Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Marienplatz war so voll wie am Rutenfest“
RAVENSBURG - Die Fasnet ist vorbei: Die Ravensburger Schwarze-VeriZunft hat heuer noch doller als sonst gefeiert, nämlich ihren 50. Geburtstag. Ruth Auchter wollte von Vizezunftmeister Andreas Denda wissen, wie es aus seiner Sicht gelaufen ist.
Herr Denda, wie geht es Ihnen?
Abgesehen davon, dass meine Stimme nach den sechs Tagen, in denen ich viel geredet und auf der Bühne gestanden habe, weg ist, gut!
Hatten die Schwarze Veri eine tolle Geburtstagsparty?
Ja, die Fasnet 2020 war megaerfolgreich. Es gab keine Schwerverletzten und keine Unfälle. Als ich am Montagabend mit der Polizei telefoniert habe, kam die Rückmeldung, alles sei relativ friedlich und entspannt verlaufen. Da fällt uns als Vorstand ein Stein vom Herzen. Denn wir übernehmen am Gumpigen Donnerstag ja nicht nur symbolisch den Schlüssel vom OB, sondern als Veranstalter die komplette Verantwortung für die Feierlichkeiten. Damit alles gut und sicher läuft, hatten wir seit November zahlreiche Sitzungen mit Polizei, Sanitätern, Feuerwehr, Sicherheitsdiensten und dem Ordnungsamt der Feuerwehr.
Hatte der Amoklauf von Hanau Einfluss auf das Festgeschehen?
Natürlich hat uns, was dort geschehen ist, sehr betroffen gemacht. Aber die Feierlaune ließen wir uns nicht verderben.
Was war Ihr persönlicher Höhepunkt dieser Fasnet?
Das war ganz klar der Große Narrensprung
am Montag – die mehr als drei Stunden Umzug und dann die Party danach in der Ravensburger Innenstadt. Der Marienplatz war so voll wie sonst nur am Rutenfest. Das Wetter war super, es hat einfach alles gepasst.
Nun ist die Fasnet vorbei – was kommt jetzt?
Wir hängen die Plakate und die sogenannte Fasnetswäsche, also die bunten Bändel, die sich über die Straßen spannen, ab. Und wir haben den Schwörsaal, den wir seit Mittwochabend, als es mit dem Maskenbefreien begann, gemietet hatten, wieder geräumt. Hier fand am Donnerstag auch der Weiberball der Hexengruppe statt, auch die ganze Technik war dort drin. Normalerweise sind wir immer in der Zehntscheuer, aber für den runden Geburtstag haben wir den Schwörsaal gemietet. Ganz vorbei ist die Fasnet für mich noch nicht: Am kommenden Sonntag sind wir zu Gast beim Umzug in Wädenswil. Weil die Schweizer die Sonntage bis Ostern nicht mitzählen, beginnt die Fastenzeit dort eine Woche später als bei uns.
Ist das nicht komisch, noch mal im Häs zu springen, wenn Zuhause die Fasnet schon begraben ist?
Es ist schon ein bisschen eigenartig, aber ich freue mich auch. Vor allem, weil dort keiner von uns Verantwortung hat.
Was ist denn grundsätzlich Ihr Antrieb, bei der Fasnet so aktiv mitzumachen?
Es macht Spaß, in der Gemeinschaft (immerhin sind wir 1400 Mitglieder) zu feiern, das Brauchtum zu leben und diese Freude rauszutragen.