Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Türsteherporträt und Album-Cover
In einer Ausstellung wird die Beziehung zwischen Kunst und Musik interpretiert
HAMBURG (KNA) - Der Weg in die Ausstellung führt durch ein Spalier von neun überdimensionalen Türsteherporträts. In der Mitte des Raumes zieht eine Rakete den Besucher sofort in ihren Bann. Sie diente als Fotoobjekt für ein CD-Cover. Daneben eine Installation aus zahlreichen „White Albums“der Beatles. Alles Beispiele für die gegenseitige Beeinflussung von Musik und bildender Kunst. Das Wechselspiel zwischen diesen beiden Genres steht im Mittelpunkt der multimedialen Ausstellung „Hyper! A Journey Into Art And Music“, die derzeit in den Hamburger Deichtorhallen gezeigt wird.
Beteiligt sind Stars wie der Musiker Phil Collins, der Fotograf Andreas Gursky und der Filmemacher Alexander Kluge. Kurator ist Max Dax
(50), früherer Chefredakteur der Musikzeitschriften „Spex“und „Electronic Beats“. Er hat über 200 Arbeiten von 60 Künstlern in der Halle für aktuelle Kunst zusammengetragen. Malerei, Fotografie, Skulptur, Installation und Video sind die Medien der Schau, die bereits im Mai durch eine Konzertreihe in der Hamburger Elbphilharmonie ergänzt wird. Zur Einstimmung kann man sich eine Playlist auf Spotify herunterladen.
Die meisten Ausstellungsstücke sind jüngeren Datums, einige sogar eigens für die Schau entstanden. Eines der ältesten Exponate ist das aus dem Jahr 1967 stammende Foto eines Greyhound-Busses, Inbegriff amerikanischer Tournee-Romantik. „Diese Ausstellung ist nicht akademisch“, sagt Dax. Kunst hat in seinen Augen Erfolg, wenn sie einzigartig ist; Musik dagegen, wenn sie vielfach verkauft wird. In der Musik kann der Interpret die Lautstärke verändern und damit sofort Reaktionen hervorrufen. In der Kunst geht das nicht so einfach. Zugleich sind musikalische Begriffe wie Loop oder Leitmotiv in der Kunst präsent. Unter den beteiligten Künstlern der Schau sind denn auch Vertreter wie Mason Williams und Wolfgang Voigt, die in beiden Genres tätig sind.
Wagner und Schlingensief
Der Einfluss von Richard Wagner auf das Werk des 2010 gestorbenen Aktionskünstlers Christoph Schlingensief ist zu sehen. Auch die Gemälde Emil Schults, die 1974 die Basis für ein Autobahn-Cover der Gruppe „Kraftwerk“darstellten. Außergewöhnlich ist die Frottage-Arbeit von Scott King, mit der er die Fassade des Wohnhauses des Sängers Ian Curtis („Joy Division“) – offensichtlich in Originalgröße – abbildete. Installationen mit kleinen Puppen hinter halb aufgeklappten Ausstellungswänden spüren dem Umstand nach, dass viele Musiker Zweitjobs zum Überleben brauchen. Interviews von Dax mit beteiligten Künstlern sind im Katalog gesammelt.
Die Palette der Motive, der Medien und des Zugangs zum Thema ist beachtlich. Die Männer am Eingang wurden übrigens fotografiert von Sven Marquardt – selbst Türsteher. Es lohnt sich, ihren bösen Blicken zu widerstehen.
„Diese Ausstellung ist nicht akademisch.“Kurator Max Dax
Die Ausstellung „ Hyper! A Journey Into Art And Music“ist noch bis 4. August in der Halle für aktuelle Kunst ( Deichtorhallen Hamburg) zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Monat 11.00 bis 21.00 Uhr. Im Mai findet dazu noch eine Konzertreihe in der Elbphilharmonie statt.