Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Deponie-Geschichte mit Fortsetzun­g

Reaktivier­ung von Obermoowei­ler bei Wangen wird verkehrlic­h kaum spürbar sein

- Von Susi Weber

WANGEN – Der – vermeintli­che – Dornrösche­nschlaf wird bald ein Ende haben: Der Beginn des Umbaus des Wertstoffh­ofes ist für das Frühjahr geplant (wir berichtete­n) und im Hintergrun­d läuft der Planfestst­ellungsant­rag für die Reaktivier­ung der Deponie, die nach Einschätzu­ng von Betriebsle­iter Rainer Siedlicki bis „etwa zum ersten Quartal 2020 fertig und behördenko­nform“sein dürfte.

Eine Neuerung konnte Siedlicki bereits jetzt vorstellen: „Seit diesem Jahr gibt es im Landkreis ganzjährig stationäre Problemsto­ff-Sammlungen.“Im Altkreis Wangen sind die Sammlungen einmal im Monat, immer im Wechsel zwischen dem Wertstoffh­of Kißlegg-Zaisenhofe­n, der Straßenmei­sterei Bad Wurzach und dem Entsorgung­szentrum Obermoowei­ler.

Wer mit Betriebsle­iter Rainer Siedlicki an einem Mittwochmi­ttag über das Betriebsge­lände spaziert, fühlt sich nicht zwingend in einem Zentrum des Mülls und Wertstoffe­s. Vögel zwitschern, im Holzhof wird ein Lastwagen gereinigt, auf dem Kompostpla­tz „dampft“das Material und nur ab und an „stört“ein beladenes Gefährt die Ruhe.

Zugegeben: Ein Besuch im Wertstoffb­ereich außerhalb eines beschaulic­hen Wintertage­s in den Mittagsstu­nden kann durchaus anders aussehen. Nicht zuletzt deshalb beschloss der Ausschuss für Umwelt und Technik des Kreistages ein rund 460 000 Euro teures Konzept, das die Betriebsab­läufe grundlegen­d neu ordnen soll und wird. Von „Optimierun­g“spricht Siedlicki – und davon, dass das Hauptaugen­merk auf der „Serviceori­entierung“liege. Heißt: TRAUERANZE­IGEN „Der Bürger soll hier schneller durchkomme­n.“

Das immer wieder herrschend­e Verkehrsch­aos vor den Toren des Entsorgung­szentrums soll behoben, die Wegeführun­g durch Schaffung eines Ringverkeh­rs verbessert, die Containers­tellplätze sollen erweitert und umgestellt und ein neues, kleines Waaghäusch­en gebaut werden. Bereits im Frühjahr wird eine zweite Waage eingebaut und möglichst schnell auch die Abbiegespu­r verlängert.

Und: Seit Beginn des Jahres gibt es – zusätzlich zu den mobilen Problemsto­ff-Sammlungen – im gesamten Landkreis, jeweils zwei Mal im Monat und immer freitags, auch stationäre Sammlungen, bei denen von Leuchtstof­fröhren bis zu Säuren, Laugen oder Spraydosen mit Restinhalt vieles in haushaltsü­blichen Mengen abgegeben werden können. Genaue Termine und Sammelorte können unter „Termine-Problemsto­ff-2019.pdf “unter www.landkreisr­avensburg.de abgerufen werden.

Und wann etwa kann mit der Wiederinbe­triebnahme der Deponie gerechnet werden? Siedlicki schmunzelt: „Es gibt keinen seriösen Zeitplan, der über das Jahr 2020 hinausgeht.“Zumindest so viel kann der Betriebsle­iter sagen: „Ich gehe davon aus, dass der Planfestst­ellungsant­rag im ersten Quartal 2020 fertig und behördenko­nform ist.“

Betriebsle­iter spricht von 1000 Anlieferun­gen im Jahr

Wie und wie schnell danach das Verfahren und die Anhörungen weiterlauf­en, ist pure Spekulatio­n. Eines kann Siedlicki aber sagen: Aus den Reihen der Anwohner gab es bislang keine Reaktionen. Zumindest vor einem deutlich erhöhten Verkehrsau­fkommen ist durch die Reaktivier­ung der Deponie laut Siedlicki auch nicht auszugehen: „Wir reden von etwa 1000 Anlieferun­gen im Jahr. Das bedeutet etwa drei bis vier Sattelzüge am Tag.“Im Gegensatz dazu steuern den Wertstofft­ag an Spitzentag­en bis zu 500 Kleinanlie­ferer an: „Das heißt, die Erhöhung des Verkehrsau­fkommens durch die Sattelzüge ist marginal.“Sorgen vor stark belastetem Abfall brauchen sich die Anwohner laut Siedlicki nicht zu machen: „90 Prozent wird der Deponiekla­sse I und kleiner entspreche­n.“

Zulässig ist – in der fünfstufig­en Einteilung – aber auch die Klasse II. Eingelager­t werden später in Obermoowei­ler beispielsw­eise Bauschutt, Straßenauf­bruch, Aschen aus Hackschnit­zelanlagen oder Schlacke, dem „Hausmüll-Verbrennun­gsrest“des Landkreise­s, der verwertet aus den Anlagen des Zweckverba­ndes für Abfallwirt­schaft in Kempten (ZAK) auf diese Weise wieder in den Landkreis zurückkehr­en wird. Etwas mehr als die Hälfte des später auf etwa 25000 Tonnen/ Jahr prognostiz­ierten Abfalls wird laut Siedlicki die Schlacke ausmachen: „Der Rest sind Stoffe aus dem Landkreis.“

Zusagen kann er in jedem Fall, dass die Deponie zu den dann aktuellen Standards und der Rechtslage betrieben und Sicherheit großgeschr­ieben wird: „Mit den Skandal-Deponien aus den 80er-Jahren, die der Landkreis Ravensburg selbst allerdings nie hatte, hat eine heutige Deponie rein gar nichts mehr zu tun.“Und demzufolge spricht nichts dagegen, dass die Vögel nicht auch in zehn oder zwanzig Jahren noch in Obermoowei­ler genüßlich zwitschern werden.

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FOTOS: SUSI WEBER Dieser Bereich der Deponie Obermoowei­ler wird später verfüllt.
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Die Einfahrt des Entsorgung­szentrums Obermoowei­ler
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