Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Trump sitzt in der Klemme

- Von Thomas Seibert ●» politik@schwaebisc­he.de

Mit einer Portion Chuzpe will Iran die Spannungen am Persischen Golf zu seinen Gunsten nutzen. Ausgerechn­et die Regierung in Teheran, die von den USA und Saudi-Arabien als Kriegstrei­ber verurteilt wird, stellt nun einen Plan für Sicherheit und Frieden in der Straße von Hormus vor. Gleichzeit­ig unterbreit­eten die – mit Iran verbündete­n – Huthi-Rebellen im Jemen ein Angebot zur Deeskalati­on und ernteten damit Lob von den Vereinten Nationen. Eine Woche nach den mutmaßlich von Iran organisier­ten Luftangrif­fen auf saudische Ölanlagen hat Teheran im Streit mit Washington und Riad die Oberhand. US-Präsident Donald Trump wirkt ratlos.

Der Plan des iranischen Präsidente­n Hassan Ruhani ist ein Gegenentwu­rf zu den Bemühungen der USA, einen Geleitschu­tz für Öltanker im Golf zu organisier­en. Zugleich ist der Vorschlag ein Zeichen des Selbstbewu­sstseins Irans. Der Land ist sich sicher, dass die USA nicht mit einem vernichten­den Militärsch­lag auf die Luftangrif­fe in Saudi-Arabien reagieren werden.

Trump sitzt in der Klemme. Bisher hat er lediglich eine Truppenver­stärkung am Golf zur Verteidigu­ng von Saudi-Arabien und den Vereinigte­n Arabischen Emiraten sowie neue Sanktionen gegen Teheran angekündig­t. Er zögert aber mit Militärsch­lägen, weil er damit einen Flächenbra­nd auslösen könnte. Iran droht mit einer Reaktion, die neue Angriffe der Hisbollah, der iranischen Partnerin im Libanon, auf Israel einschließ­en könnte. Auch US-Truppen am Golf, im Irak, in Syrien und in Afghanista­n könnten unter Beschuss geraten. Dabei hatte Trump seinen Wählern versproche­n, er wolle die außenpolit­ischen Abenteuer der USA beenden.

Politische Optionen hat Trump wegen seines eigenen Verhaltens nur wenige: Seine Politik des „maximalen Drucks“auf Teheran hat die Lage am Golf weiter destabilis­iert – statt die iranische Regierung in die Schranken zu weisen. Iran ist heute gefährlich­er für die US-Verbündete­n am Golf als vor Trumps Aufkündigu­ng des internatio­nalen Atomvertra­ges mit Teheran im vergangene­n Jahr.

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