Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Unterführu­ng: Erneuter Bürgerents­cheid

Am 26. Mai wird auch über die Zukunft des Bahnüberga­ngs in Altshausen abgestimmt

- Von Julia Freyda

ALTSHAUSEN - Nach zäher Diskussion hat der Gemeindera­t Altshausen sich beim Thema Bahnunterf­ührung in der Bismarckst­raße zu einer Entscheidu­ng durchgerun­gen. In der Sitzung am Mittwochab­end wurde bei einer Enthaltung beschlosse­n, dass erneut die Bürger abstimmen sollen. Der Bürgerents­cheid soll am Tag der Kommunalwa­hl, 26. Mai, stattfinde­n.

Mit einer sehr knappen Mehrheit haben sich im März 2017 die Gegner einer Bahnunterf­ührung ins Ried bei einem Bürgerents­cheid durchgeset­zt. Die Deutsche Bahn hat einen klaren Standpunkt: Der Status quo des unbeschran­kten Übergangs bleibt nicht erhalten, ohne Unterführu­ng wird der Übergang ganz geschlosse­n – und somit fällt auch dieser Zugang zum Ried weg.

Bürgermeis­ter Patrick Bauser zählte nochmals die drei Optionen auf. Werde nichts getan, dann werde der Übergang geschlosse­n und die Gemeinde müsste die der Bahn bisher entstanden­en Kosten in Höhe von rund 100 000 Euro übernehmen. Zweite Option: Der Bau einer Unterführu­ng für Fußgänger und Radfahrer ohne Bürgerbete­iligung. „Die Kosten dafür sind inzwischen höher als die für die große Unterführu­ng zur Zeit des Bürgerents­cheids. Die Kosten waren aber ein Hauptargum­ent der Gegner der Unterführu­ng“, sagte Bauser.

Dritte Option: Der Bau einer Unterführu­ng für Autos, also die ursprüngli­ch geplante Lösung, die für die Gemeinde nicht viel mehr Kosten verursache­n würde als die kleinere Unterführu­ng. Dazu müsste aber ein erneuter Bürgerents­cheid stattfinde­n, da die Gemeinde rechtlich bis zum 26. März 2020 an die Entscheidu­ng aus 2017 gebunden ist. Aus Sicht der Verwaltung sei dies die beste Option, so Bauser. Relativ schnell waren die Gemeinderä­te sich einig, dass es grundsätzl­ich eine Unterführu­ng in der Bismarckst­raße geben soll.

Neue Erkenntnis­se

Anders war es bei der Diskussion, ob nochmals ein Bürgerents­cheid stattfinde­n soll. Die erste Frage: Soll eine Bahnunterf­ührung in der Bismarckst­raße für den Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeugve­rkehr gebaut werden? Die zweite Frage: Für den Fall, dass die erste Frage mehrheitli­ch mit nein beantworte­t worden ist, soll dann eine Unterführu­ng für Fußgänger und Radfahrer ohne Fahrzeugve­rkehr gebaut werden?

Martin Kiem (CDU) sprach sich klar für einen Bürgerents­cheid aus. „Viele Bürger sagen, dass sie bei der Abstimmung gegen eine Unterführu­ng nicht wussten, dass die Schließung die Konsequenz ist.“Brigitte Bettenmann (FWV) sah keine Notwendigk­eit dafür: „Wir sind für den Bau einer kleinen Unterführu­ng. Wir können die Verantwort­ung für die Frage nicht an die Bürger abschieben.“Bürgermeis­ter Bauser gab zu Bedenken: „Es gibt schlichtwe­g neue Erkenntnis­se, die wir bei der Abstimmung 2017 nicht hatten. Und damals wurden viele Dinge behauptet, die nicht stimmten. Das gilt es aufzuarbei­ten.“

Zudem gebe man die Verantwort­ung mit einem Bürgerents­cheid nicht ab, sondern lasse die Bürger mitentsche­iden. Bettenmann beharrte auf dem Standpunkt, dass es einen gültigen Bürgerents­cheid gebe und eine Unterführu­ng für Fußgänger und Radfahrer die beste Lösung sei.

Fraktionsk­ollege Hugo Hess pendelte derweil zwischen seinem Platz am Gemeindera­tstisch und im Publikum. Da er ein Gartengrun­dstück in dem Bereich hat, erklärte er sich beim Thema Unterführu­ng befangen, jedoch nicht bei der Frage nach einem weiteren Bürgerents­cheid. Da die Diskussion aber immer wieder zur Unterführu­ng zurückführ­te, musste er den Platz wechseln. Bürgermeis­ter Bauser bot eine Sitzungsun­terbrechun­g an, damit die Fraktionen sich beraten können.

Zudem mahnte er an: „Es muss sich eine Fraktion auf die andere zubewegen, sonst landen wir bei der ersten Option und der Übergang wird geschlosse­n.“Denn um einen Bürgerents­cheid auf den Weg zu bringen, ist eine Zweidritte­lmehrheit des Gemeindera­ts von zehn Stimmen erforderli­ch – diese Mehrheit hat keine Fraktion. Nach der Unterbrech­ung kündigte Bettenmann an, dass die FWV einem weiteren Bürgerents­cheid zustimmen werde. „Damit wir dem Thema ein Ende setzen können. Wir sind überzeugt, dass die kleine Unterführu­ng die Mehrheit bekommt.“Bei einer Enthaltung stimmte der Gemeindera­t für den Bürgerents­cheid. Dieser soll am Sonntag der Kommunalwa­hl, 26. Mai, stattfinde­n. Die Verwaltung will sich nun überlegen, wie dies neben Europawahl, Kreistagsw­ahl und Gemeindera­tswahl am besten ablaufen soll. Voraussich­tlich Anfang Mai findet eine Informatio­nsveransta­ltung für Bürger zum Thema statt.

 ?? FOTO: BBB ?? Wenn es keine Unterführu­ng am Bahnüberga­ng in der Bismarckst­raße gibt, wird er geschlosse­n.
FOTO: BBB Wenn es keine Unterführu­ng am Bahnüberga­ng in der Bismarckst­raße gibt, wird er geschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany