Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kreissparkasse schließt Strafzinsen für Privatkunden aus
Immer mehr Sparer weichen auf Wertpapieranlagen aus
RAVENSBURG - „Wir wollen, können, müssen für unsere Privatkunden keine Minuszinsen erheben“, erklärte Heinz Pumpmeier, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Ravensburg, bei einem Pressegespräch am Donnerstag. Er sehe gegenwärtig auch keine Anzeichen dafür, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert. Obwohl die Inflation das Geldvermögen der Sparer mindert, sei der Sparwille bei den Kunden der Kreissparkasse (KSK) ungebrochen, so Pumpmeier.
Allerdings weichen immer mehr von ihnen auf Anlagen in Wertpapiere aus, die eine ordentliche Rendite abwerfen. Mit einem Kundengeschäftsvolumen von 8,99 Milliarden Euro zum 30. Juni 2019 verzeichnet das Geldinstitut gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt eine Steigerung um 2,8 Prozent. Im selben Zeitraum stieg das Kundengeldvermögen um 4,2 Prozent auf 4,99 Milliarden Euro. 1,16 Milliarden Euro wurden in Wertpapiere angelegt (plus 5,2 Prozent). Daraus erzielten die Anleger laut Pumpmeier eine Rendite von knapp 20 Millionen Euro. Er führt das auf eine intensive Beratungstätigkeit zurück, für die das Geldinstitut in diesem Jahr mehrfach ausgezeichnet worden sei. Weil immer mehr Kunden ihre Geldgeschäfte online erledigen, bleibe den KSKMitarbeitern Zeit für eine intensive Anlageberatung, auch wenn die Belegschaft weiterhin leicht schrumpft. Derzeit sind es 756 (minus 1,2 Prozent). Aktuell führt die KSK annähernd 92 000 Onlinekonten.
Von Geschäftskunden nimmt die KSK bereits seit zwei Jahren Gebühren für Einlagen ab 500 000 Euro. „Auch ihnen raten wir, möglichst auf Wertpapiere auszuweichen“, berichtet Pumpmeier. Dennoch wollte er die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht weiter kommentieren und verwies auf die Stellungnahmen von Bundesbankpräsident Jens Weidmann: „Wenn ein Bischof den Papst kritisiert, soll der Messdiener schweigen.“Aber der Staat solle die Zinsersparnisse auf seine Schulden an die Sparer weitergeben und die private Vermögensbildung besser fördern.
Für eine Immobilienblase, wie sie vor der Finanzkrise 2008 in den USA zu beobachten war, sieht der KSK-Vorstand zumindest in der Region keine Anzeichen, obwohl die private wie geschäftliche Kreditnachfrage unverändert hoch sei. Vorstand Norbert Martin spricht von einer anhaltend robusten Konjunktur in seinem Geschäftsbereich: „Bis Jahresmitte hielten sich zwar viele Geschäftskunden mit Investitionskrediten auffallend zurück. Aber das Blatt hat sich in den Sommermonaten deutlich gedreht, sodass wir bis Jahresende das Rekordergebnis von 2018 fast wieder erreichen könnten.“Vollbeschäftigung, eine gute Auftragslage und deutliche Lohnsteigerungen zeichneten auch 2019 unsere Region aus. Bei den aktuell 193 200 Kunden bestehe ein verschwindend geringes Kreditausfallrisiko, obwohl hier viele Betriebe für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer arbeiten. Sie seien aber breit aufgestellt und vorwiegend im Dienstleistungsbereich tätig. „Trotzdem müssen wir aufmerksam bleiben“, warnte Martin, „weil viele ihrer Kunden ernsthafte Probleme haben.“Dank einer neuen Software sei die KSK nun in der Lage, in kürzester Zeit Anträge über private Kleinkredite zu bearbeiten und zu entscheiden, berichtete Martin weiter. Im Augenblick laufe das noch über die Berater. Bald soll das auch der Kunde online erledigen können.
Weitgehend abgeschlossen ist nach den Worten von Vorstand Manfred Schöner der Abbau von Filialen. Wenn zum Jahresende die Filiale in Gebrazhofen schließt, werde das Netz von 35 Niederlassungen beibehalten. Überall habe man an den alten Standorten einen Geldausgabeautomaten und Kontoausdrucksdrucker belassen oder den Standort an einen besser erreichbaren Platz verlegt. Im Centerpark in Leutkirch habe die KSK sogar eine zusätzliche SB-Station eingerichtet.
Die Summe des ausgegebenen Bargelds schrumpfe zwar, nicht aber die Zahl der Abhebungen, die Schöner mit 3,4 Millionen pro Jahr angibt.