Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Stadt hat den Wagen mit Karacho an die Wand gefahren“
Ravensburger ärgert, dass die Veitsburg künftig kein reguläres Lokal mehr ist
RAVENSBURG (fh) - Absolutes Unverständnis herrscht bei vielen Ravensburgern über die Entscheidung der Stadt, die Veitsburg an einen Pächter zu vergeben, der das Lokal ab Mai nur noch als Event-Gaststätte führt und nicht mehr regelmäßig für die Öffentlichkeit bespielt. Man habe den „Wagen mit Karacho an die Wand gefahren“, schreibt ein Leser auf schwäbische.de und erntet dafür viel Zustimmung.
„Da hat eine Verwaltung tief ins Klo gegriffen“, so Friedrich U. „Ein Pächter, der die wirtschaftlichen Zwänge korrekt dargestellt hat, wird zur Aufgabe gezwungen, bevor man adäquaten Ersatz gefunden hat. Im Nachgang wird versucht, Pächter zu wesentlich reduzierten Bedingungen anzuwerben, was wiederum an wirtschaftlichen Zwängen scheitert. Warum hat man sich nicht während der Diskussion mit dem Ex-Wirt sach- und fachkundig beraten lassen? Nein, lieber den Karren mit Karacho an die Wand fahren und hinterher den Bürgern den entstandenen Schrott als Lösung verkaufen. Wieder mal eine Bravourleistung unseres Stadtparlaments und der Verwaltung. Man stelle sich diesen Vorgang in der freien Wirtschaft vor. Die Aktionäre würden weder Aufsichtsrat noch Geschäftsführung entlasten, was Schadensersatzforderungen ermöglicht.“
Michael K. pflichtet dem bei: „Das ist nicht mal besser als nichts. Auch in Zukunft bleibt die Veitsburg als Ausflugslokal geschlossen. Das ist ja wohl vollkommen neben der Planung. Diese Entscheidung ist vollkommen sinnbefreit. Der vorherige Pächter hatte wenigstens ab und zu das Lokal geöffnet. Das ganze Konzept, eine Jugendherberge, die nicht mit öffentlichem Nahverkehr zu erreichen ist, und ein Ausflugslokal am besten Platz der Stadt, welches dauerhaft geschlossen ist, ist vollkommen idiotisch.“
„Eigentlich eine komplette Bankrotterklärung für die Stadtverwaltung und für ein spezielles Gemeinderatsmitglied“, kommentiert Joachim L. Und weiter: „Mit viel Inkompetenz wurde hier ein funktionierender Restaurantbetrieb zerstört, die Existenz des Pächters kaputt gemacht und eine top Location Zugrunde gerichtet. Schade für den alten Wirt, der wirklich eine einwandfreie Performance abgeliefert hat, bevor er nonstop von der Stadtverwaltung öffentlich vorgeführt wurde. Viel Glück an Chris Ott und Team. Ich würde mich trotzdem freuen, wenn ich im Sommer, auch ohne Event, diesen Biergarten nutzen könnte.“
Reinhold J. findet: „Schade, nun ist die Veitsburg mit ihrer herrlichen Lage für normale Personen geschlossen. Bin überzeugt, dass ein gutbürgerliches Restaurant mit einem guten Kuchen laufen würde. Man müsste nur wollen und eine kleinere Pacht ansetzen. Nun ist es ein Partytempel. Nochmals schade für einen der schönsten Plätze in Ravensburg.“
„Eine Eventgaststätte direkt neben einer Familien-Jugendherberge!“, schimpft „merrylony“. „So viel Ignoranz muss man erst mal aufbringen als Gemeinderat.“
Alexander G. ergänzt: „Ein Stadtrat, der sich besonders gegen den alten Pächter in Szene setzte, ist nun völlig still. Grundsätzlich ist es mit der Veitsburg doch wie mit jedem Tante-Emma-Laden: Man fordert Rund-um-die-Uhr-Öffnungszeiten, um dann doch im großen Discounter billiger einzukaufen. Wenn der Laden dann schließt mangels Rentabilität, dann kommt der große Aufschrei.“Joachim F. sieht das ähnlich: „Wenn alle, die jetzt nörgeln, immer auf die Veitsburg zum Essen gegangen wären, hätte die Gastronomie dort oben nie Sorgen gehabt, und es ständen viele Interessenten/Pächter vor der Tür. Aber so war es halt nicht.“
„Rvleser“sieht am Beispiel Veitsburg ein grundsätzliches Ravensburger Problem: „Na, das spiegelt doch alles, wohin RV hinsteuert. Das wird so weit kommen, dass man sich abends gar nicht mehr da oben hintraut. Prima - herzlichen Glückwunsch mal wieder, für nichts. Ravensburg schafft sich ab.“
„Die Ziele der diversen Agendaarbeiten wurden so völlig verfehlt“, glaubt Carmen F. „Dass in dieser Lage keine funktionierende Gastronomie möglich sein soll, erschließt sich mir überhaupt nicht. Basis wäre natürlich eine Küche auf gutem Niveau und eine ebenso gute Außenbewirtschaftung. Daran hat es in der Vergangenheit leider erheblich gemangelt. Die Lage alleine ist doch sensationell.“
Mehrere Leser loben aber auch den neuen Pächter: „Christian Ott ist super, der Mann hat immerhin noch innovative Ideen. Ich freue mich, dass er jetzt Pächter ist“, sagt Nico S. Tobi S. kann das bestätigen: „Also, das Essen von denen ist der Wahnsinn. Moderne kreative und rustikale Küche, sehr lecker.“