Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingarten setzt Hochwasserschutz um
Stadt erhöht Damm im Bereich Marienkirche und die Ufermauer an der Brücke in der Ravensburger Straße
WEINGARTEN - Es ist eine der größten Hochwasserskatastrophen in Weingarten gewesen: Nach heftigen Regenfällen über 24 Stunden trat die Scherzach über die Ufer und überschwemmte vor allem die Scherzachstraße. Knapp acht Jahre nach der Überschwemmung sind neue Maßnahmen zum Schutz vor einer weiteren Katastrophe umgesetzt worden.
52 Einsätze hatte die Weingartener Feuerwehr binnen weniger Stunden zu bewältigen. Hilfe kam auch von den Feuerwehren aus Baindt, Baienfurt und Berg. Keller waren überflutet, eine Tiefgarage beim katholischen Gemeindehaus lief voll, Anwohner mussten teilweise in Notquartieren untergebracht werden, weil sie nicht in ihre Wohnungen zurückkehren konnten.
Von einem Jahrhunderthochwasser konnte aber nicht die Rede sein. Nach Meinung von Experten hätte das Scherzachbett das Wasser aufnehmen können. Die Hauptursache dieser Überschwemmung war die Verstopfung der Brücke zum Anwesen in der Scherzachstraße 24-32. Holzarbeiten im Einzugsgebiet der Scherzach hatten dazu geführt, dass Schwemmholz und dicke Baumstämme vom Wasser mitgerissen wurden und den Brückendurchgang blockierten.
Geld für Sofortmaßnahmen
Seit 2011 hat die Stadt Maßnahmen ergriffen und insgesamt rund 340 000 Euro in den Hochwasserschutz investiert. Eine der Maßnahmen betraf die Scherzachbrücke auf Höhe der Gebäude Scherzachstraße 24-32. Wasser- und Abwasserrohre waren bei der Brücke damals noch so gelegt, dass sie in den Querschnitt der Scherzach hineinragten.
Diese Rohre wurden entfernt und die Leitungen an eine andere Stelle verlegt. Eine weitere Engstelle auf Höhe des Gebäudes Scherzachstraße 12 wurde ebenfalls beseitigt, in dem die Überbauungen komplett entfernt worden sind. Außerdem wurde der seinerzeit stark beschädigte Fußgängersteg zum Barbarossastein komplett erneuert und der Hang neu abgesichert.
Doch bei diesen Maßnahmen blieb es nicht. Von einem Fachingenieurbüro ließ die Stadt ein Hochwasserschutzkonzept erarbeiten, dass auch einem Hochwasser standhalten kann – wie es seit hundert Jahren nicht mehr gab. Dieses Konzept genehmigte das Landratsamt im Juli vergangenen Jahres. Während des Genehmigungsverfahrens konnte die Stadt bereits einige Hochwasserschutzmaßnahmen wegen Baugebietserschließungen ergreifen, um zumindest dort schon für mehr Sicherheit zu sorgen.
Es waren dies im Einzelnen der Bau eines bachbegleitenden Dammes als Fußweg am linken Ufer im Baugebiet Kuenstraße Nord im Jahr 2014, die Erhöhung der Scherzachufermauer beim Anwesen Scherzachstraße 12 mitsamt Abbruch der bestehenden Garage und des Fußgängerstegs im Jahr 2013/ 2014, die Erhöhung der bestehenden Ufermauer beim Anwesen Ravensburger Straße 2 im Jahr 2015, sowie die Einrichtung einer Dammbalkenwand beim Pilgerdenkmal an der Ochsengasse, ebenfalls im Jahr 2015.
Komplett Ende 2021
Insgesamt stehen aber noch 13 Maßnahmen an. Zwei weitere davon sind nun umgesetzt, wie Annette Mehrle, Abteilungsleiterin Tiefbau und Grünflächen bei der Stadt Weingarten, im Technischen Ausschuss am Montagabend informierte. Im Bereich der Marienkirche wurde der Damm auf der linken Uferseite um 30 bis 60 Zentimeter aufgestockt. Im Bereich der Brücke in der Ravensburger Straße wurde rechtsseitig die Ufermauer erhöht. Weitere Ufermauererhöhungen entlang der Scherzach sind geplant, stromaufwärts in den Bereichen der Brücke an der Friedhofstraße, beim Schlössle und im Bereich der Scherzachstraße. Die Maßnahmen sollen bis Ende 2021 komplett umgesetzt sein. Dann wäre das Stadtgebiet Weingarten vor einem Jahrhunderthochwasser geschützt.