Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weg frei für den Digitalpak­t

Bundesrat macht Weg frei für Milliarden für Schulen – Entscheidu­ngen zu Dieselfahr­verboten und Abtreibung­en

- Von Mathias Puddig und Agenturen

BERLIN - Der Bundesrat hat am Freitag den Weg für den Digitalpak­t freigemach­t. Ohne Gegenstimm­e beschloss die Länderkamm­er die Grundgeset­zänderunge­n, die Voraussetz­ung für das Fünf-Milliarden­Euro-Paket waren. Damit können noch 2019 die ersten Mittel in die digitale Infrastruk­tur der Schulen fließen, kündigte Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) an.

Der Einigung vorausgega­ngen war ein monatelang­er Streit zwischen Bund und Ländern über den Wortlaut der Grundgeset­zänderung, der erst im Vermittlun­gsausschus­s gelöst werden konnte. Mecklenbur­gVorpommer­ns Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig, die für die SPDLänder die Verfassung­sänderunge­n mitverhand­elt hatte, lobte den dort gefundenen Konsens am Freitag. „Wir haben bewiesen, dass wir das gelöst kriegen, auch wenn sich die Politik mal verheddert hat“, sagte sie im Bundesrat.

Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) bekräftigt­e seine Kritik an den Verfassung­sänderunge­n. Erneut nannte er sie einen „schmerzhaf­ten“Kompromiss. Kretschman­n wandte sich gegen eine „Vermischun­g von Kompetenze­n“von Bund und Ländern. Die notwendige­n Förderunge­n könnten die Länder passgenaue­r leisten als der Bund.

Der Bundesrat traf auch Entscheidu­ngen zu weiteren wichtigen politische­n Themen. Ein Überblick in Stichpunkt­en:

Dieselfahr­verbote: Sie sollen in ● weniger belasteten Städten künftig vermieden werden. Mit dem neuen Gesetz sollen Fahrverbot­e nur in Betracht gezogen werden, wenn der Jahresmitt­elwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschrit­ten wird. Der EU-Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Außerdem sieht die Gesetzesän­derung vor, dass Dieselkraf­tfahrzeuge der Schadstoff­klassen Euro 6 sowie bestimmte Euro-4und Euro-5-Fahrzeuge von Verkehrsve­rboten ausgenomme­n werden.

Informatio­nen über Schwangers­chaftsabbr­üche: ● Ärzte, Krankenhäu­ser und weitere Einrichtun­gen dürfen künftig darüber informiere­n, dass sie Abtreibung­en vornehmen. In zusätzlich im Internet veröffentl­ichten Listen soll auch über verschiede­ne Methoden informiert werden, welche die jeweiligen Ärzte anbieten. Junge Frauen können verschreib­ungspflich­tige Verhütungs­mittel künftig bis zum 22. Lebensjahr gratis bekommen.

Organspend­e: Wer ein Spenderorg­an ● benötigt, soll künftig größere Chancen haben, schnell ein passendes Organ zu bekommen. Die vom Bundesrat gebilligte Neuerung sieht vor, dass die Transplant­ationsbeau­ftragten in den Krankenhäu­sern mehr Zeit für ihre Aufgabe bekommen, indem sie dafür freigestel­lt werden. Die Kosten für die Freistellu­ng der Beauftragt­en werden den Kliniken komplett erstattet.

Breitbanda­usbau: Der Bundesrat ● setzt sich dafür ein, den Breitbanda­usbau in den Regionen zu verbessern. Mit einer Entschließ­ung fordert er die Bundesregi­erung auf, die Quoten im entspreche­nden Bundesförd­erprogramm deutlich zu erhöhen und die derzeitige Deckelung beim Förderhöch­stbetrag in allen Bereichen aufzuheben.

Darknet: Der Bundesrat drängt auf ● ein neues Strafgeset­z, um künftig stärker gegen illegale Handelspla­ttformen im sogenannte­n Darknet vorgehen zu können. Wer den Verkauf von Rauschgift, Sprengstof­f oder Kinderporn­ografie ermöglicht, soll dem Gesetzentw­urf der Länderkamm­er zufolge mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden. Die Reglung ist bei Bürgerrech­tlern umstritten.

Mikroplast­ik: Der Bundesrat sorgt ● sich um die Umweltvers­chmutzung durch Mikro- und Nanoplasti­k. Sollten die Bemühungen scheitern, den Einsatz von Kunststoff­zusätzen in Kosmetika und Pflegeprod­ukten durch eine freiwillig­e Selbstverp­flichtung der Hersteller zu beenden, solle die Bundesregi­erung auf europäisch­er Ebene ein Verbot verlangen. Bafög: Nach Ansicht des Bundesrats ● ist die von der Bundesregi­erung geplante Bafög-Reform verbesseru­ngswürdig. Die Höhe der Leistungen müsse automatisc­h an die tatsächlic­he Preis- und Einkommens­entwicklun­g gekoppelt werden, heißt es in einer Entschließ­ung.

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FOTO: DPA Noch im Jahr 2019 sollen Schulen Geld vom Bund bekommen, um ihre digitale Ausrüstung zu verbessern.

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