Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Stolperste­ine

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Als Andenken an die vertrieben­en Juden, Sinti und Roma, an die politisch Verfolgten und Andersdenk­enden, die während des Zweiten Weltkriegs in Konzentrat­ionslager verschlepp­t und getötet wurden, rief der Künstler Gunter Demnig 1992 das Stolperste­inprojekt ins Leben – und schaffte damals eine neue Art des Gedenkens. Heute gibt es weltweit über 70 000 dieser Gedenkstei­ne. Allein in Stuttgart wurden bisher knapp 900 Stück verlegt – einer davon zu Ehren der jüdischen Künstlerin Käthe Loewenthal (Foto: Lokstoff). Zusammenge­nommen bilden sie das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Die Steine verlegt Demnig selbst

– und zwar immer am letzten Wohnort der Opfer, bevor sie zwangsumge­siedelt und deportiert wurden. Die Initiative zur Verlegung der kleinen Mahnmale geht dabei nicht von Demnig selbst aus, sondern von den Bürgern. Für sein Engagement wurde Demnig vielfach ausgezeich­net. Doch längst nicht alle sind von den vielen Stolperste­inen begeistert. Unzählige wurden beklebt, beschmiert oder herausgeri­ssen. Ein Stuttgarte­r Grundstück­sbesitzer fürchtete sogar die Wertminder­ung seines Anwesens Stuttgart wies die Klage ab. Auch aus jüdischen Kreisen gibt es Kritik. Menschen trampelten auf dem Andenken der Opfer herum, wenn sie über die Stolperste­ine gingen. Mit einer andächtige­n Geste hält Deming dagegen: Jeder, der eine Inschrift auf den Stolperste­inen lesen wolle, müsse sich vor den Opfern verbeugen.

In München liegen gar keine Stolperste­ine. Der Stadtrat hatte das Verlegen der Stolperste­ine 2015 abgelehnt – und erhielt 2017 Recht vom Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­of. Dort erinnern jetzt Tafeln und Stelen an die Opfer der Nationalso­zialisten. (cam)

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durch das kleine Mahnmal vor seinem Haus und wollte es entfernen lassen. Das Amtsgerich­t

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