Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Stolpern und sehen
Alex Winters zeichnet sich durch Ravensburg
RAVENSBURG (sz) - Für den neuen Ravensburger Kunstverein (NRKV) untersucht der Niederländer Alex Winters, inwiefern es möglich ist, gleichzeitig zu gehen, zu sehen und zu zeichnen. Dabei zieht der Künstler laut Mitteilung den Akt des Zeichnens in die Extreme
Schaut man sich die Arbeiten des 42-Jährigen an, tut sich einem im ersten Moment ein bunter Gemischtwarenladen mit hippem Kunstkrimskrams auf. Installationen mit Kabeln und Knöpfen, Malerei, Sound-Art, Interventionen und Performances – als DJ tritt er auch noch in Erscheinung. Na halt alles, was so zum Repertoire von coolen bärtigen Typen in rosa Klamotten passt. Auf den zweiten Blick wird aber schnell klar, wie der NRVK weiter mitteilt, dass die Formatwahl bei Winters konsequent einer Agenda folgt. Letztendlich ist er Zeichner, Graphit sein Material - und die Grenzen des Zeichnens auszuloten, das sein großer Auftrag.
Winters Obsession drückt sich eben nicht nur in Zeichnungen aus. Vielmehr untersucht er in seiner Arbeit die Rahmenbedingungen innerhalb derer Zeichnungen entstehen, den Antrieb, der einen zum Zeichnen führt, das Material, mit dem gezeichnet werden kann, den eigenen Körper, der die Zeichnung ausführt, die eigene Psyche, die in der Zeichnung ihren Ausdruck findet. Der Künstler tätowiert sich schon mal Linien auf den Arm oder steckt sich Bleistifte durch Nase und Lippen.
Für Ravensburg hat der Künstler einen neuen Ansatz entwickelt. Um gleichzeitig gehen und zeichnen zu können, wird Winters eine Art Helm aus Plexiglas auf dem Kopf tragen. Während seiner Streifzüge durch die Stadt wird er versuchen, seine Eindrücke festzuhalten, indem er sie in sein Sichtfeld auf die Scheiben zeichnet. Die selbst gestellte Auflage dabei ist nicht anzuhalten, sondern immer in Bewegung zu bleiben. Es ist also abzusehen, dass es bei der gleichzeitigen Ausführung beider Tätigkeiten zu Einschränkungen kommen wird. Wie die Ergebnisse aussehen, was sich Alex Winters dabei gedacht hat, und was er die letzten Jahre sonst so getrieben habt, präsentiert der Künstler im NRVK, Möttelinstrasse 17, am 23. Mai um 19 Uhr.