Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Spaß haben und das Gedächtnis trainieren
Aichstettener Klöppelgruppe führt Frauen von Bad Wurzach bis Neu-Ulm zusammen
AICHSTETTEN/BAD WURZACH Verdrehen, Verknüpfen und Verschlingen von Fäden im Mehrfachsystem heißt es alle 14 Tage im Haus der Vereine in Aichstetten. Hier treffen sich regelmäßig zahlreiche Frauen aus Aichstetten, Bad Wurzach, Neu-Ulm, Illerbeuren, Winterstetten und Kimratshofen, um gemeinsam dem alten Handwerk nachzugehen. Die Klöppelgruppe gehört dem Heimat- und Trachtenverein Aichstetten an.
Beim Wort Klöppeln denken viele Menschen an kleine weiße Spitzendeckchen. Dass aus dieser Handarbeit noch viel mehr schöne Dinge entstehen können, beweisen regelmäßig zahlreiche Frauen der Region. Jeden zweiten Freitag im Monat wird im Haus der Vereine in Aichstetten gemeinsam geklöppelt, was das Zeug hält.
Dabei entstehen nicht nur die verschiedensten Tischläufer und Tischdecken oder Kissenbezüge, sondern auch Schals, hübsche Bildchen für Postkarten oder Dekorationen für die verschiedensten Anlässe, wie Weihnachten oder Ostern. Zum Sortiment gehören auch Strumpfbänder für Hochzeiten oder Spitzen für Taufkleider.
„Ich habe für meine Enkelzwillinge Spitzen für ihre Taufkleider hergestellt. Dafür habe ich pro Festtagskleidung nicht nur sieben Meter Spitze benötigt, sondern auch jeweils etwa 168 Arbeitsstunden investiert“, erzählte Anna Debus, die die Gruppe leitet und im Jahr 2000 gründete.
Klöppeln dient den Fadenkünstlerinnen jedoch nicht nur dazu, das alte Handwerk nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern auch dazu, sich geistig in einer lustigen Runde fit zu halten.
Selbstverständlich ist hier auch, dass die Erfahrenen den Neueinsteigern zeigen, wie die alte Handarbeit funktioniert. „Ich habe hier als Laie angefangen und sofort Hilfe erhalten, denn hier schaut jeder nach dem anderen. Sie gaben mir ein Brett sowie Garn, und dann ging’s los. Am selben Abend habe ich solange geübt, bis ich die Geheimnisse des Klöppelns einigermaßen innehatte“, erzählt Manuela Gut-Herold aus Neu-Ulm.
Gleichzeitig erklärt sie: „Uns ist es einfach wichtig, dass dieses alte Handwerk nicht in Vergessenheit gerät. Außerdem treffen wir uns regelmäßig, haben gemeinsam viel Spaß und erhalten gleichzeitig ein wahres Gedächtnistraining, das unseren Verstand so richtig fordert.“
Die Klöppel sind in den allermeisten Fällen paarweise an einem Klöppelkissen befestigt. Beim Klöppeln werden die Fäden von mindestens zwei Paar Klöppeln durch Kreuzen und Drehen der Klöppel miteinander verflochten.
Je nach Muster und Klöppeltechnik kann die Anzahl der verwendeten Klöppel mehrere Hundert betragen. Dies geschieht meist anhand des darunter befestigten Klöppelbriefes nach vorgegebenem Muster, kann aber auch frei ohne Mustervorgabe (Freihandspitzen) erfolgen. Während des Klöppelns wird die Klöppelarbeit mit Stecknadeln auf dem Klöppelkissen fixiert. Nach der Fertigstellung der Spitze werden sie wieder herausgezogen, um das Werk vom Klöppelkissen abnehmen zu können.
Das am meisten benutzte Material für Klöppelspitzen ist Leinengarn, da die Fäden sehr reißfest sind. Es werden aber auch Seiden- und Baumwollgarne verwendet.
Wer bei der Klöppelgruppe, der aktuell 14 Mitglieder angehören, mitmachen möchte, kann sich bei Organisatorin Anna Debus unter der Telefonnummer 07565 / 1642 oder bei Klöpplerin Berta Jarsen unter der Telefon 07565 / 1882 melden.
Treffpunkt ist jeden zweiten Freitagabend (außer in den Sommermonaten) jeweils um 19 Uhr im Haus der Vereine. Während der Wintermonaten werden die Zusammenkünfte wegen der früher einsetzenden Dunkelheit früher beginnen.