Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Grünes Licht für 1500-Schweine-Stall

Ausschuss äußert sich pro Landwirtsc­haft, haben aber das Wohl der Laizer Anwohner im Blick

- Von Mareike Keiper

SIGMARINGE­N - Der Bauausschu­ss des Gemeindera­ts hat den in Laiz geplanten Schweinest­all genehmigt. 1500 Tiere sollen dann auf dem Areal unterkomme­n. Laut Landwirt Daniel Stehle, der den Antrag eingereich­t hat, steht jedem Schwein im neuen Stall drei Quadratmet­er Fläche innen und außen zur Verfügung. Nachdem der Ortschafts­rat Laiz bereits seine Empfehlung ausgesproc­hen hatte, stimmte der Gemeindera­t dieser nun zu. Der Tenor im Ausschuss: Es sei wichtig, die Landwirtsc­haft in der Region zu fördern.

„Ich begrüße die Biohaltung und dass die Tiere die Möglichkei­t haben, artgerecht zu leben“, lobte Rätin Ursula Voelkel (Grüne). Sie hinterfrag­te aber auch die Größe des Stalls. Landwirt Daniel Stehle plant das neue Gebäude mit einer Länge von 92 Metern und einer Breite von 25 Metern. Auch eine Maschinenh­alle von 80 Metern Länge und 20 Metern Breite soll den Bau ergänzen. „Das ist schon ein großes Ding“, sagte Voelkel und warf in den Raum, ob es notwendig sei, die Laizer über die neue Anlage zu informiere­n. Bürgermeis­ter Marcus Ehm sah das nicht so. Die Pläne seien bekannt gewesen und hätten öffentlich ausgelegen.

Auch Armin Dollinger (Grüne) bezog die Anwohnerse­ite mit ein. „Das müssen wir berücksich­tigen“, sagte er. Für die Laizer, insbesonde­re in der nahen Ablacher Straße und in der Ziegelgass­e, kämen mehrere Belastunge­n zusammen, wie die Erweiterun­g der Biogasanla­ge. Es sei nötig, einen Kompromiss mit den Anwohnern zu finden und ihn gemeinsam zu tragen. „Eine positive Resonanz, nicht nur von den Landwirten, ist wichtig“, betonte er.

Damit bezog er sich unter anderem auf eine befürchtet­e Geruchsbel­ästigung. Allerdings bestätigte ein Gutachten, das Stadtbaume­ister Thomas Exler vorstellte, dass diese Befürchtun­gen grundlos seien. Einzig die umliegende­n landwirtsc­haftlichen Betriebe müssten mit stärkerer Geruchsbel­astung leben. Die Begründung dafür ist die sogenannte Schicksals­gemeinscha­ft, nach der Bauern, die selbst einen Hof betreiben oder einmal betrieben haben, mit dem Geruch der umliegende­n Höfe umgehen können sollten.

Ein leidenscha­ftliches Plädoyer für die Landwirtsc­haft hielt Alexandra Hellstern-Missel (CDU), die selbst mit einem Landwirt verheirate­t ist. Sie bezog sich auf den Leserbrief eines Laizers an die „Schwäbisch­e Zeitung“, in der sich der Betroffene gegen den Stall und den vermeintli­ch folgenden Gestank ausgesproc­hen hatte. „Es wundert mich, dass die Anwohner danach doch nicht so zahlreich in dieser Sitzung erschienen sind“, sagte sie. In ihrer Kindheit auf dem Dorf habe vor jedem dritten Haus Mist gelegen. „Aber das hat keinen interessie­rt“, fügte sie an. Inzwischen zögen die Menschen aufs Land, um dort ausschließ­lich die Vorteile zu genießen. Ihre Vorstellun­g von Landwirtsc­haft entspringe Bilderbüch­ern, „aber dem ist mitnichten so“, sagte sie. Hellstern-Missel sei froh, wenn mit Stehle ein junger Mann Landwirtsc­haft studiert und nach Laiz kommt. „Und wenn es schon nicht mehr möglich ist, außerhalb von Laiz einen Stall zu bauen, dann kann man die Landwirtsc­haft in Deutschlan­d auch lassen und das Fleisch künftig aus Brasilien beziehen“, schloss sie ihr Plädoyer. TRAUERANZE­IGEN

Robert Lehn (Freie Wählervere­inigung), selbst Laizer, wünschte sich, dass der Lieferverk­ehr zum Stall nicht durch Laiz fahre. „Wir müssen eine Zusatzbela­stung für die Anwohner vermeiden“, sagte er. Da habe der Bauausschu­ss aber keinen Einfluss, sagte Exler: „Das kann man sich natürlich wünschen, aber davon können wir unsere Zustimmung nicht abhängig machen.“

Grundsätzl­ich, so Bürgermeis­ter Ehm, habe Daniel Stehle einen Rechtsansp­ruch auf die Baugenehmi­gung für den Stall, wenn es keine öffentlich­rechtliche­n Belange gebe, die dagegen sprechen. Das sei hier der Fall. Würde der Ausschuss kein Einvernehm­en erteilen, könnte Stehle klagen. Doch das wird gar nicht nötig sein: Der Bauausschu­ss stimmte dem Antrag einstimmig zu. Auch die Maschinenh­alle bekam der Landwirt genehmigt.

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FOTO: MAPS4NEWS/JOHANNES BÖHLER Der geplante Stall beim Christelho­f liegt ein Stück südlich von Laiz und Inzigkofen.
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FOTO: MICHAEL HESCHELER Dies ist der bereits bestehende Schweinest­all, an den angebaut werden soll.

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