Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Deutsche Autobosse legen Streit bei
Autobauer reagiert mit Einsparungen in Milliardenhöhe auf Gewinneinbruch – Keine betriebsbedingten Kündigungen
BERLIN (dpa) - Im Streit um den An- trieb der Zukunft haben sich Volkswagen, Daimler und BMW auf batterieelektrische Autos und Hybride als „Gebot der Stunde“geeinigt. Vorausgegangen waren dem Gespräch Uneinigkeiten vor allem zwischen BMWChef Harald Krüger und VW-Konzernchef Herbert Diess.
MÜNCHEN - Die Zeit der Rekorde ist auch für den bayerischen Autobauer BMW vorbei. Mit weltweit 2,491 Millionen abgesetzten Fahrzeugen der Marken BMW (2,125 Millionen), Mini (362 000) und Rolls Royce (4107) erzielte der Konzern beim Absatz zwar eine leichte Steigerung um 1,1 Prozent, der Umsatz bei den Automobilen stagnierte jedoch bei 85,85 Milliarden Euro und das Ergebnis ging um 21,6 Prozent auf 6,18 Milliarden Euro zurück, wie BMW-Vorstandschef Harald Krüger am Mittwoch in München verkündete. Die Folge: ein Einsparprogramm im Volumen von zwölf Milliarden Euro bis Ende 2022.
Der Gesamtkonzern setzte inklusive der Motorradsparte, Finanzdienstleistungen und sonstiger Geschäfte im vergangenen Jahr 97,48 Milliarden Euro um (minus 0,8 Prozent). Vom operative Gewinn in Höhe von 9,82 Milliarden Euro (minus 8,1 Prozent) blieb ein Überschuss von 7,21 Milliarden Euro (minus 16,9 Prozent). Der Vorstand schlägt für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 3,50 Euro je Stammaktie vor.
Auch die um zwei Prozentpunkte auf 7,2 Prozent gesunkene operative Marge im Automobilsegment, die somit den selbst gesetzten Korridor von acht bis zehn Prozent verfehlte, ver- anlasste Finanzvorstand Nicolas Peter zu einem von BMW lange nicht gehörten Eingeständnis: „Unsere Performance 2018 entspricht nicht unserem hohen Anspruch.“Als Gründe nannte Peter den Handelsstreit zwischen den USA und China, der BMW mit zusätzlichen 270 Millionen Euro an Strafzöllen beim Import von in den USA hergestellten X-Modellen nach China belastete, außerdem eine ungünstige Entwicklung der Wechselkurse und Rohstoffpreise. Obwohl BMW als einer der wenigen Herstel- ler die Umstellung auf das neue Abgas-Prüfverfahren „reibungslos und termingerecht“gemeistert hat, habe die Profitabilität der Münchener nach Angaben des Finanzchefs unter den von den Wettbewerbern ausgelösten Preiskampf gelitten.
Die Rekordsumme von 6,89 Milliarden Euro hat BMW im vergangenen Jahr für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Die Übergangsstrategie der Münchener besteht darin, nahezu alle Marken und Baureihen wie den X3 von 2020 an mit allen drei gängigen Antriebsarten (Verbrenner, Plug-in-Hybrid und Batterie-Elektroantrieb) anzubieten. „Eine Plattform für alles ist zugleich die effizienteste Lösung“, hob Vorstandschef Krüger hervor. Eine Modelloffensive sieht allein für das laufende Jahr 20 neue oder überarbeitete Modelle vor. Einen Quantensprung sieht die mittelfristige BMW-Terminplanung für das Jahr 2024 vor, wenn die ersten autonom fahrenden Modelle auf die Straße kommen sollen.
Das Sparprogramm „Performance – Next“soll nach den Worten Krügers bis Ende 2022 mehr als zwölf Milliarden Euro einsparen. Dazu setze das Unternehmen unter anderem verstärkt auf Baukästen, die Reduzierung von Varianten und die Straffung von Verfahrensabläufen. Im Laufe des vergangenen Jahres hat BMW seine weltweite Belegschaft wiederum aufgestockt, und zwar um 3,7 Prozent auf fast 135 000 Mitarbeiter. Mit dem Jobaufbau aber ist jetzt erst einmal Schluss, gab Peter zu verstehen. Die Zahl der Mitarbeiter werde sich Ende 2019 auf dem Niveau des Vorjahres bewegen. „Wir planen keine betriebsbedingten Kündigungen“, betonte BMW-Arbeitsdirektorin Milagros Caiña Carreiro-Andree mehrfach.
Keine Brexit-Ängste in München
Obwohl BMW vier Werke im Vereinigten Königreich betreibt, scheinen die Turbulenzen um den Brexit die Vorstände nicht besonders aus der Ruhe zu bringen. Man habe für alle möglichen Szenarien Vorkehrungen getroffen, sagte Produktionschef Oliver Zipse. Im Jahr 2019 werde BMW nicht zu alten Rekordjagden zurückkehren können, prognostizierte Finanzvorstand Peter. Man erwarte weiterhin deutlichen Gegenwind aus Währungen und Rohstoffpreisen und beobachte eine weltweite Konjunkturabkühlung. Selbst unter der Annahme, dass es zu einem geregelten Brexit kommt und ein Handelskrieg zwischen den USA und Europa vernmieden werden kann, erwartet BMW bei den Autoauslieferungen lediglich ein „leichtes Plus“.