Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Seehofer verteidigt Einsatz für Verteilmec­hanismus

Innenminis­ter plädiert für Reform des Asylsystem­s

- Von Martina Herzog

BERLIN (dpa) - Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) hat Kritik an seinem Angebot zur Aufnahme geretteter Bootsflüch­tlinge zurückgewi­esen und Vorschläge für eine Reform des europäisch­en Asylsystem­s angekündig­t. Innerhalb der Union hatte es heftigen Gegenwind gegeben für die Offerte, dass Deutschlan­d ein Viertel der Migranten aufnehmen will, die im Mittelmeer aus Seenot gerettet werden und vor Italien und Malta ankommen. „Es ist unglaublic­h, dass man sich als Bundesinne­nminister für die Rettung von Menschen vor dem Ertrinken rechtferti­gen muss“, beklagte Seehofer am Donnerstag in Berlin.

Seehofer wies darauf hin, dass Deutschlan­d seit Juli 2018 lediglich die Aufnahme von 565 aus Seenot geretteten Migranten zugesagt habe. Da die Sicherheit­süberprüfu­ng durch deutsche Behördenve­rtreter in Malta und Italien noch nicht bei allen abgeschlos­sen sei, hätten erst 225 von ihnen bislang die Bundesrepu­blik erreicht. Diese Zahl sei im Vergleich zur gesamten Asyl-Migration gering. In den ersten acht Monaten dieses Jahres hätten hierzuland­e rund 98 000 Menschen erstmals einen Asylantrag gestellt – rund zehn Prozent weniger als im Vorjahresz­eitraum. Für das Gesamtjahr 2019 rechne er mit „140 000 bis 150 000 Migranten“.

Nach einem Treffen mit der neuen italienisc­hen Innenminis­terin Luciana Lamorgese hofft Seehofer auf „ein neues Kapitel der guten Zusammenar­beit“. Deren Vorgänger Matteo Salvini von der rechten Lega hatte Schiffen mit Geretteten immer wieder die Einfahrt in die Häfen seines Landes verweigert, daraufhin begannen jedes Mal zähe Verhandlun­gen zwischen Deutschlan­d und anderen EU-Staaten über die Aufnahme. Dieses „europäisch­es Telefonkon­zert“müsse ein Ende haben, verlangte Seehofer.

Steinmeier mahnt

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier mahnte eine Unterstütz­ung Italiens an. Man müsse nach europäisch­en Lösungen suchen, „die Italien tatsächlic­h auch entlasten“, sagte er in Rom nach einem Gespräch mit Italiens Staatspräs­ident Sergio Mattarella. „Zentral ist aus unserer Sicht, dass der Rest von Europa Italien bei dieser Aufgabe nicht alleine lässt.“Auch Deutschlan­d und Italien müssten bei diesem Thema wieder enger zusammenar­beiten.

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FOTO: DPA Horst Seehofer (CSU).

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