & Kaufmann sind diese Daten laufend durch Abschlusspreise bestätigt worden. Hier liegt der um Extremfälle bereinigte Mittelwert für Wangen bei einer Kaltmiete von 8,44 Euro pro Quadratmeter – obwohl die Online-Anzeigen aus den Jahren 2017 und 2018 stammen und die Befragung für den Mietspiegel erst im Herbst 2018 erfolgt war. Bereits 2015 war der Mittelwert von Igel & Kaufmann für die Wangener Wohnungsmiete mit 7,31 Euro pro Quadratmeter um einiges höher gewesen als die 6,22 Euro im damaligen Wangener Mietspiegel.
„Unsere Werte dürften den Markt realistischer widerspiegeln, weil es Angebotsmieten sind“, so Sebastian Igel auf SZ-Anfrage. Beim städtischen Mietspiegel seien auch Mieten zu nicht marktgerechten Preisen erfasst, die beispielsweise im Familienoder Bekanntenkreis üblich seien.
Igel & Kaufmann hatten in ihrer Marktübersicht auch den Kauf von Immobilien betrachtet. Demnach liegt der mittlere Quadratmeterpreis beim Wohnungskauf in Wangen bei gut 2700 Euro, Tendenz steigend. Zum Vergleich: Spitzenreiter im Westallgäu ist Lindau mit etwa 3500 Euro, Kommunen wie Isny, Kißlegg (beide rund 2400 Euro) oder Leutkirch (etwa 2000 Euro) sind dagegen fast schon „günstig“. Ein ähnliches Bild ergibt sich laut den Isnyer Maklern beim Hauskauf: Hier liegt Wangen bei den Online-Angeboten der Jahre 2017/18 im Mittel bei etwa 2900 Euro pro Quadratmetern (Tendenz stark steigend), Leutkirch bei gut 2000 Euro, Kißlegg bei 2500, Isny bei 2800 und Lindau bei rund 4600 Euro.
Aber egal, welche Zahlen man betrachtet, für größere Kommunen haben alle eines gemeinsam: Bau- und Kaufpreise sowie Mieten haben seit Längerem die klare Tendenz nach oben. Was im Umkehrschluss auch für die Region hier heißt: Wohnraum im Raum Wangen ist weiter knapp.
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