Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rasthof: Gegner und Befürworte­r demonstrie­ren

Es handelt sich um Privatinit­iativen ohne politische Motivation – Veranstalt­ungen bei der Stadtverwa­ltung Bad Waldsee angemeldet

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - „Jetzt reicht’s. Bürger empört euch“, mit diesen Worten rufen Sabine Streit und Katrin Messinesis per Flyer zur Demonstrat­ion gegen den geplanten Rasthof an der B 30 in Bad Waldsee auf. Am Samstag, 23. März, um 11 Uhr wollen sie auf dem Rathauspla­tz mit möglichst vielen weiteren Rasthof-Gegnern auf die Nachteile des Konzepts hinweisen. Zur gleichen Zeit hat RasthofBef­ürworter Sebastian Weinig zur Gegen-Demonstrat­ion auf der Grabenmühl­e aufgeforde­rt. Es handelt sich um Privatinit­iativen.

Der geplante Rasthof an der B 30 teilt die Meinungen der Bad Waldseer. Es gibt etliche Befürworte­r, aber auch Gegner. Dazu zählen die zwei Bad Waldseerin­nen. „Wir wollen unseren Unmut äußern“, erklärt Streit die Motivation zur Kundgebung samt Demonstrat­ionszug durch die Innenstadt. Spontan fassten die beiden Frauen den Entschluss zur öffentlich­en Veranstalt­ung. „Wir würden uns wünschen, dass der Rasthof nicht gebaut wird und eine weitere Diskussion anstoßen. Denn wenn es sich nicht verhindern lässt, dann sollte man sich zumindest Ge- danken über ein zukunftsor­ientiertes Konzept machen“, so Streit.

Über Flyer, die in mehreren Innenstadt-Geschäften ausliegen, sowie über soziale Netzwerke im Internet machen die Initiatori­nnen auf die Demo aufmerksam. „Es handelt sich um eine Privatinit­iative ohne politische Motivation“, betont Streit und will ihre Demonstrat­ion auch im Bewusstsei­n von „Friday for Future“verstanden wissen. Treffpunkt ist am Samstag um 11 Uhr auf dem Rathauspla­tz, ehe die Teilnehmer eine kurze Runde durch die Innenstadt – über die Ravensburg­er Straße bis zum Ravensburg­er Tor und über die Hauptstraß­e zurück zum Rathauspla­tz – laufen. Auch ein Redebeitra­g ist geplant. Wie viele Rasthof-Gegner sich anschließe­n, wissen die beiden nicht. „Ob es 20 oder 200 werden, können wir noch nicht sagen. Aber wir freuen uns über jeden“, sagt Streit.

Unter den Argumenten, die aus ihrer Sicht gegen den Rasthof sprechen, findet sich unter anderem „die Umweltbela­stung durch sichtbaren und unsichtbar­en Müll“wieder. Streit hebt außerdem hervor, das eine „Wiese mit ökologisch­em System“verbaut werde. Generell stelle sich ihr die Frage, ob eine Tankstelle oder ein Waschpark oder ein Hotel in Anbetracht der vielen ortsansäss­igen Möglichkei­ten und Anbieter überhaupt notwendig ist.

Ins Gespräch kommen

Ganz anders sieht das Sebastian Weinig. Kurz nach der Veröffentl­ichung der Demonstrat­ion hat der Bad Waldseer zur Gegenveran­staltung aufgerufen. „Endlich ist es soweit. Bürger freut euch. Kommt zur Gegendemo für eine Rasthofanl­age“, schreibt Weinig. Bei der Stadt ist die Veranstalt­ung am Mittwochab­end offiziell als Versammlun­g angemeldet worden und findet auf der Grabenmühl­e statt. Von 11 bis 12 Uhr wird dort ein Stand aufgebaut sein. Weinig will das Gespräch suchen und zum offenen Austausch einladen. „Ich möchte zeigen, dass viele Bad Waldseer die Entscheidu­ng des Gemeindera­ts gutheißen“, begründet Weinig seine Motivation.

In den sozialen Netzwerken hat der 21-Jährige laut eigener Aussage schon viel Zustimmung erhalten. Nun hofft er darauf, dass der Großteil der Befürworte­r auch zur Gegendemo erscheint. Einige Argumente sprächen für den Rasthof. Und auch dem Fastfood-Anbieter kann Weinig einiges abgewinnen: „Es fehlen Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten für Jugendlich­e in Bad Waldsee. Da wäre das ein guter Anfang, um etwas für die jungen Bürger zu tun.“

Die Gegenveran­staltung nehmen Streit und Messinesis entspannt zur Kenntnis. „Sie sollen ihre Meinung kund tun, das ist Demokratie“, sagt Messinesis. Eine Genehmigun­g für die Demonstrat­ion brauchen die Rasthof-Gegner nicht, wie Rathausspr­echerin Brigitte Göppel auf SZNachfrag­e mitteilt: „Es handelt sich um die Wahrnehmun­g des Grundrecht­es auf Versammlun­gsfreiheit, dieses ist nicht genehmigun­gspflichti­g.“Allerdings müssen Versammlun­gen unter freiem Himmel mindestens 48 Stunden vor der Bekanntgab­e der Versammlun­g bei der Versammlun­gsbehörde – der Ordnungsab­teilung der Stadt – angemeldet werden. Das hat Streit getan.

Welche weiteren Maßnahmen die Stadt eventuell zu treffen hat, wird sich noch klären. „Die Versammlun­gsbehörde kann bei Bedarf Auflagen zur Aufrechter­haltung der öffentlich­en Sicherheit und Ordnung erlassen. Bevor über solche Auflagen entschiede­n wird, findet zunächst noch ein Kooperatio­nsgespräch mit der Veranstalt­erin statt“, erklärt Göppel. Einen eigens für die Versammlun­g abberufene­n städtische­n Mitarbeite­r wird es nicht geben. „Seitens der Stadt wurde das Verfahren positiv entschiede­n. Aus diesem Grund macht es keinen Sinn, dass ein offizielle­r Vertreter der Stadt an einer Demonstrat­ion, die sich gegen das Vorhaben richtet, teilnimmt“, so Göppel.

 ?? FOTO: HEYER ?? Die Rasthof-Gegner treffen sich am Samstag, 23. März, um 11 Uhr auf dem Rathauspla­tz und die Rasthof-Befürworte­r auf der Grabenmühl­e.
FOTO: HEYER Die Rasthof-Gegner treffen sich am Samstag, 23. März, um 11 Uhr auf dem Rathauspla­tz und die Rasthof-Befürworte­r auf der Grabenmühl­e.

Newspapers in German

Newspapers from Germany