Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Söder spottet über Käpt’n Iglo
CSU-Chef teilt gegen Grünen-Chef Habeck aus
PASSAU - Seine Fans waren nicht enttäuscht, im Gegenteil: Am Schluss seiner Rede auf dem politischen Aschermittwoch der CSU in Passau bekräftigte der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder seine Absage an eine persönliche Kanzlerkandidatur noch einmal mehr als deutlich: „Mein Platz ist in Bayern und nicht in Berlin.“Der Beifall in der Dreiländerhalle war demonstrativ kräftig.
Es sei schon wahr, wenn gesagt werde, Deutschland brauche einen Bayern an der Spitze, sagte er und nahm eine Anleihe bei Martin Luther: „Hier stehe ich als Ministerpräsident. Ich kann nicht anders, aber ich will auch nicht anders.“Außer Söder heimste der Parteivize und Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, die einzige stehende Ovation ein, als er von seiner Enttäuschung über die Mauscheleien um die EU-Kommissionspräsidentschaft nach der Europawahl im vergangenen Jahr sprach. Eine Niederlage sei es aber nur dann, wenn man nicht wieder aufsteht, sagte Weber: „Ich stehe wieder auf.“
Schon seit geraumer Zeit macht Söder keinen Hehl aus seiner Ansicht, dass der Hauptgegner der Union längst nicht mehr Rot, sondern Grün sei. Deshalb war es keine Überraschung, dass er sich in Passau in erster Linie die Grünen und ihren Vielleicht-Kanzlerkandidat Robert Habeck vorknöpfte. „Einen grünen Kanzler, den wollen wir nicht in
Deutschland“, trichterte Söder dem Auditorium ein. Das Grünen-Spitzenduo Baerbock/Habeck habe gegenüber der SPD-Doppelspitze Esken/Walter-Borjans eindeutig optische Vorteile. Aber das sei „sooo schwer ja nicht“, begab sich Söder ein wenig Richtung Gürtellinie. Von einem Kanzler Habeck, dem „Käpt’n Iglo der Grünen“, hätten die Deutschen vor allem viel Altes zu erwarten, nämlich Verbote und Belehrungen – „Mief der 1980er-Jahre“.
Zu den Themen AfD und Rechtsterrorismus vermied Söder lockere Sprüche. Der Rechtsterrorismus sei eine Herausforderung wie in den 1970er-Jahren die Rote Armee Fraktion. Auch für Sympathisanten dürfe es kein Pardon geben. Dabei verteidigte der CSU-Vorsitzende sogar grüne Politikerinnen. Wenn die bayerische Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze wegen eines Stinkefingers Richtung NPD Strafe zahlen müsse, die Grünen-Politikerin Renate Künast aber nach richterlichem Urteil schlimmste Beleidigungen über sich ergehen lassen müsse, dann stimme etwas nicht, sagte Söder.
Um das strikte Nein zu jeglicher Form der Zusammenarbeit mit den Rechtspopulisten dürfe es weder ein „Rumeiern noch ein Rumdrucksen“geben, forderte der CSU-Chef mit Blick nach Thüringen. Der niederbayerische CSU-Bezirksvorsitzende, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, positionierte die CSU zur Linkspartei: „Die Union darf niemals mit der Linkspartei gemeinsame Sache machen. Niemals, niemals!“