Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Einblick in ein gestaltendes Leben
Die frühere Werklehrerin Erika Bubholz zeigt Arbeiten aus 40 Jahren im Heilig-Geist-Spital in Ravensburg
RAVENSBURG - Vor zehn Jahren und zu ihrem 70. Geburtstag hat die frühere Werklehrerin Erika Bubholz, die seit 1966 mit ihrem Mann in Ravensburg lebt und bis 2002 an Schulen in der Weststadt, Weißenau und Oberzell unterrichtet hat, bereits im Heilig-Geist-Spital ausgestellt. Damals waren es eindrucksvolle Fotografien zum Thema „80 plus minus – Alt werden", diesmal ist es ein Überblick über die vielseitigen Arbeiten der nun 80-jährigen begabten Gestalterin.
Mit großer Freude begrüßte Stefan Jäckle, stellvertretender Verwaltungschef der Bruderhausstiftung, der die Ausstellung angeregt hatte, Erika Bubholz und die zahlreichen Gäste. Für ihn war es 2009 die erste Ausstellung im geräumigen Foyer des Spitals gewesen und als er Erika Bubholz jetzt ermunterte, noch einmal eine Ausstellung zu machen, ließ sie sich nicht lange bitten und wurde auch von ihrer Familie und Freunden darin bestärkt. Leider war ihr Sohn Martin, der gerne die Laudatio gehalten hätte, an Grippe erkrankt und so übernahm sie selbst und mit Charme diese Aufgabe.
Schließlich wirkte Erika Bubholz 42 Jahre lang als Lehrerin in der Hauptschule, da „wo richtig die Post abgeht“, und das Projektarbeiten habe ihr „großen Spaß gemacht und den Schülern wohl auch“, sagte sie strahlend. Man sieht ihr die 80 Jahre nicht an – und vielleicht ist das gerade das Geheimnis eines guten Aussehens: die innere Haltung zum Leben und ein nicht nachlassendes Interesse daran.
Praktisch sein und zupacken
Die frühen Jahre waren schwer: 1939 in Mannheim geboren, vier Geschwister, die Firmengebäude des Vaters ausgebombt, das Vermögen futsch, drei Familienmitglieder im Krieg, sie selbst evakuiert im Kinderheim und erst 1946 wieder vereint mit der gesamten Familie. Vielleicht gerade deswegen wusste sie früh, was sie wollte: praktisch tätig sein, zupacken, lernen, was man noch nicht kann, sich vor keiner Arbeit scheuen.
Sie hat immer gerne gestaltet und das, wie man an den Zeichnungen, Malereien und Objekten sehen kann, mit einem sicheren Blick und einer erstaunlichen Hingabe an den Gegenstand. Immer wieder bricht sie zu neuen Ufern auf, zeichnet, malt, aquarelliert. Ob es um ein Bambusrohr geht oder eine Heuschrecke, ob es eine Gewitterstimmung am Meer ist oder die schönen großäugigen Allgäuer Kühe im Urlaub, immer ist sie – dank ihrer Begabung künstlerisch gekonnt – dem Wesen des Gegenstandes auf der Spur.
In den Fotografien auf Reisen in den Orient oder nach Litauen, in Portraits wie dem der greisen Schwester im Kloster Kellenried, aussagekräftigen Stillleben oder Straßenszenen erfasst sie das Wesentliche ohne Idealisierung und ohne Sentimentalität, so wie ihre Fotos von alten und hinfälligen Menschen nie zur Schau stellen.
Eine ganze Fotoserie mit unterschiedlichen Ansichten des „Blauen Hauses“ist dokumentarisch und atmosphärisch zugleich. Etwas ganz Eigenes, fast Kurioses ist die Verve, mit der sich Erika Bubholz erst als Fünfzigjährige auf die Klosterkunst und Porzellanpuppen konzentriert: bei Jürgen Hohl macht sie Kurse und geht bei einer Puppenherstellerin in die Lehre. Nur die Augen und die Perücken kauft sie, alles andere macht sie selbst. Von den kindergroßen Porzellanpuppen, die sie sich als kleines Kind immer gewünscht hat, stellt sie hier allerdings keine aus.
Ausstellung bis zum 13. Juni im Foyer des Heilig-Geist-Spitals täglich geöffnet.