Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weingarten setzt Hochwasser­schutz um

Stadt erhöht Damm im Bereich Marienkirc­he und die Ufermauer an der Brücke in der Ravensburg­er Straße

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Es ist eine der größten Hochwasser­skatastrop­hen in Weingarten gewesen: Nach heftigen Regenfälle­n über 24 Stunden trat die Scherzach über die Ufer und überschwem­mte vor allem die Scherzachs­traße. Knapp acht Jahre nach der Überschwem­mung sind neue Maßnahmen zum Schutz vor einer weiteren Katastroph­e umgesetzt worden.

52 Einsätze hatte die Weingarten­er Feuerwehr binnen weniger Stunden zu bewältigen. Hilfe kam auch von den Feuerwehre­n aus Baindt, Baienfurt und Berg. Keller waren überflutet, eine Tiefgarage beim katholisch­en Gemeindeha­us lief voll, Anwohner mussten teilweise in Notquartie­ren untergebra­cht werden, weil sie nicht in ihre Wohnungen zurückkehr­en konnten.

Von einem Jahrhunder­thochwasse­r konnte aber nicht die Rede sein. Nach Meinung von Experten hätte das Scherzachb­ett das Wasser aufnehmen können. Die Hauptursac­he dieser Überschwem­mung war die Verstopfun­g der Brücke zum Anwesen in der Scherzachs­traße 24-32. Holzarbeit­en im Einzugsgeb­iet der Scherzach hatten dazu geführt, dass Schwemmhol­z und dicke Baumstämme vom Wasser mitgerisse­n wurden und den Brückendur­chgang blockierte­n.

Geld für Sofortmaßn­ahmen

Seit 2011 hat die Stadt Maßnahmen ergriffen und insgesamt rund 340 000 Euro in den Hochwasser­schutz investiert. Eine der Maßnahmen betraf die Scherzachb­rücke auf Höhe der Gebäude Scherzachs­traße 24-32. Wasser- und Abwasserro­hre waren bei der Brücke damals noch so gelegt, dass sie in den Querschnit­t der Scherzach hineinragt­en.

Diese Rohre wurden entfernt und die Leitungen an eine andere Stelle verlegt. Eine weitere Engstelle auf Höhe des Gebäudes Scherzachs­traße 12 wurde ebenfalls beseitigt, in dem die Überbauung­en komplett entfernt worden sind. Außerdem wurde der seinerzeit stark beschädigt­e Fußgängers­teg zum Barbarossa­stein komplett erneuert und der Hang neu abgesicher­t.

Doch bei diesen Maßnahmen blieb es nicht. Von einem Fachingeni­eurbüro ließ die Stadt ein Hochwasser­schutzkonz­ept erarbeiten, dass auch einem Hochwasser standhalte­n kann – wie es seit hundert Jahren nicht mehr gab. Dieses Konzept genehmigte das Landratsam­t im Juli vergangene­n Jahres. Während des Genehmigun­gsverfahre­ns konnte die Stadt bereits einige Hochwasser­schutzmaßn­ahmen wegen Baugebiets­erschließu­ngen ergreifen, um zumindest dort schon für mehr Sicherheit zu sorgen.

Es waren dies im Einzelnen der Bau eines bachbeglei­tenden Dammes als Fußweg am linken Ufer im Baugebiet Kuenstraße Nord im Jahr 2014, die Erhöhung der Scherzachu­fermauer beim Anwesen Scherzachs­traße 12 mitsamt Abbruch der bestehende­n Garage und des Fußgängers­tegs im Jahr 2013/ 2014, die Erhöhung der bestehende­n Ufermauer beim Anwesen Ravensburg­er Straße 2 im Jahr 2015, sowie die Einrichtun­g einer Dammbalken­wand beim Pilgerdenk­mal an der Ochsengass­e, ebenfalls im Jahr 2015.

Komplett Ende 2021

Insgesamt stehen aber noch 13 Maßnahmen an. Zwei weitere davon sind nun umgesetzt, wie Annette Mehrle, Abteilungs­leiterin Tiefbau und Grünfläche­n bei der Stadt Weingarten, im Technische­n Ausschuss am Montagaben­d informiert­e. Im Bereich der Marienkirc­he wurde der Damm auf der linken Uferseite um 30 bis 60 Zentimeter aufgestock­t. Im Bereich der Brücke in der Ravensburg­er Straße wurde rechtsseit­ig die Ufermauer erhöht. Weitere Ufermauere­rhöhungen entlang der Scherzach sind geplant, stromaufwä­rts in den Bereichen der Brücke an der Friedhofst­raße, beim Schlössle und im Bereich der Scherzachs­traße. Die Maßnahmen sollen bis Ende 2021 komplett umgesetzt sein. Dann wäre das Stadtgebie­t Weingarten vor einem Jahrhunder­thochwasse­r geschützt.

 ?? ARCHIVFOTO: SYBILLE GLATZ ?? Die Hauptursac­he der Überschwem­mung im August 2011 war die Verstopfun­g der Brücke zum Anwesen in der Scherzachs­traße 24-32.
ARCHIVFOTO: SYBILLE GLATZ Die Hauptursac­he der Überschwem­mung im August 2011 war die Verstopfun­g der Brücke zum Anwesen in der Scherzachs­traße 24-32.
 ?? ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE ?? Mit Baggern musste das Holz entfernt werden.
ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Mit Baggern musste das Holz entfernt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany