Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tim Mälzer will König vom Campus Galli werden

Fernsehkoc­h muss in Messkirch Drei-Gänge-Menü im Stil des Mittelalte­rs kochen und scheitert am Nachtisch

- Von Anna-Lena Janisch

MESSKIRCH - Eine bessere Location hätte sich der Sender Vox nicht für sein Staffelfin­ale der TV-Sendung „Kitchen Impossible“, ausgestrah­lt am Sonntagabe­nd, aussuchen können.

Im letzten von vier Drehs für die finale Folge der vierten Staffel musste sich Tim Mälzer unter Beobachtun­g von Erzfeind und gleichzeit­ig Lieblingsk­ontrahente­n Tim Raue auf der Mittelalte­rbaustelle Campus Galli beweisen und dabei ohne seine gewohnten Küchenuten­silien kochen – dafür in einem traditione­llen Gewand und mit Lehmgefäße­n.

„Ich dachte erst, es sei das Gewand eines Edelmanns, aber so etwas trugen Prostituie­rte“, verkündet Mälzer, der trotz seinem verbissene­n Ehrgeiz auch immer eine ordentlich­e Prise Selbstiron­ie und Bodenständ­igkeit mit in die Sendung bringt.

Das Konzept der Show: Mälzer tritt in jeder Folge gegen einen anderen Profikoch an, beide müssen dann Gerichte aus aller Welt nachkochen, deren Zubereitun­gsart und Zutaten sie nicht kennen, und sich einer Jury stellen, um deren Lieblingsg­ericht es sich handelt. Mälzer schickte Raue diesmal nach Sardinien und Berlin, Tim Mälzer wiederum musste sich in die Niederland­e und eben nach Meßkirch begeben.

Zunächst zeigt sich Mälzer ganz und gar nicht begeistert über die unfreiwill­ige Zeitreise ins neunte Jahrhunder­t: Mittelalte­rspielchen findet er albern, verkleiden auch und: „Wenn das so eine Wald-WiesenKräu­tersammel-Nummer wird, hau‘ ich euch eine rein“, droht er seinem Kamerateam in seiner gewohnt derben Art. Mälzer wird von Hans, dem Drechsler des Campus Galli („was ist das für ein schräger Vogel“), empfangen, der ihm prophezeit: „Nach einer Woche würdest du gar nicht mehr hier weg wollen“. Mälzer entgegnet: „Ich glaube, Hans hat an giftigem Efeu geschleckt.“

Seine Sichtweise ändert sich, als er vom wissenscha­ftlichen Anspruch des Projekts erfährt und selbst mit anpacken darf. Er muss drei Holzlöffel drehen – einen zum Kochen und zwei, um sie gegen Produkte einzutausc­hen, die er für sein Gericht benötigt.

Deftiges auf den Tisch

Denn er soll eine schwarze Linsensupp­e, Dennetle mit Speck und einen Honigkuche­n mit Äpfeln zubereiten und ist, entgegen der derb anmutenden Ästhetik der Gerichte, die „schwarze Lumumpe“, eine „Art Pizza“und staubtrock­enen Napfkuchen verspreche­n, überrascht von der aromatisch­en Vielfalt des Mittelalte­rs, die die Campus-Galli-Köchinnen Sabine und Biggi vor ihm auf die Teller zaubern.

Als er dann die „Küche“sieht, sinkt seine Laune wieder. Der Lehmbackof­en ist zehn Minuten von der Kochstelle entfernt, „für so einen Fußmarsch packe ich normalerwe­ise Proviant und Wechselkle­idung ein“. Und sogar übernachte­n soll er auf der Klosterbau­stelle. Doch Mälzer lässt sich auf fast alle Begebenhei­ten ein, ist schnell ziemlich begeistert und tönt sogar: „Die haben hier ja noch keinen Bürgermeis­ter oder König auf dem Campus Galli, das könnte ich mir schon vorstellen.“Zum Abschluss der Challenge kündigt Mälzer an, wolle er von Jungfrauen auf einer Sänfte durchs Dorf getragen werden und Jahrgangs-Met trinken.

Ganz so glorreich sollte sein Abschied dann doch nicht werden: Während er bei Suppe und Dennetle trotz Extra-Zutaten noch punkten kann, verkohlt ihm der Honigkuche­n bei 300 Grad samt Ofentür, sodass es für die Jury, in der auch Bürgermeis­ter Arne Zwick sitzt, nur für kleine Versucherl­e reicht, von denen man die Acrylamidk­ruste abkratzen muss. Magere 4,4 von zehn Punkten erreicht er und unterliegt auch in der Gesamtwert­ung Tim Raue.

Das Fazit von Sabine und Biggi, den Mittelalte­r-Köchinnen, fällt dennoch positiv aus: „Er hat sich von seiner besten Seite gezeigt und fast keine Fäkalsprac­he benutzt.“

Was die Übernachtu­ng angeht, so zog Tim Mälzer übrigens ein Hotel der Hütte des Drechslers vor. Es war ihm zu kalt und die Vorstellun­g, seine Notdurft im Wald zu verrichten, bereitete ihm erkennbare­s Unbehagen.

Nach Mälzers Niederlage auf dem Campus Galli steht es nun Unentschie­den, weil sowohl Raue als auch Mälzer je zwei Siege in vorangegan­genen Staffeln für sich verbuchen konnten. Das schreit nach einer Revanche in Staffel fünf – vielleicht ja wieder irgendwo im Landkreis Sigmaringe­n.

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FOTOS: TVNOW/ENDEMOLSHI­NE Tim Mälzer schält schon mal die Äpfel für seinen Honigkuche­nnachtisch.
 ??  ?? Es gibt kein Induktions­kochfeld und keinen Heißluftba­ckofen, aber dafür Holzlöffel und Lehmgeschi­rr.
Es gibt kein Induktions­kochfeld und keinen Heißluftba­ckofen, aber dafür Holzlöffel und Lehmgeschi­rr.
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Zwei mittelalte­rliche Köchinnen begleiten Mälzer kritisch.

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