Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Playboy und Revoluzzer vom Bodensee
Zum Tod des aus Lindau stammenden früheren Bundesligaspielers Karl-Heinz „Charly“Mrosko
LINDAU (falx) - Karl-Heinz „Charly“Mrosko war während der erfolgreichsten Zeit der SpVgg Lindau einer der prägendsten Spieler des heutigen Kreisligisten in der bis heute sagenumwobenen Schwarzwald-Bodenseeliga. 1966 und 1968 gewann der gebürtige Lindauer Mrosko mit der SpVgg den WFV-Pokal. Zum Star wurde er dann beim FC Bayern München und Hannover 96 – die nun wie der Club aus seiner Geburtsstadt um einen ihrer alten Helden trauern.
Wie Charly Mroskos Tochter dem „Sportbuzzer“bestätigte, starb ihr Vater am Montag im Alter von 72 Jahren in einem Wilhelmshavener Krankenhaus.
Zwischen 1969 und 1973 absolvierte der Stürmer insgesamt 79 Bundesligaspiele für Bayern München, mit dem er 1971 DFB-Pokalsieger wurde, und Hannover 96 und erzielte dabei 16 Tore. Für die Stuttgarter Kickers, den 1. FC Nürnberg sowie den TSV 1860 München (1973/74) kamen noch mal 231 Zweitligaspiele und 85 Tore dazu. 1978 zog es ihn für 26 Spiele auch in die USA zu den Oakland Stompers.
Doch für Aufsehen sorgte Charly Mrosko auch mit seinem Verhalten abseits des Platzes. Er galt als politisch interessierter Lebemann und Playboy. „Ja, ich habe Erfolg bei Frauen. Warum, weiß ich eigentlich selbst nicht. Ich bin doch so furcht- bar unstetig. Außerdem stelle ich irrsinnig hohe Ansprüche an das weibliche Geschlecht – zu hohe wahrscheinlich ...“, zitiert der Autor, Filmemacher und Fußballkenner Ben Redelings Mrosko. „Ich war ein Revoluzzer“, sagte Mrosko selbst einmal in einem anderen Interview. Das blieb der Mann mit der wilden Mähne, der auf dem Platz weder Schienbeinschoner noch Stutzen trug, auch nach dem Karriereende 1981. Zweimal trainierte er in der Folge noch Göttingen 05, zweimal Arminia Hannover und 1990/91 den damaligen Zweitligisten Havelse.
Späte Zweitkarriere als Anwalt
Recht spät entschloss er sich aber noch mal für die ganz große Wende: Mit 24 Jahren hatte Mrosko ein Jurastudium begonnen, „für den Kopf“, wie er damals sagte. Mit 42 entschloss er sich dann, als Rechtsanwalt zu arbeiten.
Bei den Ehemaligentreffen von Hannover 96 war Mrosko regelmäßig zu Gast. Auch seine Vaterstadt vergaß er nie so ganz, auch wenn er seine Heimat längst in Niedersachsen gefunden hatte. „Vor etwa 15 Jahren war er er noch mal bei einem Traditionsspiel der Spielvereinigung Lindau“, erinnert sich Erwin Dewald, in den 1960ern und 1970ern selbst auch bei der SpVgg Lindau aktiv.