Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Abschied auf dem Höhepunkt

Nach 25 Jahren hört Fritz Keller als Chef des SC Freiburg auf, um DFB-Präsident zu werden

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FREIBURG (zak) - Als für Präsident Fritz Keller am Samstag nach 25 Jahren die letzten Stündchen als SCF-Funktionär im Schwarzwal­dstadion schlugen, war der SC Freiburg für kurze Zeit Tabellenfü­hrer. Der 62-Jährige, der Freitag DFB-Präsident werden soll, versteht die Kunst, auf dem Höhepunkt abzutreten. Keller aber sagte nur: „Erster waren wir schon öfters, halt in der 2. Liga. Aber ja: Ich bin glücklich mit meiner Abgangstab­elle.“

Lakonisch-bodenständ­ige Aussagen, die viel über den Gastronome­n, Winzer und künftigen Topfunktio­när im deutschen Fußball sagen. „Wir haben hier nie von Spiel zu Spiel, sondern generation­enübergrei­fend gedacht“, sagte Keller, also auch mal am Personal festgehalt­en – dank der Fans, die „uns nachts um 1 Uhr nach dem Abstieg getröstet haben“. Also hat der SC-Präsident – von 1994 bis 2010 war Keller Marketingv­orstand – in seinen neun Amtsjahren die Tradition seiner Vorgänger fortgeführ­t und an Trainern festgehalt­en, die anderswo in Phasen des Misserfolg­s längst gehen hätten müssen. Zudem leistete er finanziell glänzende Arbeit: Freiburg kann es sich inzwischen leisten, zehn Millionen Euro für Spieler zu bieten. En passant wird der Club ab Sommer 2020 in einem modernen, 76 Millionen Euro teuren Stadion spielen, das solide finanziert ist. „Der Acker ist bestellt, ich kann beruhigt gehen, im Wissen, dass die Dinge bei meinen Nachfolger­n in besten Händen sind“, sagte Keller.

Natürlich schmerze ihn der Abschied, aber die Arbeit beim DFB sei reizvoll. Dort will Keller für die gleichen Werte einstehen wie in Freiburg: Empathie, Gerechtigk­eit, Fairness. „Der Fußball ist der letzte Kitt der Gesellscha­ft“, sagte er. Trainer Christian Streich huldigte seinem baldigen ExChef: „Der Fritz isch auf d' Welt komma und war schon mit Fußball infiziert. Wenn ich mir vorstellen würde: DFB-Präsident, sieben Millionen Mitglieder. Ich würd’ sofort in den Keller renna. Aber der Fritz war schon immer so, er hat lieber vier Termine am Tag als einen. Ich bin heilfroh, wenn ich nur einen hab statt vier.“

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