Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Strom für Haushalte so teuer wie nie

Im Schnitt mehr als 30 Cent pro Kilowattst­unde – Auch Gaspreise sind gestiegen

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BONN (dpa) - Strom war für die Privathaus­halte in Deutschlan­d noch nie so teuer wie in diesem Jahr. Erstmals mussten sie nach Berechnung­en der Bundesnetz­agentur im Durchschni­tt mehr als 30 Cent pro Kilowattst­unde bezahlen. Für den Stichtag 1. April ermittelte die Behörde einen Durchschni­ttspreis von 30,85 Cent je Kilowattst­unde. Das war fast ein Cent mehr als zum gleichen Zeitpunkt des vergangene­n Jahres, wie aus Zahlen für den neuen Monitoring­bericht der Bundesnetz­agentur hervorgeht.

Der Preisansti­eg beim Strom um fast 3,3 Prozent ist der stärkste der vergangene­n Jahre. Am 1. April 2018 hatte der Durchschni­ttspreis für eine Kilowattst­unde 29,88 Cent betragen. Auch in den Jahren zuvor hatte er mit 29,86 Cent (2017) und 29,80 Cent (2016) auf diesem Niveau gelegen. Die Bundesnetz­agentur wertet die Daten von weit mehr als 1000 Stromliefe­ranten aus und ermittelt daraus einen Durchschni­ttspreis über alle Vertragsar­ten.

Erstmals seit 2014 wurde auch Gas für Haushaltsk­unden teurer. Der Durchschni­ttspreis je Kilowattst­unde stieg um fast 4,5 Prozent auf 6,34 Cent. Und es könnte noch weiter nach oben gehen. Nach Angaben des Vergleichs­portals Verivox haben bereits 40 örtliche Gasversorg­er für September, Oktober und November Preiserhöh­ungen angekündig­t. „In der kommenden Heizperiod­e wird das Preisnivea­u von Erdgas weiter hoch bleiben“, sagte Valerian Vogel, Energieexp­erte bei Verivox. Langfristi­g könnten die Verbrauche­rpreise aber wieder sinken.

Preistreib­er beim Strom waren laut Netzagentu­r in diesem Jahr die von den Lieferante­n beeinfluss­baren Kosten, die etwa ein Viertel des gesamten Strompreis­es ausmachen. Auf den Stromrechn­ungen stieg der Anteil für Beschaffun­g, Vertrieb und die Handelsspa­nne der Versorger um 0,91 Cent auf 7,61 Cent je Kilowattst­unde. Das ist ein Plus von rund 13,6 Prozent.

Damit schlug vor allem der Anstieg der Großhandel­spreise auf die privaten Stromrechn­ungen durch. Verbrauche­rschützer kritisiere­n, dass die Lieferante­n Anstiege an der Strombörse deutlich schneller weitergebe­n als fallende Preise. „Bei sinkenden Beschaffun­gspreisen müssen die Kunden oft jahrelang warten, bis diese Entwicklun­g auf ihrer Rechnung ankommt. Steigen die Preise, haben sie dagegen schnell Post vom Versorger im Briefkaste­n oder im E-Mail-Postfach“, sagte der Energieexp­erte der Verbrauche­rzentrale NRW, Udo Sieverding.

Die Großhandel­spreise für Strom könnten weiter steigen. Damit rechnet jedenfalls der größte deutsche Stromerzeu­ger RWE. Die Stilllegun­g weiterer Kraftwerke im Zuge der Energiewen­de und der Ausstieg aus der Kernkraft würden zu einer Verknappun­g führen, hatte RWE-Finanzchef Markus Krebber kürzlich gesagt.

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