Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kampf um eine Zukunftstechnologie
Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin will Cluster für Batteriezellproduktion in den Südwesten holen
ELLWANGEN/RAVENSBURG - Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut geht beim Ringen um den Standort für die geplante Forschungsfertigung Batteriezelle in die Offensive. „Ich sehe Baden-Württemberg geradezu prädestiniert, die maßgebliche Rolle in diesem Bereich zu spielen“, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag in Stuttgart. „Wir werden eine Standortbewerbung vorbereiten.“Konkret geht es um 500 Millionen Euro, die Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) in den kommenden Jahren zur Verfügung stellen will.
Hoffmeister-Kraut hebt vor allem die Stadt Ulm als potenzielles neues Zentrum der Batterieforschung hervor, die sich durch die Arbeit des Zentrums für Sonnenenergie und Wasserstoffforschung (ZSW), des Helmholtz-Instituts für elektrochemische Energiespeicher und der Universität Ulm in den vergangenen Jahren im Bereich der Batterieforschung international eine „herausragende Rolle“erarbeitet habe. Zudem bestehen nach Meinung der Ministerin für die Ansiedelung einer Forschungsfertigung Batteriezelle auch auf industrieller Seite „beste Voraussetzungen“. Schließlich gebe es in dem Unternehmen Varta mit Sitz in Ellwangen (Ostalbkreis) einen Zellhersteller mit eigener Technologie, der in den Segmenten, in denen Varta agiert, Weltmarktführer ist.
Sollte Varta zudem den Zuschlag zur Förderung des Aufbaus einer Serienproduktion von Zellen erhalten, könnte im Südwesten ein europaweit einzigartiges Cluster zur Batteriezellenproduktion entstehen. Weil der Markt für Batteriezellen von asiatischen Herstellern dominiert wird, hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) eine Milliarde Euro an Steuergeldern ausgeschrieben für ein Unternehmenskonsortium, das eine Batteriezellenfabrikation aufbaut. Die Bewerbungsfrist ist jetzt gerade abgelaufen, und Varta hat sich nach eigenen Angaben beworben und kooperiert dazu mit Partnern aus fünf europäischen Ländern „entlang der Wertschöpfungskette für Lithium-Ionen-Zellen, um die Industrialisierung der Batteriezellenproduktion in Europa voranzutreiben“.
Hoffmeister-Kraut nennt den Unternehmensverbund, den Varta gegründet hat, „schlagkräftig“, das Konzept „substanziell“. Aber die Konkurrenz im Kampf um die Steuermilliarde ist groß: Nach Informationen des „Handelsblatts“haben sich auch die Automobilbauer VW, PSA, BMW und der Chemiekonzern BASF beworben.