Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Trump sitzt in der Klemme
Mit einer Portion Chuzpe will Iran die Spannungen am Persischen Golf zu seinen Gunsten nutzen. Ausgerechnet die Regierung in Teheran, die von den USA und Saudi-Arabien als Kriegstreiber verurteilt wird, stellt nun einen Plan für Sicherheit und Frieden in der Straße von Hormus vor. Gleichzeitig unterbreiteten die – mit Iran verbündeten – Huthi-Rebellen im Jemen ein Angebot zur Deeskalation und ernteten damit Lob von den Vereinten Nationen. Eine Woche nach den mutmaßlich von Iran organisierten Luftangriffen auf saudische Ölanlagen hat Teheran im Streit mit Washington und Riad die Oberhand. US-Präsident Donald Trump wirkt ratlos.
Der Plan des iranischen Präsidenten Hassan Ruhani ist ein Gegenentwurf zu den Bemühungen der USA, einen Geleitschutz für Öltanker im Golf zu organisieren. Zugleich ist der Vorschlag ein Zeichen des Selbstbewusstseins Irans. Der Land ist sich sicher, dass die USA nicht mit einem vernichtenden Militärschlag auf die Luftangriffe in Saudi-Arabien reagieren werden.
Trump sitzt in der Klemme. Bisher hat er lediglich eine Truppenverstärkung am Golf zur Verteidigung von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie neue Sanktionen gegen Teheran angekündigt. Er zögert aber mit Militärschlägen, weil er damit einen Flächenbrand auslösen könnte. Iran droht mit einer Reaktion, die neue Angriffe der Hisbollah, der iranischen Partnerin im Libanon, auf Israel einschließen könnte. Auch US-Truppen am Golf, im Irak, in Syrien und in Afghanistan könnten unter Beschuss geraten. Dabei hatte Trump seinen Wählern versprochen, er wolle die außenpolitischen Abenteuer der USA beenden.
Politische Optionen hat Trump wegen seines eigenen Verhaltens nur wenige: Seine Politik des „maximalen Drucks“auf Teheran hat die Lage am Golf weiter destabilisiert – statt die iranische Regierung in die Schranken zu weisen. Iran ist heute gefährlicher für die US-Verbündeten am Golf als vor Trumps Aufkündigung des internationalen Atomvertrages mit Teheran im vergangenen Jahr.