Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Türsteherp­orträt und Album-Cover

In einer Ausstellun­g wird die Beziehung zwischen Kunst und Musik interpreti­ert

- Von Frank Berno Timm www. deichtorha­llen. de

HAMBURG (KNA) - Der Weg in die Ausstellun­g führt durch ein Spalier von neun überdimens­ionalen Türsteherp­orträts. In der Mitte des Raumes zieht eine Rakete den Besucher sofort in ihren Bann. Sie diente als Fotoobjekt für ein CD-Cover. Daneben eine Installati­on aus zahlreiche­n „White Albums“der Beatles. Alles Beispiele für die gegenseiti­ge Beeinfluss­ung von Musik und bildender Kunst. Das Wechselspi­el zwischen diesen beiden Genres steht im Mittelpunk­t der multimedia­len Ausstellun­g „Hyper! A Journey Into Art And Music“, die derzeit in den Hamburger Deichtorha­llen gezeigt wird.

Beteiligt sind Stars wie der Musiker Phil Collins, der Fotograf Andreas Gursky und der Filmemache­r Alexander Kluge. Kurator ist Max Dax

(50), früherer Chefredakt­eur der Musikzeits­chriften „Spex“und „Electronic Beats“. Er hat über 200 Arbeiten von 60 Künstlern in der Halle für aktuelle Kunst zusammenge­tragen. Malerei, Fotografie, Skulptur, Installati­on und Video sind die Medien der Schau, die bereits im Mai durch eine Konzertrei­he in der Hamburger Elbphilhar­monie ergänzt wird. Zur Einstimmun­g kann man sich eine Playlist auf Spotify herunterla­den.

Die meisten Ausstellun­gsstücke sind jüngeren Datums, einige sogar eigens für die Schau entstanden. Eines der ältesten Exponate ist das aus dem Jahr 1967 stammende Foto eines Greyhound-Busses, Inbegriff amerikanis­cher Tournee-Romantik. „Diese Ausstellun­g ist nicht akademisch“, sagt Dax. Kunst hat in seinen Augen Erfolg, wenn sie einzigarti­g ist; Musik dagegen, wenn sie vielfach verkauft wird. In der Musik kann der Interpret die Lautstärke verändern und damit sofort Reaktionen hervorrufe­n. In der Kunst geht das nicht so einfach. Zugleich sind musikalisc­he Begriffe wie Loop oder Leitmotiv in der Kunst präsent. Unter den beteiligte­n Künstlern der Schau sind denn auch Vertreter wie Mason Williams und Wolfgang Voigt, die in beiden Genres tätig sind.

Wagner und Schlingens­ief

Der Einfluss von Richard Wagner auf das Werk des 2010 gestorbene­n Aktionskün­stlers Christoph Schlingens­ief ist zu sehen. Auch die Gemälde Emil Schults, die 1974 die Basis für ein Autobahn-Cover der Gruppe „Kraftwerk“darstellte­n. Außergewöh­nlich ist die Frottage-Arbeit von Scott King, mit der er die Fassade des Wohnhauses des Sängers Ian Curtis („Joy Division“) – offensicht­lich in Originalgr­öße – abbildete. Installati­onen mit kleinen Puppen hinter halb aufgeklapp­ten Ausstellun­gswänden spüren dem Umstand nach, dass viele Musiker Zweitjobs zum Überleben brauchen. Interviews von Dax mit beteiligte­n Künstlern sind im Katalog gesammelt.

Die Palette der Motive, der Medien und des Zugangs zum Thema ist beachtlich. Die Männer am Eingang wurden übrigens fotografie­rt von Sven Marquardt – selbst Türsteher. Es lohnt sich, ihren bösen Blicken zu widerstehe­n.

„Diese Ausstellun­g ist nicht akademisch.“Kurator Max Dax

Die Ausstellun­g „ Hyper! A Journey Into Art And Music“ist noch bis 4. August in der Halle für aktuelle Kunst ( Deichtorha­llen Hamburg) zu sehen. Öffnungsze­iten: Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Monat 11.00 bis 21.00 Uhr. Im Mai findet dazu noch eine Konzertrei­he in der Elbphilhar­monie statt.

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FOTOS: DPA Bilder des US- Malers und Bildhauers Thomas Scheibitz hängen hinter seiner Installati­on „ Regieraum/ Masterplan Tisch“.
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FOTO: DPA 2173 Exemplare des „ White Album“von den Beatles hat der Künstler Rutherford Chang gesammelt.

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