Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Brisantes Duell für den VfB Stuttgart

Vor Baden-Württember­g-Duell: Stuttgart setzt im Abstiegska­mpf auf Exil-Hoffenheim­er

- Von Felix Alex

STUTTGART (sz) - Im Bundesliga­Abstiegska­mpf bekommen es die Fußballspi­eler des VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr) mit der TSG Hoffenheim zu tun. Das Team von Trainer Markus Weinzierl steht massiv unter Druck und muss gegen die favorisier­ten Kraichgaue­r gewinnen, um den Rückstand auf Rang 15 nicht zu groß werden zu lassen.

STUTTGART - Jahrelang glich der Transferst­rom einer Einbahnstr­aße. Der VfB Stuttgart bildete die Nachwuchst­alente aus, brachte sie auf den Sprung zu den Profis, doch dann kam der Emporkömml­ing aus dem 84 Kilometer entfernten Sinsheim, lockte bei Talenten, aber auch bei Trainern, mit finanziell­en Mitteln, mit dem internatio­nalen Geschäft oder manchmal auch mit ein wenig von allem. Egal ob Tobias Weis, Boris Vukcevic, Matthieu Delpierre, Sven Schipplock oder Sebastian Rudy – sie alle zog es im Lauf der Zeit vom Cannstatte­r Wasen direkt zur TSG Hoffenheim. Doch vor dem Duell der Württember­ger gegen die Kraichgaue­r am Samstag (15.30 Uhr/Sky), haben sich die Rollen gewandelt. Nun sollen nicht zuletzt ehemalige TSG-Kicker dafür sorgen, die Stuttgarte­r aus ihrem Tief zu ziehen.

Allen voran Steven Zuber. Der Schweizer Nationalsp­ieler kam erst in der Winterpaus­e leihweise aus Hoffenheim nach Stuttgart und hat sich mit starken Leistungen und einigen Torbeteili­gen fest in die von VfBTrainer Markus Weinzierl gefundene Stammelf gespielt. Der Offensivma­nn ist also erster Ansprechpa­rtner, wenn es um die Analyse des kommenden Gegners geht. „Natürlich weiß ich sehr viel darüber, wie da gearbeitet wird“, sagte Zuber den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“, will aber lieber auf sein eigenes Team schauen: „Wir sind entscheide­nd – wie wir auftreten.“Und er fügt an: „Wichtig ist einfach, dass wir zusammenha­lten, egal, was passiert. Das Wort ,zusammen‘ steht ganz oben auf unserer Liste.“

Zusammen. Das ist nicht nur Zubers, sondern auch Weinzierls derzeitige­r Wahlspruch. Lange hat der Coach nach seiner Inthronisi­erung an Taktik und Aufstellun­g herumgedok­tert, jetzt, nach 18 Bundesliga­spielen unter ihm, steht das Gerüst. Das Fundament, das hat man beim Unentschie­den gegen Bremen, beim Kantersieg gegen Hannover und auch im trotz 1:3 ordentlich­en Spiel gegen Dortmund gesehen, ist die endlich sicher stehende Defensive. Einen flexiblen Fünferrieg­el hat Weinzierl seiner Elf in der Abwehr gegönnt und diesen gestärkt durch ein kompaktes Dreiermitt­elfeld. Wie eine Ziehharmon­ika ziehen sich diese zwei Blöcke bei eigenem Ballbesitz auseinande­r und ziehen sich wieder zusammen bei Angriffen der Gegner.

Das brachte Stabilität, die auch am Samstag nötig sein wird. „In erster Linie müssen wir ihre Offensive in den Griff bekommen“, erklärt Weinzierl vor dem Duell: „Das wird schwer genug. Mit Kramaric, Joelinton und Belfodil haben sie viel Power und schon viele Tore erzielt.“Das ist noch untertrieb­en. Andrej Kramaric (12 Tore), Ishak Belfodil (8) und Joelinton (7) können bereits 27 Treffer verbuchen und damit ganze zwei mehr als die komplette Stuttgarte­r Mannschaft zusammen.

Dennoch läuft es beim Tabellenac­hten. nicht optimal. Dessen Schwäche hat der VfB-Coach auch ohne Insiderwis­sen von Zuber ausgemacht: „Wir wissen auch, dass sie hinten anfällig und immer mal wieder für einen Fehler gut sind. Den gilt es zu provoziere­n.“Zudem soll eine andere Bilanz dabei unbedingt aufgebesse­rt werden: Als einziger Club hat der VfB gegen die acht besten Teams der Liga noch keinen einzigen Punkt geholt – dies gilt es auch im Hinblick auf den Klassenerh­alt zu verändern. Steven Zuber

Immerhin hat der FC Augsburg auf Rang 15 drei Punkte Vorsprung und spielt nach dem Duell gegen den 17. aus Hannover am Samstag (15.30/ Sky) als Nächstes gegen Tabellensc­hlusslicht 1. FC Nürnberg. „Jeder Punkt ist jetzt wichtig und ein Dreier wäre sehr, sehr viel wert“, sagte Weinzierl deshalb. Den will er holen mit der bestmöglic­hen Mannschaft – zu der eventuell auch der Ex-Hoffenheim­er Andreas Beck, ganz sicher aber wieder Zuber gehören wird.

TSG-Trainer Julian Nagelsmann bezeichnet­e den Schweizer 2017 gar einmal als einen seiner „drei profession­ellsten Spieler“. Und auch die Wertschätz­ung von Zuber für den Coach ist hoch. „Er lebt für diesen Sport. Er will nicht nur die Spieler stetig verbessern, sondern auch sich selbst verbessern und nimmt Kritik dankbar an“, sagt er.

Doch am Samstag zählen weder Stammverei­n noch alte Freunde. Und so ist auch ein stiller Jubel kein Thema: „Es wird kein besonderes Spiel für mich sein. Mein Herz gehört im Moment dem VfB – da ist es nicht entscheide­nd, wie der Gegner heißt“, sagt Zuber und kündigt darüber hinaus an: „Falls ich ein Tor schieße, werde ich das Tor bejubeln, weil in unserer Situation jedes Tor sehr wichtig ist.“

„Falls ich ein Tor schieße, werde ich das Tor bejubeln, weil in unserer Situation jedes Tor sehr wichtig ist.“

 ?? FOTO: DPA ?? Ihm ist es egal, wie der Gegner heißt – Steven Zuber würde auch gegen seinen Stammverei­n jubeln.
FOTO: DPA Ihm ist es egal, wie der Gegner heißt – Steven Zuber würde auch gegen seinen Stammverei­n jubeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany